Es ist ideales Radlerwetter. Die Sonne scheint, aber noch nicht zu warm, ein leichter Wind weht. Auf Straßen, Fußwegen und Radwegen sind hunderte Radfahrer unterwegs. Seit zwei Wochen ist auch die Fahrradstaffel der Dresdner Polizei mit dabei. Am Montag kontrollierte sie Radfahrer in Pieschen, Mickten, Kaditz und Trachau. Von den vier Beamten sind drei mit den im November 2016 angeschafften e-Bikes auf Streife. Pieschen Aktuell hat sie begleitet (kein e-Bike) und berichtet über unerwartete Begegnungen an einen sonnigen Nachmittag.
Schnell wird klar: Häufigstes Delikt der Radfahrer ist das Nutzen der gemeinsamen Rad- und Fußwege in falscher Richtung. Ein Verwarngeld von 20 Euro ist die Folge. Ob es die Beamten statt dessen bei einer Verwarnung belassen „ist immer eine Ermessensfrage“, erklärt Polizeihauptkommissar Uwe Jänichen. Was damit gemeint ist, wird in der Rehefelder Straße schnell klar. Fußweg und Radweg sind unterschiedlich gepflastert. „Baulich ist das eindeutig, aber die Schilder fehlen“, sagt Jänichen. Das ist also gar kein Radweg. Aus welchem Grund und wann genau die Stadt die entsprechenden Verkehrshinweise entfernt hat, kann er nicht sagen. „Für die Radfahrer ist das total irritierend“. Ein Stück weiter, auf der Wurzener Straße, verweist Polizeihauptmeister Carsten Ulbricht, der heute die Fahrradstreife mitfährt, auf ein anderes Problem. An der Ausfahrt Dahlener Straße endet hier der Radweg. „Die Radfahrer müssen jetzt nach links auf die Straße in den fließenden Verkehr wechseln. Das ist keine gute Lösung“, sagt er. Das seien nur zwei von vielen Ungereimtheiten, mit denen Radfahrer und Polizei auf Dresdens Straßen zurechtkommen müssten.
Auf der anderen Straßenseite ist ein junger Papa mit seinen zwei kleinen Kindern dem Fußweg unterwegs. Das sei erlaubt, erklärt Ulbricht. Erwachsene dürften Kinder auf dem Fußweg mit dem Rad begleiten. „Kinder bis zu acht Jahren müssen sogar auf dem Gehweg fahren, Kinder bis zu zehn Jahre dürfen das“, so der Polizeihauptmeister.
Sein Kollege diskutiert derweil mit einem Radfahrer, der gegen die Fahrtrichtung auf dem Fußweg unterwegs war. Der zeigt sich erst gar nicht und dann ein wenig einsichtig. „Warum schikanieren Sie friedliche Radfahrer, kümmern Sie sich lieber um die Einbrecher und die vielen Fahrraddiebstähle“, meint dieser ziemlich aufgeregt. Die Antwort von Jänichen ist eindeutig: „Heute kontrollieren wir Radfahrer.“ Der Falschfahrer, der im weiteren Gesprächsverlauf etwas ruhiger geworden ist, muss dennoch zwanzig Euro bezahlen. Die Polizisten kassieren bar, können aber auch mit dem mobilen Kartenlesegerät das Verwarngeld abbuchen. Wer weder Bargeld noch eine EC-Karte dabei hat, bekommt den Bescheid nach Hause geschickt.
Mehrmals stoppen die Beamten Radfahrer, um die Rahmennummern zu kontrollieren. So auch in der Wurzener Straße. „Wenn wir sehen, dass es sich um ein hochwertigeres Rad handelt, sind solche Stichproben sinnvoll“, erläutert Jänichen. Über Funk wird die Nummer an die Zentrale durchgegeben. Dort recherchiert ein Beamter in der Datenbank Inpol, dem bundesweiten Fahndungs- und Auskunftssystem der Polizeibehörden der Länder und des Bundes. Die Antwort kommt schnell. Nach einem Rad mit dieser Nummer wird nicht gesucht. Manchmal sind bei Inpol auch Fotos von den gestohlenen Rädern hinterlegt. Das erleichtert die Identifizierung der Räder bei einer Kontrolle. Während der Inpol-Abfrage lässt Jänichen den Mann noch in den Alkomat pusten. „Ich habe grade ein Bier getrunken“, gesteht dieser freimütig ein. Der Alkomat zeigt 0,14 Promille. Erst bei 1,6 wird es schwierig. „Das ist die absolute Fahruntüchtigkeit, eine relative wie beim Autofahrer gibt es für Radfahrer nicht“, sagt Jänichen. Wer allerdings mit 0,3 Promille unterwegs ist und dann einen Unfall verursacht, könne dennoch wegen Gefährdung des Straßenverkehrs belangt werden.
Schwerpunkt der Arbeit der vier Beamten ist die Kontrolle des Radverkehrs. „Weil wir mit Rädern unterwegs sind, sind wir aber auch leichter ansprechbar für Passanten und Anwohner, als unsere Kollegen im Streifenwagen“, sieht Jänichen einen positiven Nebeneffekt. Und wie bestellt, wird die These kurz danach belegt. Ein Frau spricht ihn an. „Ich habe da vorn einen Personalausweis gefunden. Werde ich den bei Ihnen los“, fragt sie. „Na klar“, sagt der Polizist und erlöst die Frau damit von der Suche nach der Polizeiwache.
Auch auf den ruhenden Verkehr hat die Streife einen Blick. Ein weißer VW-Kleinwagen steht direkt im Kreuzungsbereich. Der Fahrer hat Glück, dass noch ein kleines Stück vom abgesenkten Bürgersteig passierbar ist. „Sonst hätten wir jetzt einen Abschleppdienst gerufen“, sagte der Chef der Fahrradstaffel. Zuvor hatte sein Kollege noch in dem Eckgeschäft nachgefragt, ob dort vielleicht jemand den Autobesitzer kenne.
Das ist etwas, was auffällt. Die vier sind ausgesprochen höflich und bleiben selbst dann ruhig, wenn sie von angehaltenen Radfahrern mit Vorwürfen konfrontiert werden. „Ihr habt wohl nicht besseres zu tun!“ Als würden sie Wegelagerer sein.
>> Und morgen geht es weiter: Unterwegs mit der Fahrradstaffel der Polizei – Teil 2
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So wie gehen Fahrradfahrer vorgegangen wird, sollte öffters auch gegen Autofahrer vorgegangen werden. Es bringen keine Blitzer was, wenn die Auros von ihren Besitzern da abgestellt werden wo gerade Platz ist. Autos fahren auch, eral wo, über die Höchsgeschwindigkeit. Es nervt. Leise Fahradfahrer daran zu hintern(in die falsche Richtung) ohne unterbrechende Querstrasse zu fahren ist schon frech. Schilder die sich ständig ändern, sind auch nicht förderlich für den sicheren Rad / Fußweg. Eine Politik passent für den gesamten Strassenverkehr wird es in Dresden leider nie geben.
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