Im Sanierungsgebiet Pieschen haben sich Verkehrsströme geändert. Ein Beispiel dafür ist die Achse zwischen Mickten und Trachenberger Platz. Die Buslinie 64, viele Autos und der Lkw-Verkehr fahren auf der Strecke über die Leisniger Straße und den Leisniger Platz. Dort müssen sie abbiegen. Während die Rechtsabbieger in Richtung Mickten flüssig die gleichberechtigte Kreuzung passieren können, müssen die Linksabbieger, die in Richtung Haltepunkt Pieschen fahren, den Gegenverkehr und den Verkehr, der von rechts aus der Robert-Matzke-Straße kommt, vorlassen.
Dabei verursachen sie nicht nur Lärm, sondern blasen beim Anfahren regelmäßig ihre Abgase in die Luft vor dem Haus an der Kreuzung. Seit zweieinhalb Jahren kämpft Werner Fischer darum für eine – aus seiner Sicht – einfache Änderung. „Eine abbiegende Hauptstraße würde das Problem lösen“, ist er überzeugt. Im Erdgeschoss des Hauses würden neben den Erwachsenen auch vier Kindern unter der giftigen Luft an der Kreuzung leiden. „Die Kinder werden wissentlich dieser Gefahr ausgesetzt“, wirft Fischer den Behörden vor.
Besonders ärgerlich ist für ihn der Umstand, dass die Stadtverwaltung mit ihm einer Meinung ist und dennoch ausgebremst wird. „Anhand der vorliegenden Unterlagen der Verkehrsströme ist der Fahrzeugverkehr Leisniger Straße/Leisniger Platz erheblich stärker im Vergleich zu den vorgesehenen Nebenstraßen. Die vorhandene Rechts-vor-Links-Regelung soll deshalb in eine abknickende Vorfahrtstraße geändert werden“, hatte Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) vergangene Woche in der Einwohnerfragestunde auf eine entsprechende Anfrag von Werner Fischer geantwortet und darauf verwiesen, dass auch die Polizeidirektion diese Lösung befürworte. Allerdings, so Schmidt-Lamontain, habe das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) „die Zustimmung zum eingereichten Antrag nicht erteilt“.
Auch sechs Tage nach dieser Auskunft ist Fischer immer noch empört. „Wie kann es sein, dass der Stadt diese vernünftige Regelung im Sinne des Verkehrsflusses und der betroffenen Anwohner untersagt wird“, kritisiert er. Es würden die derzeit entstehenden Brems- und Anfahrgeräusche und die damit einhergehende Feinstaubbelastung entfallen, hatte der Baubürgermeister in seiner Antwort zugestimmt. Das wären doch ausreichend Argumente, so Fischer. Dieses Verhalten passe genau in das vielfach kritisierte Schema „die da oben, wir da unten“. Da werde völlig ohne Not Vertrauen verspielt, meint Fischer.
Die Landesbehörde fordere „ergänzende Maßnahmen, um den Verlauf der abknickenden Vorfahrtstrecke deutlich von den Nebenstraßen abzugrenzen“, hatte der Baubürgermeister im Stadtrat erklärt. Für Fischer ist das ein klarer Fall für auswuchernde Bürokratie. Als wüssten die Dresdner Behörden nicht, wie man eine abbiegende Hauptstraße zu markieren habe.
Fischer engagiert sich nicht nur für die acht Mietparteien in seinem Haus. Auch in den umliegenden Häusern habe sein Vorschlag viele Unterstützer, meint er. Seit man 2002 gemeinsam gegen die Hochwasserfolgen gekämpft habe, gebe es gute Kontakte zu den Nachbarn. Eigentlich hätte er die Anfrage im Stadtrat gar nicht stellen dürfen. Der Hausbesitzer, der sich in seinem Eckhaus auch um die Verwaltung und die Hausmeisterarbeiten kümmert, wohnt im 650 Kilometer entfernten Jülich. Er war die Vertretung für eine erkrankte Mieterin. Nachdem der alte Familienbesitz zurückübertragen und saniert wurde, kommt Fischer regelmäßig nach Dresden. „Jetzt, als Rentner , ist das einfacher. Früher bin ich immer an den Wochenenden gependelt, um meine Arbeiten im Haus zu erledigen“, erinnert er sich.
Unterstützung bekommt der engagierte Hausbesitzer jetzt von der Pieschener Linke-Stadträtin Pia Barkow. Sie befürwortet nicht nur die Lösung mit der abbiegenden Hauptstraße. Sie möchte auch erreichen, dass im weiteren Verlauf am Haltepunkt Pieschen ein Fußgängerüberweg geschaffen wird. Der fehle an dem Schnittpunkt zwischen S-Bahn und dem städtischen Nahverkehr, der dort halte, sagte Barkow.
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