Das Stadtteilfest „Sankt Pieschen“ segelt in voller Fahrt voraus. Allein am ersten Abend fanden viele tausend Besucher den Weg in das einst berüchtigte Stadtviertel Pieschen. „Der Auftakt ist prima gelaufen“, erklärte Andreas Koenitz, Gründer des Vereins Sankt Pieschen. „Wir sind zufrieden mit Resonanz und Zuspruch.“ Gestern ist die dritte Auflage des Stadtteilfestes „Sankt Pieschen“ gestartet. Während sich abends Musikliebhaber und Partygäste durch die Gassen treiben lassen, steht das Fest tagsüber ganz im Zeichen der Familie.

Ein großer Spaß: Tim, Juana, Anja Müller, Caroline Hamann und Rémy verkauften an ihrem eigenen Flohmarkt-Stand kleine Habseligkeiten, Krimskrams und Klamotten. Foto: K. Tominski
Gossenboss mit Z setzte eindeutig der Höhepunkt des ersten Abends. Mit seinen Understatement-Raps hatte der bekannte Pieschener Hip-Hopper schon vorher bei Facebook für Furore gesorgt und über 1.000 Konzertzusagen bekommen. Als er dann auf der Bühne stand und seine Raps über „seinen Hood“ von der Räuberbühne in der Oschatzer Straße in die Menge warf, konnten sich seine Fans kaum halten. Zu den Beats streckten Sie ihre Arme in die Luft, sprangen gelegentlich auf die Bühne und rücken ihrem Stadtteil-Rapper so nah auf die Pelle, dass die Technik wegen der Kabel Alarm schlug. Insgesamt 16 Band spielten allein am ersten Abend auf sechs Bühnen.
Doch auch am Sonnabend begeisterte das Stadtteilfest bei strahlendem Sonnenschein Anwohner und Gäste. Viele ansässige Ladeninhaber öffneten ihre Geschäfte. Kinder konnten auf Ponys reiten, sich schminken lassen, Trampolin springen oder sich wie Bergsteiger an einem Stahlseil vom Baum hinunter gleiten lassen.
„Straßenfeste sollten durch die Anwohner gestaltet werden“, erklärte Caroline Hamann. „Damit gewinnt die Veranstaltung an Individualität“. Zudem haben die Anwohner die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen und sich zu vernetzen. Die junge Mutter hat mit ihrer Freundin Anja Müller und den Kindern auf dem Konkordienplatz einen großen Flohmarkt-Stand aufgebaut. „Das ist die beste Gelegenheit, Dinge loszuwerden und sich mal wieder freier zu fühlen“, sagte Hamann, die seit acht Jahren in der Konkordienstraße wohnt und sich hier sehr wohl fühlt. „Pieschen ist ein Top-Stadtviertel“, erklärte sie.

Vom Fahrrad gemixt: Clara von Verschure tritt in die Pedale, um ihre frischen Fruchtsäfte zu mischen. Foto: K. Tominski
Besuch bekam das Stadtteilfest jedoch nicht nur von Anwohnern, sondern auch von „auswärtigen“ Dresdnern. Clara von Verschure beispielsweise ist mit ihrem selbst gebauten Fahrrad-Mixer aus der Johannstadt angereist. Mit dem Tritt in die Pedale betreibt sie den Shake-Mixer auf dem Rücksitz. „Wir wollten frische Fruchtsäfte ohne Strom zubereiten“, sagte die junge Mutter. Inspiriert worden sei sie für das Projekt in Marrokko. „Dort gab es überall kleiner Bars, in denen frische Säfte zubereitet worden sind, mit einem Fruchtgehalt von hundert Prozent“, erzählte sie. „Das hat uns so fasziniert, dass wir ein solches Angebot auch nach Dresden bringen wollten“. Die Sorten „Waldbeer-Minze“, „Erdbeer-Gurke“ sowie einen reinen Bananenshake hat sie jetzt im Angebot. „Alles bio und vegan“, wie sie erklärte.
Sankt Pieschen-Gründer Koenitz hat schon nach dem ersten Abend viel Lob bekommen. „Wir freuen uns über die neue Räuberbühne auf der Oschatzer Straße“, sagte Koenitz. „Sie füllt die Marktlücke ideal.“ Koenitz selbst verantwortet auch die Hofmusik. Dort spielen heute Abend um 20 Uhr das Duo „Hand in Hand“ sowie um 22 Uhr „The Lazy Boys“, die sich selbst als Borderline-Band bezeichnen. Doch auch viele andere Bands werden Sonnabend Abend in Pieschen zeigen, dass nicht nur die Neustadt rocken kann.

Vor dem „Camels Pub“ in der Leisniger Straße begeisterte ein Duo sitzende und stehende Stadtteilfest-Besucher und sorgte für Tanzstimmung.
Der Sonntag startet erstmalig mit einem ökumenischen Gottesdienst von fünf Kirchgemeinden auf dem Konkordienplatz. Bis in den Abend hinein gibt es danach noch Musik und Kinderprogramm.
Ein kleines Detail stört Koenitz dennoch: „Zufrieden sind wir nicht mit der Angewohnheit der jüngeren Generation sich billige Bierflaschen mitzubringen und diese dann auch noch achtlos auf den Straßen liegen zu lassen.“ Die Organisatoren müssten dies alles selbst wegräumen.
Das Stadtteilfest in Pieschen gibt es seit über 20 Jahren. Den Namen „Sankt Pieschen“ erhielt das Fest jedoch erst im Jahr 2012 durch die Gründung des gleichnamigen Vereins. Dieser kümmert sich nun ausschließlich um die Ausgestaltung der Veranstaltung. Vorher hatten verschiedene Pieschener Vereine das Fest wechselseitig – auch in Anlehnung an das Pieschener Hafenfest – mit organisiert. Um das Stadtteilfest weiterzuentwickeln, hatte Koenitz mit anderen Anwohnern im Jahr 2012 den Verein gegründet. „Im Jahr 2013 hat uns die Flut einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte Koenitz. „2014 lief es das erste Mal richtig gut und ‚Sankt Pieschen 2015“ zeigt weiterhin in die richtige Richtung.“
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