Ein gutes Geschäft: Die Fußballkultur im Wandel

Früher war es ein Ritual zum Wochenende: Jeden Sonntag auf dem Sportplatz die Lieblingsmannschaft anfeuern, die Atmosphäre genießen und etwas Sportsgeist aufsaugen. So leicht und unbeschwert wie früher ist die Fußballkultur der Gegenwart kaum noch. Die Entwicklung zum lukrativen Geschäftsmodell, das jährlich Millionen erwirtschaftet, ist nicht zu stoppen.

Wenn im Winter 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft die Welt in Atem hält und der Kampf um den Siegerpokal beginnt, klingeln hinter den Kulissen die Kassen. Durch Lizenzen, Verkäufe, Marketing und Kooperationen wurde allein zwischen 2015 und 2018 eine geschätzte Summe von 5,66 Milliarden US-Dollar eingenommen, wie auf der offiziellen FIFA-Homepage zu lesen ist. Durch Großveranstaltungen und weltweite Events wächst der Gewinn jedoch auf ein Vielfaches an, was die
FIFA zu einem der vermögendsten Sportunternehmen macht.

Das Geschäft mit dem Fußball hat in den vergangenen Jahren angezogen und sorgt immer wieder für Diskussionen in den Medien und unter den Fans. Ablösesummen für Spieler oder Trainer stehen dabei häufig in der Kritik. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Borussia Mönchengladbach für seinen ehemaligen Sportdirektor Max Eberl eine stolze Summe von 10 Millionen Euro verlangt, sollte er bei einem anderen Verein tätig werden. Der RB Leipzig hat dennoch sein Interesse signalisiert. Inzwischen ist der Wechsel perfekt. Die Frage nach der Rechtfertigung der Summen bleibt dabei unbeantwortet.

Fans ziehen mit

Der große Rückhalt der Fans wirkt sich im Verkauf von Jahreskarten für die laufenden Saisons und das Interesse an den Merchandise-Produkten aus. Allein für Dynamo Dresden wurden zum Saisonstart 11.200 Dauer-Tickets verkauft, wie Tag24 berichtet. Weniger als im Vorjahr, doch für die 3. Liga weiterhin ein Erfolg.

Der feste Glaube an das Team kommt auch den Sportwetten zugute. Ob Champions League oder bei den zahlreichen Wetten auf die 1. Bundesliga: Die Quote auf Sieg oder Niederlage wird durch Vertrauen in einzelne Spieler sowie die Stärke des
Teams bestimmt. Dabei hilft Wissen und Know-how über die jeweiligen Mannschaften weiter, um die Chancen auf dem Spielfeld besser einzuschätzen. Wer könnte mit Außenseiterchancen glänzen? Welches Team wird die jeweilige Halbzeit für sich entscheiden? Ist abzusehen, wer aus dem gesamten Turnier als Sieger hervorgeht? Wer auf diesen Gebieten Fachwissen besitzt, hat gute Chancen zusammen mit seiner Lieblingsmannschaft zu feiern.

Die Zugehörigkeit zu einem Verein ist gegenwärtig mehr als nur das reine Fan-Dasein. Durch Social Media hat die Fan-Kultur ein neues Level erreicht, bei dem mitdiskutiert, Spielern verbal der Rücken gestärkt wird oder die Gegenmannschaft viel Gegenwind verarbeiten muss. Früher konnte dies nur durch Rufe auf dem Platz geschehen. Heute ist das Kommunizieren von Meinungen und Gefühlen auf den offiziellen Seiten der Vereine zum Pflichtprogramm geworden. Nicht umsonst tragen Fans den Spitznamen „12. Mann“.

Ein Lebensgefühl

Fußball hat sich zu einer millionenschweren Angelegenheit entwickelt, die den Sportbereich zweifellos dominiert. Von der einstigen Leichtigkeit, am Spielfeldrand für seinen Favoriten zu jubeln, ist heute wenig übrig geblieben. Es geht um Macht, Präsenz und Zugehörigkeitsgefühl, während im Hintergrund die Verantwortlichen damit beschäftigt sind, die Maschinerie am Laufen zu halten. Es ist das Geld, das das Spiel bestimmt. Keineswegs ist dieser Zustand ungewöhnlich. Allerdings sind die Honorare oder Summen, die regelmäßig kommuniziert werden, zum Selbstverständnis geworden. Die Frage, ob sie auch gerechtfertigt sind, weckt dagegen kaum Interesse.

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