In diese Welt der Kinder gibt es kein Guckloch für die Eltern. Auch kein heimliches. Wenn überhaupt Erwachsene etwas sehen dürfen, haben die 7 bis 11-jährigen Kinder darüber vorher in ihrem RAZ-Zelt abgestimmt. So läuft das in der KinderTraumZauberStadt Kitrazza, die seit Montag an der Leipziger Straße in Pieschen steht.
Auf dem gut abgeschirmten Gelände gibt es neben dem großen Zelt mehrere Container und viel Freifläche, beschreibt Katja Pfeiffer, die das Projekt gemeinsam mit Carola Seelig betreut, das Innenleben. Alles ist sorgfältig abgeschirmt. Auch für die Presse ist der Zugang tabu. Darum verlassen wir uns auf die Schilderungen von Elias Reichel, einem echten Kitrazza-Oldie. Sechs mal war er als Kind dabei. Inzwischen ist er mit 13 Jahren zu alt und macht hier ein Praktikum. Er will auf jeden Fall bald als Kima arbeiten – das sind die Kitrazza-Mitarbeiter, die nur eingreifen, wenn Gefahr droht oder wenn sie von einem Kind ausdrücklich um Hilfe gebeten werden.
Manche Kinder wüssten zum Beispiel nicht, wie man eine Schraube eindreht, weil sie das zu Hause nie ausprobieren durften. „Ich habe mich immer mit meinen Freunden bei Kitrazza verabredet“, erzählt Elias. „Es hat einen Mordsspaß gemacht und wir hatten nie Langeweile. Ausserdem haben wir viele andere Kinder kennen gelernt“, sagt er. Ohne Eltern sei es etwas ganz anderes. Sprüche wie „lass das, das wird nichts“ wird man in der KinderTraumZauberStadt nicht hören. „Es gibt immer Sachen, bei denen ich gar wusste, ob ich sie kann, weil ich sie nie ausprobieren durfte“, erklärt Elias das Besondere an der Welt ohne Erwachsene.
Anfang der Woche haben die Kinder im RAZ-Zelt beschlossen, dass sie einen Lehmofen bauen wollen. Nun muss sich die Traumzauberin, die die Kinderträume erfüllt, etwas einfallen lassen. Ziegeln seien da, aber Lehm muss besorgt werden. Darum kümmert sich jetzt Kima Dieter. „Ohne die vielen Unterstützer könnten wir das nicht jedes Jahr auf die Beine stellen“, meint Katja Pfeiffer. Etwa 30 Firmen und Handwerksbetriebe steuern Sachspenden oder Geld bei. Mehr als 20 Vereine kämen als Unterstützer hinzu. So hat das Kinder- und Jugendzentrum Emmers in diesem Jahr mit Möbeln ausgeholfen, der neben dem Kitrazza gelegene Club „Puschkin“ stellt sich als Schlechtwetter-Quartier zur Verfügung.
Zum zweiten Mal sind die Kitrazza-Veranstalter von der Projektschmiede aus der Neustadt auf dem Gelände in Pieschen. Es gebe immer weniger freie Flächen für unseren Platzbedarf, meint Pfeiffer. Die erste Woche sei fast ausgebucht, für die zweite gebe es noch freie Plätze.
Die Idee für eine Kinderstadt sei schon alt. Im Unterschied zu vielen anderen Projekten, in denen die Welt der Erwachsenen nachgebildet wird, wollte das Team der Projektschmiede einen anderen Weg gehen. „Die Kinder sollen ihre Stadt selbst bauen“, sagt Projektleiterin Pfeiffer. Jeden Morgen treffen sich die bis zu einhundert Kinder im RAZ-Zelt und besprechen, was sie tun wollen. Dann verteilen sie sich auf die verschiedenen Bereiche – wie zum Beispiel die Küche, das Krankenhaus oder die Feuerwehr. Sehr beliebt ist auch das Kiosk-Bauen. Dabei suchen sich die Kinder Partnern, die helfen und Dinge, die sie dort verkaufen können. Geld allerdings gibt es in der Kinderstadt nicht. Also muss getauscht werden. Kurz vor 17 Uhr treffen sich alle noch einmal im Zelt, bevor sie nach Hause gehen.
Roswitha Kroll holt ihre Tochter heute schon etwas früher ab, weil sie noch zu einem Kindergeburtstag eingeladen ist. Sie kennt Kitrazza, weil ihr Sohn bereits voriges Jahr hier war. Ihm habe es sehr gut gefallen, darum sind in dieser Woche beide Kinder Kitrazzianer. „Es ist einfach schön für die Kinder“, sagt sie.
Auch Roswitha Kroll weiß nicht, wie es drinnen aussieht. Das bleibt das Geheimnis der KinderTraumZauberStadt und ihrer Bewohner und geht die Erwachsenen nichts an.
>> Preise: 110 Euro / Woche und für das zweite und jedes weitere Geschwisterkind 90 Euro / Woche. Dresden-Pass-Inhaber können einen Zuschuss beim Jugendamt in Höhe von bis zu 37,50 Euro/Woche erhalten.
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