Nicht alle Tassen im Schrank? Ob Schulanfang oder runder Geburtstag – jeder, der schon mal eine größere Feier ausrichten wollte, kennt das Problem, nicht für alle Gäste Teller, Gläser und Besteck im heimischen Regal zu haben. Abhilfe will die Dresdnerin Kristin Hofmann mit ihrem kostenlosen Geschirrverleih „Tellertausch & Gläserrücken“ schaffen, den sie gerade in Pieschen aufbaut. Das Prinzip ist denkbar einfach: Man leiht sich im „Haus der Begegnung“ (HdB) an der Großenhainer Straße 93 das Geschirr aus und bringt es nach der Party gereinigt zurück.
„Den Anstoß zu dem Projekt hat im Juni die BRN gegeben“, erzählt die junge Mutter. Als sie am frühen Morgen mit ihrem Nachwuchs durch die Neustadt spazierte, sei sie schockiert gewesen von den Müllbergen, die überall herumlagen. Da sie selbst versucht, mit weniger Plastik auszukommen, also beispielsweise konsequent Glas-Mehrwegflaschen zu kaufen, sei sie besonders erschüttert gewesen. „Dabei wäre es so einfach, Mehrweg zu nutzen! Wenn zwei Becher weniger weggeschmissen werden, ist das schon ein Erfolg.“
Gemeinsam mit Jenny Keck vom VollerWert-Catering an der Großenhainer Straße sponn Kristin Hofmann dann den Plan vom nachhaltigen Tassen- und Teller-Service, setzte eine Facebook-Seite auf, räumte einen Lagerraum im „Haus der Begegnung“ frei und sammelt nun gebrauchtes Glas und Porzellan.
Wiederbelebung einer Pieschener Idee
Die Idee des Geschirrverleihs ist nicht neu. Bis vor drei Jahren konnte man beim Wertstoffhof an der Heidestraße Teller, Tassen und Besteck borgen. Doch der Verein AbfallGUT Dresden, der ihn betrieb, musste Ende März 2013 aufgeben. Auch die Freie Alternativschule an der Stauffenbergallee biete einen ähnlichen Leihservice, erzählt Hofmann, allerdings nur für Schulangehörige.
Der neue Pieschener Geschirrverleih soll am liebsten ohne Pfand oder Kaution funktionieren, wünscht sich Kristin Hofmann. „Das Angebot soll so niedrigschwellig wie möglich sein: Man schreibt uns über die Facebook-Seite an, wir stellen die Kiste mit dem benötigten Geschirr bereit, dann kann man sie abholen und bringt sie nach der Feier einfach gesäubert wieder vorbei.“ Die junge Frau will nicht akribisch jede Tasse und jeden Löffel in eine Leihliste eintragen, sondern den Kunden vertrauen. „So haben die Leute außer den Tassen und Tellern auch was zu erzählen.“ Nicht nur der ökologische Gedanke, sondern auch das soziale Miteinander liegt ihr am Herzen.
Geschirrspenden benötigt
Fehlt also nur noch das Geschirr zum Verleihen. Zwar gäbe es in Dresden, vor allem in der Neustadt und in Pieschen, viele Umsonstkisten, in denen auch gebrauchtes Porzellan zu finden ist. „Aber da ich nicht durch die Stadt gurken und Teller einsammeln kann, bin ich auf das Engagement anderer angewiesen, die ihr Geschirr hier vorbeibringen.“ Wer also seinen Küchenschrank ausmistet, kann gut erhaltene Teller, Tassen, Gläser, Besteck und auch große Transportbehältnisse gern tagsüber zum „Haus der Begegnung“ schaffen. Da Kristin Hofmann dort arbeitet und Mitglied im HdB-Förderverein ist, ist sie meist vor Ort und kann die Infrastruktur nutzen. Über die Anmeldung einer „Lieferung“ via Facebook freut sie sich dennoch. Auch zum geplanten Nachbarschaftsfest am 4. September kann man natürlich altes Geschirr mitbringen und abgeben.
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