Auf dem Flügelweg soll eine Umweltspur für Busse und Radfahrer eingerichtet werden. Foto: J. Frintert

CDU und Team Zastrow gegen Busspur am Flügelweg

Im vergangenen Jahr hatte die Stadtverwaltung am Flügelweg eine temporäre Busspur eingerichtet, die auch von Radfahrern genutzt werden konnte. Am Ende dieses Verkehrsversuchs hatte Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) eine positive Bilanz gezogen und eine dauerhafte Umsetzung angekündigt.

In der vergangenen Woche hatte die Sächsische Zeitung berichtet, dass nun die bereits im November angekündigte Verstetigung des Verkehrsversuches umgesetzt werden solle. Der Straßenverkehrsbehörde würde ein entsprechender Antrag der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) vorliegen. Bericht auf saechsische.de.

Bei dem Verkehrsversuch hatte sich ergeben, dass die Fahrtzeiten für Busse im Berufsverkehr um durchschnittlich rund 35 Sekunden beschleunigt werden konnten. Die größten Einsparungen wurden in den Morgenstunden verzeichnet. Gleichzeitig erhöhte sich die Fahrzeit für den motorisierten Individualverkehr um durchschnittlich 53 Sekunden morgens und durchschnittlich 76 Sekunden nachmittags. Dabei geht es um den Verkehr in Richtung Cotta. In der Gegenrichtung wurden keine nennenswerten Veränderungen gemessen. Ein ausführliches Protokoll des Verkehrsversuches gibt es hier als PDF.

Leser von Pieschen-Aktuell hatten von deutlich längeren Staus berichtet, die sich teils bis weit über die Flügelwegbrücke bis auf die Washingtonstraße nach Übigau ausdehnten. Dieser Rückstau habe jedoch auch schon vor dem Verkehrsversuch bestanden, heißt es in der Untersuchung.

Anzeige

Dunkelromantische Mainächte im Alten Schlachthof am 31. Mai


Kritik der CDU und von Team Zastrow

Die CDU-Fraktion äußerte deutliche Kritik. „„Kühn plant das Verkehrschaos. Am Flügelweg könnte man anstatt nun vorprogrammierten Staus mit kleinen Veränderungen (durchgängige zweite Spur in Richtung Cotta) den gleichen Beschleunigungseffekt für den ÖPNV erreichen. Die Umsetzung dieser heftig umstrittenen Maßnahmen ist nicht Gegenstand der Haushaltsbegleitbeschlüsse. Wenn man ÖPNV beschleunigen will, gibt es genug abzustellende Langsamfahrstellen“, sagt der verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Veit Böhm. Falls keine Kurskorrektur erfolge, kündigte die CDU an, rechtliche und politische Mittel gegen das Verwaltungshandeln einzusetzen.

Auch die Fraktion Team Zastrow bezeichnete die Lösung an der Flügelwegbrücke als inakzeptabel. Fraktionschef Holger Zastrow sprach von einer Provokation gegenüber Autofahrenden. Der Verkehrsversuch sei mit Blick auf den gesamten Verkehr gescheitert. Zastrow warf Bürgermeister Kühn vor, eine gegen Autofahrende gerichtete Politik zu betreiben und kritisierte die Begründung der Verwaltung als unglaubwürdig.

Verkehrsversuch am Flügelweg - Foto: Archiv/J. Frintert

Verkehrsversuch am Flügelweg – Foto: Archiv/J. Frintert

ÖPNV beschleunigen: Langsamfahrstellen beseitigen

Die Antworten der Stadtverwaltung auf zwei Anfragen der Fraktion Team Zastrow hatten im April ergeben, dass es in Dresden mehr als 70 vorübergehende Langsamfahrstellen im Straßenbahnnetz gibt. Dabei handelt es sich um Gleisabschnitte, die nicht mit der für diesen Streckenabschnitt zulässigen Höchstgeschwindigkeit befahren werden dürfen, das kann durch den baulichen Zustand oder Bauarbeiten bedingt sein. In Pieschen betrifft das zum Beispiel die Leipziger Straße in Höhe des Ballhaus Watzke. Aus der Antwort der Stadtverwaltung im März geht hervor, dass sich durch die Einrichtung von Radfahrstreifen keine Langsamfahrstellen im Dresdner Straßenbahnnetz ergeben. Im Busnetz gibt es laut Stadtverwaltung keine Langsamfahrstellen. Die Anfragen der Fraktion Team Zastrow und die Antworten finden sich im Ratsinfosystem der Stadt Dresden, hier und hier.

Zum Thema „Langsamfahrstellen beseitigen“ hat sich auch das Bündnis „Mobilität für alle“ geäußert. „Diese Engpässe in der Infrastruktur sind schnellstmöglich zu beseitigen, um den ÖPNV zu beschleunigen und so im Endeffekt auch die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen“, sagt Michael Koch von dem Bündnis. Entsprechende Initiativen der Stadtratsfraktionen von CDU und Team Zastrow seien zu begrüßen.

„Allerdings müssen die dafür erforderlichen Mittel auch im städtischen Haushalt bereitgestellt werden, da die DVB selbst nicht über ausreichende Mittel verfügen“, so Koch. Derzeit lasse sich jedoch beobachten, dass sogar bereits geplante Bauprojekte ins Stocken geraten, da es an den nötigen finanziellen Ressourcen mangele. Neben langfristigen Investitionen in die Infrastruktur sei auch die Beschleunigung des ÖPNV durch verkehrsorganisatorische Maßnahmen von zentraler Bedeutung.

11 Kommentare zu “CDU und Team Zastrow gegen Busspur am Flügelweg

  1. Schweesdo Onie sagt:

    Hat Zastrow echt „Autofahrende“ gesagt? Er wird mir doch nicht woke auf seine alten Tage…!?

    • Jan Frintert sagt:

      Puh, jetzt hast Du mich aber erschreckt. Nein, natürlich nicht. Da ich aber nicht wörtlich zitierte, konnte ich diese Formulierung verwenden.

    • Falk S. sagt:

      In seinem Wahlprogramm findet man tatsächlich ab und zu so eine Formulierung. Zum Beispiel ist an einer Stelle von Studierenden statt Studenten die Rede. Aber ich denke, dass ist einfach beim Korrekturlesen durchgerutscht.

  2. Sara sagt:

    Sind 35 Sekunden! das wert?!
    Der Stau während des Verkehrsversuches war einfach nicht mehr zumutbar und es gibt nun mal Leute die nicht überall mit den (meist eh schon überfüllten) Öffis fahren können und auf das Auto angewiesen sind. Herr Kühn versucht gefühlt alle Autofahrer aus Dresden zu vertreiben. Realität ist nicht so sein Ding. Aber Hauptsache immer alles auf eigene Faust durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste.

    • Schweesdo Onie sagt:

      Falls ich den Artikel richitg verstanden habe, hat der „nicht zumutbare“ Stau im Berufsverkehr gar nichts mit dem Verkehrsversuch zu tun, sondern liegt an eben diesem Berufsverkehr…
      Die Busspur bringt eine kleine Verbesserung des ÖPNV und eine große Verbesserung für Radfahrer:innen. Gleichzeitig eine Verschlechterung für die (für den Stau verantwortlichen) Autos von paarundfünfzig oder -siebzig Sekunden. Die aber sind im Gegensatz zu den 35 Sekunden Gewinn, über die Sie sich so erregen, „nicht mehr zumutbar“? Sie wollen doch nicht aus ideologischen Gründen hier mit zweierlei Maß messen, oder?

  3. Renė sagt:

    Aber nix für ungut, wann und wo wettert Herr Zastrow nicht über die DVB, Radfahrer usw. Sofern sein geliebtes Auto auch nur 3 sec länger im Stau steht ist der Typ schon auf 180, Sollte mal zum Ausgleich Yoga machen oder so, Hilft den zwar trotzdem nicht mehr aber egal.

    Im Berufsverkehr steht man immer im Stau, das war so und wird so bleiben und ob der Autofahrer ne Minute länger wartet is egal, Er kann auch ne Minute eher losfahren wenn er das weiß, Der Fahrplan hat ne festgelegte Zeit und sollte bestenfalls eingehalten werden zumal das am Ende auch Kosten sind ob ich einen Bus mehr brauche oder nicht. Und der Stadtrat hat gemeint, inkl. Meckerfritze Zastrow, die DVB soll schneller werden um Kosten zu sparen. Also sollte er die Klappe halten und einfach mal mit Bus und Bahn fahren wie die Chefs der DVB im übrigen auch, die er ja auch kritisiert dieser Möchtergern. Ein unfassbar unsympathischer Mann, Keine Ahnung aber laut den „Mund“ aufmachen, Hauptsache seine Märkte rollen, Grausiger Typ

    • Jan Frintert sagt:

      Hallo Sara und René, ich würde es begrüßen, wenn ein freundlicher Umgangston eingehalten wird. Vielen Dank.

  4. Dresdner Gartenbank sagt:

    Ob man nun Zastrow als Person mag oder nicht, sollte in dieser Diskussion keine Rolle spielen.

    Aber diesen Verkehrsversuch überhaupt als „Erfolg“ zu werten, ist schon ziemlich sportlich. Zumindest, wenn man wie im pdf mit den eingesparten Zeiten argumentiert. Ca. 6 Busse pro Stunde (Linie 70+80, abends und nachts weniger) sparen je 35s, während gleichzeitig ca. 750 Fahrzeuge pro Stunde (zu Stoßzeiten sicher viel mehr) zwischen 50 und 76s verlieren. Es dürften somit wesentlich mehr Leute Zeit verlieren als gewinnen, es sei denn die Busse sind ständig übervoll…

    Ich glaube auch nicht, dass man auf diese Weise etwas sinnvolles für die Umwelt tut, denn alle Fahrzeuge im Stau verursachen entsprechend länger Feinstaub, Abgase und Lärm.

    Den kleinen Sicherheitsgewinn für die Radfahrer möchte ich nicht in Abrede stellen, fahre selbst ab und zu dort lang, aber auch hier müsste m.E. dringend die Verhältnismäßigkeit geprüft und diskutiert(!) werden, denn es ist nur ein winziger Streckenabschnitt, an dessen Ende es wieder chaotisch auf Fußwegen etc. weitergeht, und ein Unfallschwerpunkt scheint das ja bisher dennoch nicht gewesen zu sein.

    • Rainer Witz sagt:

      Auch wenn wir sonst nicht immer einer Meinung sind, danke für den reflektierten und sachlichen Kommentar dem ich nichts weiter hinzufügen kann.

    • Schweesdo Onie sagt:

      Ich möchte mich Forist Rainer Witz anschließen: Danke für einen sachlichen und wohltemperierten Beitrag. Ich möchte trotzdem gerne Ihnen, Rainer Witz und z.T. auch Sara die Frage stellen: Ist das grundlegende Problem nicht das Verhältnis von Autos zu Straße? Insofern es entweder zuviele von ersteren oder zuwenig von letzteren gibt? Und war nicht die Politik der vergangenen Jahrzehnte die, dass man versuchte, immer mehr oder bessere (Auto)Straßen zu bauen? Hatten diese mehr und/oder besseren Straßen nicht zur Folge, dass immer mehr Autofahrer diese Straßen auch nutzten? Blieb somit das Verhältnis Auto zu Straße nicht gleich, oder verschlechterte sich nicht sogar? (Das zumindest ist mein Eindruck, wenn ich den heutigen Zustand mit dem meiner Kindheit und Jugend vergleiche. Die Straßen erscheinen mir geradezu absurd vollgestopfter- aber das ist anekdotisch und nicht viel wert.)
      Muss nicht folglich der Ansatz, immer mehr Autostraßen zu bauen, als falsch und nicht zielführend bezeichnet werden?
      Wenn also mehr Straßen nicht dazu führen, das Verhältnis Autos zu Straße zu verbessern, man diese Verhältnis aber verbessern möchte: bliebe dann nicht nur als Lösung, die Anzahl der Autos zu verringern? Und wäre nicht dafür die erfolgsversprechendste Strategie, einerseits die Alternativen attraktiver, das Autofahren aber unattraktiver zu machen? (Ich rede hier nicht von den Personen, @Sara, die auf das Auto angewiesen sind, diese gibt es zweifellos. Aber wäre es nicht traumhaft, wenn diese Personen eben nicht mehr im Stau stehen müssten, weil so viele andere, die nicht in jedem Fall auf das Auto angewiesen sind, es aus Bequemlichkeit, oder Gewohnheit, oder welchen Gründen auch immer aber trotzdem benutzen? Mit den inziwschen hinlänglich bekannten Folgen für Umwelt und Gesundheit, über die wir hier ja noch gar nicht gesprochen hatten…)
      Idealerweise fände diese Umstellung in kleinen Schritten statt- auch wenn viele Menschen meinen, dafür haben wir nicht mehr die Zeit. Wäre ein Zeitgewinn, bzw. -verlust von etwa einer Minute nicht ein solch maßvoller Trippelschritt? Und wäre dann nicht zu vermuten, dass der anschwellende Wuthals von Herrn Zastrow und anderen eher auf deren Grunddisposition, als auf Rationalität begründet sein mag?
      Zu Ihrem letzten Absatz, @Dresdner Gartenbank, würde ich Ihnen gerne Mut zusprechen: Sie haben vollkommen Recht, die Situation rund um die Bus/ Fahrradspur ist chaotisch und unbefriedigend. Aber zumindest wäre jetzt ein Anfang gemacht, und der nächste Trippelschritt lässt hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten. Letztendlich kann es nur besser werden!

  5. luttl sagt:

    ich verstehe immer noch nicht warum es die beiden vollwertigen Spuren Richtung Cotta nicht gibt, dann wäre das Problem DVB schon mal geklärt, der Platz ist da, das hat der Versuch ja gezeigt

Das könnte Sie auch interessieren …

Pieschner Kinotipps ab 15. Mai

Mit freundlicher Unterstützung des Dresdner Kinokalenders präsentieren wir die Kinotipps der Woche für den Stadtbezirk Pieschen in der >>>

Mopedfahrer bei Auffahrunfall in Dresden verletzt

Am Dienstagmittag kam es in Dresden-Übigau zu einem Auffahrunfall. Eine 38-jährige Fahrerin eines VW Golf war auf der Washingtonstraße >>>

Trachenfest auf den Hufewiesen am Sonnabend

Am Sonnabend, 17. Mai 2025 findet das Trachenfest auf den Hufewiesen statt. Von 12 bis 18 Uhr wird gefeiert. Auch in diesem Jahr bleibt die >>>

Die Buchbinderin Anne Wehner-Bräunig – „St. Annen Werksalon“, zweiter Teil

„Meine gesamten Fotoalben, die hat Anne geschnitten und gebunden“, erzählt die Goldschmiedin Anna-Maria Schelle und lächelt >>>

Brendler’s Geschichten: Erinnerungen an den Schriftsteller Eberhard Panitz

Ähnlich wie beim Lyriker und Essayisten Heinz Czechowski (1935-2009) und der seit 1955 in Potsdam-Babelsberg lebenden Schriftstellerin >>>