St.-Pauli-Friedhof: Kirche stellt Weichen für langfristige Schließung

Der St.-Pauli-Friedhof in der Äußeren Neustadt soll in rund 40 Jahren keine Begräbnisstätte mehr sein. Die Weichen dafür hat jetzt der Neustädter Friedhofsverband gestellt, zu dem auch der Innere Neustädter Friedhof und der Markusfriedhof gehören. „Wir haben eine beschränkte Schließung beschlossen“, erklärte heute Albrecht Nollau, Superintendent des Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirks Dresden.

Zahlen und Fakten:

  • 58 Friedhöfe in Dresden insgesamt
  • 49 evangelische Friedhöfe , davon 8 geschlossen
  • 2 katholische Friedhöfe
  • 2 jüdischen Friedhöfe, davon einer geschlossen
  • 4 kommunale Friedhöfe
  • Garnisonsfriedhof, staatlich, geschlossen

Grund seien ökonomische Zwänge. Mit den Gebühren aus den ständig zurückgehenden Zahlen bei den Bestattungen sei der elf Hektar große Friedhof nicht mehr kostendeckend zu bewirtschaften, erläutert der Superintendent. „Der St.-Pauli-Friedhof ist ein guter Ort für Abschied und Trauer. Die Veränderungen in der Trauerkultur zwingen uns jedoch zum Handeln. Uns ist schmerzlich bewusst, dass dies Menschen in ihrem indiviuellen Trauerprozes trifft“, fügte er hinzu.

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Die beschränkte Schließung bedeutet, dass ab 1. Januar 2016 keine neuen Nutzungsrechte mehr verliehen werden. Der Erwerb einer Grabstätte auf dem Friedhof ist damit nicht mehr möglich. Bei bestehenden Nutzungsrechten können Ehepartner und Lebenspartner weiterhin in der Grabstätte ihres Angehörigen bestattet werden. „Das wird in jedem einzelnen Fall mit den Betroffenen beraten“, sagte Eckehard Möller, Pfarrer im Kirchspiel Dresden Neustadt. „Wir lassen die Betroffenen nicht allein. Wir wollen mit den Menschen reden und gemeinsam nachb Wegen und Alternativen suchen“, betonte er.

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Holger Enke vom Landeskirchenamt (l.) und Superintendent Eckehard Möller erklären die schwierige Entscheidung. Fotos: W. Schenk

Stirbt ein Partner jetzt und sein Lebensgefährte in 20 Jahren, dann ergibt sich eine gesamte Ruhezeit von 40 Jahren. Dies sei noch eine lange Zeit, meinte Nollau. Dennoch müsse die Entscheidung jetzt getroffen werden.

Das Gelände zwischen Hechtstraße und Stauffenbergallee bietet Platz für etwa 30.000 Gräber. Für 1.400 Gräber gibt es derzeit noch ein Nutzungsrecht. Die Friedhöfe seien für Erdbestattungen konzipiert, erläutert Holger Enke, Referent für Friedhofsangelegenheiten im Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsen. Dresden habe historisch gewachsen zu viel Friedhofsfläche. Die meisten Bestattungen finden auf dem Heidefriedhof statt, der Kommunalbesitz sei.

Mit den zur Verfügung stehenden und in den nächsten Jahren zu erwartenden Gebühreneinnahmen könnten die jährlichen Unterhaltskosten von rund 150.000 Euro für den St.-Pauli-Friedhof nicht refinanziert werden. „Wären wir ein Betrieb, müssten wir Insolvenz anmelden“, schildert Nollau die für die Kirchenverantwortlichen verzwickte Lage. Die Zahl der Bestattungen sei in den letzten zehn Jahren um ein Viertel zurückgegangen, auf dem St.-Pauli-Friedhof sogar um mehr als 30 Prozent. In den letzten drei Jahren habe sich die Situation weiter verschärft. 60 seien es im vergangenen Jahr gewesen.

Eckehard Möller

Pfarrer Eckehard Möller: Wir lassen die Betroffenen nicht allein. Foto: W. Schenk

Der Friedhof werden in der Bevölkerung nicht mehr angenommen. Auch die Veränderungen in der Bestattungskultur wirken sich nachteilig aus. Weniger als 20 Prozent der Verstorbenen wollen im Sarg beerdigt werden. Dagegen ist der Anteil der Urnenbestattungen in Gemeinschaftsanlagen in den letzten zehn Jahrenvon 11 auf über 30 Prozent angestiegen, erläutert Enke. So betreffen die am meisten nachgefragten Grabstellen auf dem St.-Pauli-Friedhof mit rund 33 Prozent die Urnengemeinschaftsanlagen und mit 40 Prozent die einstelligen Wahlgräber, in denen ein Sarg und zwei Urnen beigesetzt werden dürfen.

Links zum St.-Pauli-Friedhof
>> Wikipedia
>> Dresdner Stadtteile
>> Friedhofs-Führungen
>> Das Gehe-Grabmal

Auch wenn sich die Friedhöfe in kirchlicher Trägerschaft befinden, sind über 80 Prozent der Bestattungen weltlich. Hier zeige sich, welche Aufgabe der krichliche Friedhofträger für aller Bürger der Stadt leiste, sagte Nollau. Die Entscheidung über die beschränkte Schließung des Friedhofes werde auch Folgen für die Beschäftigen in der Verwaltung und auf dem Friedhof haben. Darüber werde jetzt mit den acht Beschäftigten, die auf den drei Neustädter Friedhöfen arbeiten, gesprochen, sagte Pfarrer Möller. Auch über die Zukunft des Verwaltungsgebäudes an der Hechtstraße müsse man sich Gedanken machen.

„Es wird schwierig“, fasst Nollau die Situation zusammen und hofft, dass in Gesprächen mit der Stadt und im Kirchenbezirk eine Lösung gefunden wird, die den Friedhof bis zum Schluss eine würdige Ruhestätte sein lässt.

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