Der Rettungswagen für Kobane ist heute morgen wohlbehalten im Basislager der Organisation DocMobile auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki eingetroffen. Nach einem anderthalbtägigen Verhandlungsmarathon beim türkischen Zoll in Ankara konnte der Wagen seine Reise zum neuen Bestimmungsort antreten. Anja Osiander, Sprecherin der Dresdner Initiative „Dresden hilft Kobane“ war am Dienstag selbst mit nach Ankara geflogen, um den auf ihren Namen offiziell zugelassenen Rettungswagen aus den Klauen der türkischen Zollbehörden zu befreien. Mit dabei war Fettah Cetin, Vorsitzender des Deutsch-Kurdischen Begegnungsvereins, der das Auto Anfang September in die Türkei gefahren hatte. Seitdem hing der Hilfstransport beim Zoll fest und die Hoffnung schwand, das aus sächsischen Spendengeldern finanzierte Krankenauto samt Ausrüstung und medizinischen Hilfsgütern noch seiner Bestimmung zuführen zu können. Die türkischen Behörden drohten sogar damit, den Wagen zu verschrotten.
Hilfe von der deutschen Botschaft
Die Unterstützung der deutschen Botschaft in Ankara sowie die Hilfsbereitschaft eines slowenischen EU-Diplomaten, der gestern zufällig zugegen war, retteten schließlich die Mission. Noch am Mittwoch waren die Verhandlungen zunächst in eine fast aussichtslose Sackgasse geraten. Zollbeamte präsentierten immer wieder neue bürokratische Hürden und forderten wahnwitzige Geldbeträge, um den Krankenwagen zur Landesgrenze zu eskortieren. In den Räumen des Deutsch-Kurdischen Begegnungsvereins wurden die Hiobsbotschaften aus Ankara mit Unverständnis und Empörung registriert. Jetzt sind alle froh.
Am frühen Donnerstagnachmittag konnte das Retter-Team in Richtung Griechenland aufbrechen. Zuvor musste der Rettungswagen wieder flott gemacht werden – die Batterie war nach vier Wochen Standzeit tot. Mit Hilfe eines von Fettah Cetin organisierten Gabelstaplers wurde das Problem schnell gelöst.
Aufregung an der Grenze
Ein türkischer Zollbeamter fuhr als Eskorte bis zur Grenze mit, um sicherzustellen, dass der Wagen nicht unterwegs „verschwindet“. „Dafür und für die drei Wochen Zwangsparken im Zolllager haben wir rund 500 Euro bezahlt. Lösegeld im wahrsten Sinne des Wortes“, meinte Anja Osiander. Um zwei Uhr nachts dann die letzte Hürde: die türkisch-griechische Grenze. Ein übereifriger Polizist sei wild wedelnd auf den Rettungswagen zugelaufen und habe erklärt, dass das Kennzeichen ungültig sei. Zum Glück wussten es seine Kollegen besser.
Bei Sonnenaufgang dann sah das Team die Ägäis und waren am Ziel. „Wir schaukelten über die malerische Halbinsel Chalkidiki zum Basislager der Organisation DocMobile. Fettah sitzt seit 17 Stunden am Steuer, 1000 Kilometer liegen seit Ankara hinter uns“ – so beginnt die E-Mail von Anja Osiander, die sie mittags in Griechenland tippt, als endlich der Stress der letzten Tage und Wochen von ihr abfällt.
Am Ziel: Rettungswagen für DocMobile
Große Freude herrschte auch im Basislager von DocMobile. Die beiden Fahrzeuge – das bisher genutzte Postauto und der neu hinzugekommene Rettungswagen stehen jetzt Schnauze an Schnauze. Und das zeigt ganz offensichtlich, welche Verbesserung der Dresdner Rettungswagen im Alltag von DocMobile bringen wird. Der Wagen ist viel geräumiger, besser beleuchtet und bietet deutlich bessere Lagermöglichkeiten für Medikamente und Verbrauchsmaterialien. Und er ist weitaus leistungsstärker als das bisher genutzte Postauto.
Der Wagen soll nun in das Eigentum von DocMobile übergehen und am Sitz des Vereins in Hamburg angemeldet. Sobald das Kennzeichen aus Hamburg nach Chalkidiki geschickt worden ist, kann der Wagen eingesetzt werden. Bis dahin werden dann hoffentlich auch die restlichen Hilfsgüter – die vorerst in Ankara bleiben mussten und per Spedition verschickt werden – in Griechenland eingetroffen sein. Dann endlich ist die Mission von „Dresden hilft Kobane“ erfüllt. Wie es zukünftig mit der Initiative weitergeht, darüber werden die Aktiven zeitnah beratschlagen.
Am Montag, 17. Oktober um 19 Uhr im Café Combo, Louisenstraße 66 wird die Crew um Anja Osiander und Fettah Cetin über die Odyssee des Dresdner Rettungswagens berichten. Außerdem gibt Gregor Bachhuber einen Einblick in die Situation geflüchteter Menschen in Griechenland. Der engagierte Flüchtlingshelfer hatte den Kontakt zu DocMobile hergestellt.
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