„Ich kann jetzt nicht mit Ihnen reden. Gerade habe ich Fotos vom Ausverkauf bei Facebook gepostet und gleich standen mir die Tränen in den Augen“. Dennoch bedient Helga Wötzel tapfer die Kunden, die zum Räumungsverkauf in die „Confiserie Wötzel“ in der Bürgerstraße kommen. Seit 15 Jahren berät sie mit Enthusiasmus und Liebe zum Detail die Kunden beim Kauf von 70 verschiedenen Sorten losem Tee, Qualitäts-Schokolode, Frucht und Schokolade, besonderen Obstbränden oder Geschenkideen.
Das erste Geschäft hat sie in Coswig eröffnet. Vor drei Jahren zog Helga Wötzel nach Pieschen um. „Wir hatten auf den Bevölkerungszuwachs und die positiven Berichte über den zukunftsträchtigen Stadtteil gesetzt“, erzählt Mario Wötzel. „Das ist leider ausgeblieben“, konstatiert er heute und auch ihm fällt es schwer, darüber zu sprechen. Die Resonanz habe einfach nicht ausgereicht. Auch andere Geschäftsleute hätten berichtet, dass der oft beschworene Pieschen-Boom bei den Händlern nicht ankomme. Es sei immer schwieriger geworden. Ende August sei dann die Entscheidung gefallen. Zum Glück, so Wötzel, gebe es einen Nachmieter für die Geschäftsräume. Darum müsse jetzt alles sehr schnell gehen.
Am kommenden Dienstag wird die Ladeneinrichtung abgebaut. „Die halbrunden Regale würden wir gern abgeben“, meint er. Auch das gehört zum Ausverkauf.
Wie es weitergeht, weiß Helga Wötzel noch nicht. Sie muss erst einmal verkraften, dass die Zeit vorbei ist, wo sie mit Kunden bei einer Tasse Kaffee oder heißer Schokolade über ihre neuesten Angebote plaudern konnte. „Das hat ihr am meisten Spaß gemacht“, erzählt ihr Mann. Die Kunden zu beraten oder ihnen zu helfen, wenn sie keine Geschenkidee hatten. Viel von ihrem Fachwissen habe sie sich auf Messen und im Kontakt mit den etwa zweihundert Herstellern und Lieferanten angeeignet. Da schwingt schon auch Stolz auf seine Frau in der Stimme mit.
Jetzt sind viele Regale bereits leer. „Der Ausverkauf ist gut gelaufen. Zumindest dem Gefühl nach“, meint Mario Wötzel. Genau weiß er es erst, wenn am Ende der Strich unter die letzte Rechnung gezogen wird. Wötzel selbst hat einen Job als Angestellter und in seiner Freizeit mit geholfen, wo es ging. Das biete jetzt etwas Sicherheit. Helga Wötzel rückt in dem Regal mit den „Flüssigen Besonderheiten“ die Flaschen gerade. „Ordentlich muss es bis zum Schluss sein“, findet sie dann doch noch Worte und fügt hinzu: „Ich gehe mit Würde“.
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Sehr schade, war dort immer sehr gern einkaufen!