Buntes Gewusel auf einer sonst abgesperrten Fläche: Hunderte Kinder tobten, rollten, tollten, rannten, krabbelten und wackelten am Sonnabend über die Trachauer Hufewiesen. Der Hufewiesen-Verein hatte zum 5. Trachenfest geladen und viele, viele Familien kamen. Bei sommerlichen Temperaturen und eitel Sonnenschein, gemildert durch ein paar harmlose Wolken, genossen die Besucher einen entspannten Nachmittag. Während die Kleinen Stoffbeutel besprühten, Instrumente und Buttons bastelten, Eis aus Pieschen schleckten und natürlich nach Herzenslust durchs Grün stieben konnten, genossen die Großen die Musik von Dresdner Künstlern, aalten sich in der Sonne, quatschten mit Nachbarn oder erstanden handgemachtes Kunsthandwerk aus dem Dresdner Nordwesten oder Flohmarkt-Fundstücke von Anwohnern.

Klara, Jakob, Konstantin und Anton bastelten den Überraschungstrachen „Oskar“. Der ist schon 30 Jahre alt und hat wegen der Süßigkeiten im Maul schon Zahnlücken.
Auf keinem Trachenfest fehlen dürfen die Trachen. Schließlich haben die Fabelwesen, die das ganze Jahr über versteckt auf der Brachfläche zwischen Eisenbahn, Gauß- und Leipziger Straße leben, der Feier ihren Namen gegeben. Nur einmal im Jahr kommen sie heraus, hervorgelockt von Kindern, die Abbilder der Tiere basteln. Von einem winzigen gestickten Exemplar namens Fridulin bis zu einem riesengroßen grünen Kollegen, den die Erbauer kaum tragen konnten, waren alle denkbaren Größen bei der Trachenparade übers Festgelände vertreten. Und alle wurden prämiert – Fridulin und sein chinesischer Kollege ebenso wie Oskar, der Überraschungstrache mit Süßigkeiten im Maul, und „der Schrecken der Nacht“, der die Dunkelheit mit blauen Leuchtdioden erhellt.
Echte Trachen beim Sonnenbad
Wem der Kontakt zu den feuerspeienden Ungeheuern noch nicht genügend Abenteuer war, begab sich auf Entdeckerrundgang quer über das Hufewiesen-Gelände. Anlässlich des „Tages der Stadtnatur“ hatten der BUND und die „Wiesler“ einen Weg rings um das Areal mit charmanten Informationstafeln ausgestattet.
Zwischen den auf der Brache gewachsenen Birken und Wiesenpflanzen gab es viele Hinweise auf die frühere Nutzung der Grünfläche als Äcker und Kleingärten zu entdecken: beispielsweise Obstbäume, Erdbeer- oder Johannisbeerpflanzen, die einst von Menschenhand dort in den Boden gebracht wurden, historische Zaunpfähle, Begrenzungssteine und einen Brunnen. Mit Glück konnten die Spaziergänger echte „Trachen“ und andere Tiere sichten, die ebenfalls die wärmenden Sonnenstrahlen genossen.
Auch an der geheimnisvollen Goldrutenschneise führte der Rundweg vorbei. Noch haben die Wiesler nicht herausgefunden, warum auf dieser schnurgeraden Fläche keine Bäume wachsen. Möglicherweise hat die Alttrachauer Außenstelle der Pillnitzer Obstbauforscher auf dem Areal Versuche unternommen, vermuten sie. Egal, ob das Rätsel noch gelöst werden kann – der Hufewiesen-Verein möchte diesen Rundgang künftig häufiger anbieten, etwa mittels eines Geocaches oder regelmäßiger Führungen.
Wunsch des Vereins: Hufewiesen als Stadtgrün für alle Bürger

Auf der Gaußstraße informierte der Hufewiesen e.V. über sein Konzept für die brachliegende Grünfläche.
Der Verein steht seit 2012 im Kontakt mit dem Hufewiesen-Eigentümer, der Adler Real Estate aus Hamburg. Während der Investor die Fläche gern bebauen möchte, wollen die „Wiesler“ das Areal als Bürgergrün erhalten. In jedem Fall müsste die Stadtverwaltung einen neuen Bebauungsplan aufstellen. Zwar gibt es noch einen alten, nie aufgehobenen Entwurf, in dem die Hufewiesen als Bauland ausgewiesen sind. Dieser Plan lässt sich jedoch wegen Hochwassergefahr und Fluglärm nicht mehr umsetzen.
Ein gütliches Übereinkommen mit dem Investor streben sie an, sagt Anja Osiander, die Öffentlichkeitsarbeits-Frau des Hufewiesen e.V.. „Der Wille zur Einigung ist auf beiden Seiten vorhanden.“ Derzeit stellt sich der Verein neu auf, verteilt die Aufgaben anders, und dann will er wieder stärker in die Debatte um die Zukunft der Fläche einsteigen. „Das Angenehme ist momentan, dass die politische Situation in der Stadt so ist, dass uns die Zeit nicht davonrennt“, so Osiander. Nach wie vor träumen die „Wiesler“ davon, das Gelände als öffentlich zugängliches Erholungsgebiet und für extensive Landwirtschaft zu nutzen. Denkbar seien etwa Gemeinschaftsgärten, pädagogische oder therapeutische Angebote sowie eine Streuobstwiese.
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2 Meinungen zu “Fabeltiere, Musik und eine mysteriöse Schneise: 5. Trachenfest auf den Hufewiesen”
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Das war definitiv ein entspanntes Wiesenfest. Vormerken für 2017: die eigene Decke einpacken!
Schön wars gewesen! Tolles Wetter, tolle Atmosphere und eine spannende Wiese!