Thema: Globus

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Der alte Leipziger Bahnhof – Diskussion über Potenzial und Wirklichkeit

Die Entscheidung über den Masterplan Leipziger Vorstadt war noch für dieses Jahr geplant. Das hatte Stefan Szuggat, Chef des Stadtplanungsamtes, auf der Einwohnerversammlung zum Masterplan Anfang März 2016 angekündigt. Der Stadtrat sollte zwischen einer Bebauungsvariante des gesamten Areals mit und einer ohne den umstrittenen Globus-SB-Markt entscheiden. Bei einem Votum gegen Globus hätten die Stadträte im nächsten Schritt den bereits gefassten Aufstellungsbeschluss für den Globus-SB-Markt wieder aufheben müssen. Seit April 2015 gibt es eine widersprüchliche Beschlusslage.

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Bald ist es zu spät für den Erhalt der Denkmale. Foto: W. Schenk

Im Sommer 2014 hatte der Stadtrat den B-Plan für die Ansioedlung eines Globus-SB-Marktes mehrheitlich verabschiedet. In Phase der Offenlegung waren 370 Einwände und Stellungnahmen eingegangen. Ein Jahr später hatte der Stadtrat dem überarbeiteten Masterplan Leipziger Vorstadt zugestimmt. Globus war hier nicht mehr vorgesehen. Diese widersprüchliche Beschlusslage gilt bis heute.

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Während Grüne und SPD sich bisher immer gegen die Globus-Ansiedlung in der Leipziger Vorstadt ausgesprochen haben, ist die Stimmung in der Linke-Fraktion immer noch gespalten.

Darum, so der Architekt Jens Zander, traue sich keiner, die Vorlage in der Stadtrat zu bringen. „Es ist völlig ungewiss, was dabei rauskommt“, sagte Globus-Gegner Zander, der auch Mitglied der Allianz für Dresden ist. Er war einer der Podiumsgäste der Veranstaltung, „Dresdens Alter Leipziger Bahnhof – ein Denkmal mit Potenzial“, zu der das Entwicklungsforum Dresden in die Blaue Fabrik eingeladen hatte. Gekommen waren vor allem Globus-Gegner. Nur wenige Gäste outeten sich als Befürworter der Globus-Pläne.

Architekt Jörg Möser zeigte weltweite Beispiele für den gelungenen Umgang mit Denkmälern aus der Geschichte der Bahn und der Industrie und präsentierte seine Vision einer Wohnbebauung, die die Strukturen des ehemaligen Bahnhofs in sich aufnimmt und ausreichend Angebote für Gewerbeflächen integriert. Maximilian Kunze hat gerade seine Diplomarbeit zum gleichen Thema erfolgreich verteidigt und schlug andere Wege der Bebauung vor.

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Gastgeber Jörg Wildoer (Mitte), Entwicklungsforum Dresden, moderierte den Abend. Foto: W. Schenk

Er plädiert für eine schrittweise Entwicklung des Gebietes, für gemeinschaftlich genutzte Räume, preiswertes Bauen bis hin zum Eigenausbau. Seine Ideen waren im Sommer von den drei mitteldeutschen Architektenverbänden prämiert worden. Beide Architekten hatten das ehemalige Bahnhofsgelände als eigenständiges Projekt im Blick. Zander dagegen sprach sich für eine Einordnung des Geländes in das gesamte Masterplan-Gebiet aus. Es müsse darum auch die Achsen zwischen dem Bahnhof Neustadt und der Elbe als auch nach Pieschen berücksichtigen.

Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) bekräftigte seine schon mehrfach geäußerte Position zur Globus-Ansiedlung. „Ein großer Einzelhandel an dieser Stelle ist schwierig. Dann wird das kein schöner Ort“, sagte er. Ob sich Globus auf einen anderen Standort einlassen würde, ließ er offen, ebenso, ob die Stadt intensiv nach einer entsprechenden Alternative für den Investor suche. Auf einen Zeitpunkt, wann die Vorlage zum Masterplan Leipziger Vorstadt in den Stadtrat komme, wollte er sich nicht festlegen. Aber, so Schmidt-Lamontain, „es ist schön zu sehen, dass man nicht allein ist mit seiner Vision“. Mit dieser Feststellung konnten sich dann auch die meisten Gäste gestern Abend auf den Heimweg machen.

 

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