Die umstrittene Ansiedlung eines Globus SB-Marktes auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofes hat heute Abend im Bauausschuss des Stadtrates eine wichtige Hürde genommen. Mit 5 gegen 3 Stimmen bei 3 Enthaltungen stimmte der Ausschuss dem vorhabenbezogenen Bebauuungsplan zu. Die Verwaltung kann die weiteren Planungsschritte, einschließlich der Offenlegung, aber noch nicht einleiten, da der Bebauungsplan in den Stadtrat gehoben wurde. Dafür votierten alle Bauauschuss-Mitglieder mit Ausnahme der CDU.
Der Beratungssaal in der 5. Etage des Rathauses war proppevoll, einige Gäste saßen auf Tischen. Natürlich war Enrico Wilde, Bereichsleiter Standortplanung Ost, da zusammen mit den Mitarbeitern des Planungsbüros Kretschmar und Dr. Borchers, die das Vorhaben später präsentierten. Auf den Gästestühlen drängte sich neben der Presse auch die betroffene Konkurrenz – Rewe, Edeka, Kaufland und Konsum.
Der Bauauschuss nahm sich beim Tagesordnungspunkt 5 Zeit für eine ausführliche Präsentation des Bauvorhabens und die vielen Nachfragen.
Die Fakten sind allen Beteiligten bekannt. Auf dem Areal sollen nicht nur ein Globus SB-Markt entstehen, sondern auch Gastronomie auf 500 Quadratmetern und Angebote an viele Einzelhändler, die sich in den umliegenden sanierten Gebäuden des ehemaligen Bahnhofsgeländes ansiedeln sollen. Entsprechende Gespräche führt Globus bereits – sowohl in der Neustadt als auch in Pieschen. Auch in den Bahnbögen soll sich Einzelhandel einmieten. Zwei Bögen will der Investor öffnen und einen Durchgang in Richtung Bahnhof Neustadt schaffen.
Von den geplanten 1000 Parkplätzen befinden sich 582 auf dem Dach unter den 10.000 Quadratmetern Solardach, mit dessen Kollektoren der Energiebedarf des Areals zu einem Fünftel gedeckt werden soll.
Die zunehmende Verkehrsbelastung wurde weder vom Investor noch von den Planern dementiert. Allerdings wurde eingewandt, dass jede andere Entwicklung des Gebietes die gleichen Folgen hätte.
So blieben am Ende die politischen Statements, mit denen jeder noch einmal seine Prioritäten für die gesamte Stadtplanung deutlich machte. Hans-Joachim Brauns erklärte für die CDU-Stadtratsfraktion, dass die Gefahr der Umverteilung von Umsatz schon da sei. Sie treffe aber nicht die kleinen Einzelhändler, sondern die Vollsortimenter wie Rewe, Kaufland, Edeka und ihre Ableger. Auch in der CDU-Fraktion hätte man gestritten um das Thema. Aber wenn Globus kommt, „kommt auch mehr Wettbewerb mit den wenigen Platzhirschen in Dresden. Das ist gut für die Verbraucher“, so Brauns.
Die Linken mit Tilo Wirtz und Kristin Kaufmann wollten sich noch nicht festlegen. Es gebe keine homogene Meinung, sagte Wirtz. Man könne das Projekt nicht einfach vom Tisch wischen. Kaufmann wies vor allem darauf hin, dass die ursprünglichen Pläne, in diesem Gebiet Kultur zu entwickeln, nicht aufgehen würden. Ein zweites „subventioniertes Kraftwerk Mitte kann sich die Stadt nicht leisten“, sagte sie. Die Fraktion werde bis zur Abstimmung im Stadtrat weiter prüfen.
Matteo Böhme verkündete, dass die Meinungsbildung bei den Liberalen noch nicht abgeschlossen sei. Linke und FDP hatten sich bei der Abstimmung enthalten.
Grüne und SPD machten keinen Hehl aus ihrer Ablehnung für das Projekt. Thomas Löser, Grünen-Fraktionschef im Stadtrat sagte: „Das ist ein Geschäftsmodell, das an die Autobahn gehört. Es setzt auf Autoverkehr und hat in der Innenstadt nichts zu suchen.“ Er gestand dem Investor viel Mühe und Kompromissbereitschaft bei seinen Planungen zu. Das reiche jedoch nicht, „um die Kröte Globus zu schlucken. Das lehnen wir ab.“ Für Axel Bergmann, SPD, sprechen die größere Verkehrsbelastung, die negativen Auswirkungen auf die kleinen Einzelhändler und die Vollsortimenter – „da geht wohnortnaher Handel verloren“ – und die völlig andere Ausrichtung der ursprünglichen Planung für dieses Gebiet gegen eine Ansiedlung von Globus.
Franz-Josef Fischer von der Fraktion Freie Bürger hatte nie seine Zustimmung für das Projekt verhehlt. Er kann jedoch nicht für die anderen drei Mitglieder sprechen – es gibt keinen Fraktionszwang bei der Abstimmung.
Auf dem Areal am Alten Leipziger Bahnhof haben die Gutachter, auch das gehört selbstverständlich dazu, neben andere Tieren auch die Zauneidechsen gezählt. 187 wurden gesehen, auf insgesamt 560 Tiere wird der Bestand geschätzt. Kommt Globus, müssen die Eidechsen umziehen. Ihr künftiges Quartier wäre dann in Lockwitz.
Am Anfang der Beratung zeigte das Planungsbüro das Gelände aus der Mulitkopter-Perspektive: