Ein großes gelbes Schild leuchtet über dem Eingang zum Straßenbahnmuseums in der Trachenberger Straße 38. Die beiden Buchstaben e.V. hinter dem Schriftzug zeigen, wer hier seinen Sitz hat: Der am 2. Juni 1992 gegründete Verein „Straßenbahnmuseum Dresden“. Seine Mitglieder sammeln und archivieren in den Räumen der ehemaligen Betriebswerkstatt alles rund um die Dresdner Straßenbahnen. Mit Herzblut warten die Straßenbahnfans die historischen Wagen und das Zubehör, wie zum Beispiel Schienen, Oberleitungsteile oder Zahlboxen und setzen diese instand.
Schon Mitte der 60er Jahre gab es erste Bestrebungen, die alten Fahrzeuge aufzubewahren. 1972, mit der 100-Jahr-Feier der Straßenbahn in Dresden, wurden der Bevölkerung erstmals historische Wagen gezeigt. Seitdem wiederholt sich dies regelmäßig zu besonderen Anlässen. Am 12. und 13. November laden die Mitglieder des Vereins von 10 bis 17 Uhr erneut alle Interessierten dazu ein, die Schätze des Museums zu bestaunen oder an einer der Sonderfahrten teilzunehmen.
Schätze gibt es einige zu entdecken. Das älteste Fahrzeug, der Triebwagen 309, stammt aus dem Baujahr 1902. Das jüngste Modell ist ein Tatra Triebwagen aus dem Baujahr 1985. Natürlich finden die Besucher auch die bekannten „Hechte“. Auf zahlreichen Tafeln ist nicht nur Wissenswertes über die Pferdebahn, die Hechtwagen oder die Tatrawagen und die heutigen Stadtbahnwagen zu erfahren. Auch die Geschichte der Obusse in Dresden wird beleuchtet und die Entwicklung des Postplatzes oder der Augustusbrücke als wichtige Verkehrsknotenpunkte.
Eine gesonderte Tafel ist dem Bauingenieur Professor Alfred Bockenmühl vorbehalten. Er entwickelte unter anderem den Hechtwagen. Historische Arbeitsplätze mit ganz unterschiedlichen Handwerkszeugen, aber auch alte Funkgeräte finden sich im Bestand des Museums. Mit viel Liebe zum Detail wurde ein historischer Arbeitsraum nachgestaltet, sodass sich der Besucher für einen Augenblick an einem Fahrkartenschalter vergangener Jahrzehnte wiederfindet. In einem weiteren Raum wird das Thema Fahrschule und Ausbildung auf der Straßenbahn dargestellt. „Mit der Entwicklung der Technik, haben sich auch die Anforderungen an den Straßenbahnfahrer verändert“, erläutert Holger Frenzel, Vorsitzender des Vereins „Straßenbahnmuseum Dresden“, der 140 Mitglieder zählt. Etwa 40 von ihnen sind regelmäßig aktiv dabei, setzen Wagen instand und sind während den Öffnungszeiten des Museums als kompetente Ansprechpartner für die Besucher vor Ort.
Jeden ersten Sonnabend im Monat bietet das Museum von 10 bis 15 Uhr jeweils zur vollen Stunde die Möglichkeit, bei Führungen in die Welt der Straßenbahnen einzutauchen. Zwei der jüngeren Mitglieder sind Mirko Döring (31) und Martin Schneider (33). Beide engagieren sich mit Leidenschaft für das Museum und beantworten geduldig die Fragen ihrer Gäste. „Mein Vater war bei der Straßenbahn. Das hat mich schon früh geprägt. Für mich war es als Kind immer ein ganz besonderes Erlebnis, mit dem Tatra-Wagen quer durch die Stadt zur Oma zu fahren“, erzählt Mirko Döring, der inzwischen seit zehn Jahren aktiv mitwirkt. Auch bei Martin Schneider hat der Vater die Liebe zur Straßenbahn ins Herz gepflanzt. „Er war Eisenbahnfan. Außerdem habe ich am gleichen Tag Geburtstag, wie die Straßenbahn (Anmerkung: am 26.9.1872 wurde die erste Pferdestraßenbahnlinie eröffnet). Ich habe kein Straßenbahnfest versäumt“, erinnert sich der 33-Jährige mit dem Faible für Technik.
Der Verein freut sich über aktiven Nachwuchs, der sich für alles rund um die Straßenbahn interessiert. „16 Jahre sollten Interessenten allerdings sein und es wäre toll, wenn sie schon eigene Vorstellungen mitbringen, in welchem Bereich sie sich engagieren möchten“, sagt Vereinschef Frenzel. Vom technischen Interesse, über die Beschäftigung mit der Geschichte Dresdens bis zur Erarbeitung von Stadtrundfahrten oder der Straßenbahn-Fotografie sei vieles denkbar. Grundsätzlich gebe es für alle Interessenten ein halbes Jahr Probezeit, in der sie reinschnuppern können, ob die Mitarbeit im Straßenbahnmuseum tatsächlich das Richtige für sie ist. 80 Prozent der Mitglieder sind derzeit Straßenbahnfahrer oder Mitarbeiter der Dresdner Verkehrsbetriebe. Mirko Döring und Martin Schneider sind da mit anderen Berufen eine Ausnahme. Wenn es ihre Zeit erlaubt, sind sie aber im Museum und finden immer etwas, um das sie sich kümmern können.
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