Der deutsche Glücksspielmarkt im Umbruch

Das Glücksspiel wird für immer mehr Menschen zum beliebten Zeitvertreib. Jedes Jahr verzeichnen die größten Anbieter für Casinospiele und Sportwetten neue Rekordgewinne. Dank gezieltem Sponsoring und fortschrittlicher Technologie, die den Spielspaß per Internet stetig steigern, ist dem rasanten Wachstum der Glücksspielbranche kein Ende vorauszusagen. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass Staaten, in denen das Glücksspiel bisher nicht oder nicht ausreichend geregelt wurde, ihre Gesetzgebung anpassen müssen.

Das gilt besonders für das Glücksspiel in Deutschland. Die bisherige Rechtslage für das Spielen in Deutschland ist unzureichend. Doch eine konsequente Regelung ist mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag, der im Jahr 2021 abgeschlossen werden soll, in Sicht. Aber wie wird sich das auf den deutschen Glücksspielmarkt auswirken und was kann Deutschland von anderen europäischen Ländern lernen, in denen das Glücksspiel bereits an die modernen Bedürfnisse von Staaten, Unternehmen und Spielern angepasst ist?

Aktuelle Regelung des Glücksspiels in Deutschland

Spielbanken gibt es schon seit einigen hundert Jahren in Europa. Die ersten entstanden im 17. Jahrhundert in Italien mit dem Ziel, die Faszination für das Glücksspiel der Menschen in geregeltem Rahmen zu zelebrieren und einen wirtschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen. In Deutschland entstanden die ersten Spielbanken erst im 19. Jahrhundert, wurden allerdings 1872 wieder verboten bis sie 1933 durch die Nationalsozialisten wieder eingeführt wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es für Karten-, Lotto-, Automaten- und Wettspiele verschiedene Richtlinien, die sich stetig im Wandel befanden.

Im 21. Jahrhundert wurde mehrmals der Versuch unternommen, das Glücksspiel in Deutschland zu reglementieren. Doch die ersten beiden Glücksspielstaatsverträge, die 2008 bzw. 2012 unter anderem auf die Entwicklung des Online-Glücksspiels reagieren sollten, waren unzureichend aufgesetzt und wurden nicht von allen 16 Bundesländern unterschrieben oder durchgeführt. Aus diesem Grund ist das Glücksspiel in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Zwar gibt es keine deutsche Lizenz für Online-Casinos, deutsche Spielbegeisterte können allerdings bei Online-Casinos spielen, die Lizenzen in anderen Ländern erhalten haben. Die einzige Ausnahme ist Schleswig-Holstein, hier sind Online-Casinos – ausschließlich für die Einwohner des Bundeslandes – zulässig. Sportwetten sind dagegen in ganz Deutschland erlaubt und dürfen sogar beworben werden. Spielhallen dürfen dagegen nicht für sich werben.

Wie wird das Glücksspiel in anderen europäischen Ländern geregelt?

Deutsche Glücksspiel-Fans mussten bisher mit Online-Casinos vorlieb nehmen, die im besten Fall Lizenzen aus anderen europäischen Ländern hielten. Die beliebtesten Online-Casinos sind derzeit Unternehmen, die in Großbritannien oder dem EU-Mitgliedsstaat Malta lizenziert sind. Sieht man sich an, wie das Glücksspiel in anderen Ländern Europas, zum Beispiel in Großbritannien, Schweden oder Malta, geregelt ist – und welche Auswirkungen diese Regelungen auf den jeweiligen Glücksspielmarkt haben – lassen sich einige Prognosen für das Glücksspiel in Deutschland stellen. Denkbar ist u.a., wie in Schweden, kommerzielles Spielen mit 18 Prozent zu versteuern. Das Glücksspiel für non-profit Zwecke ist in Schweden steuerfrei. Außerdem sind Auszahlungen nur mit dem Anbieter möglich, über den auch die Einzahlung erfolgte. Bonusaktionen von Casinos werden in Schweden ebenfalls streng reguliert, denn hier ist nur ein Willkommensbonus pro Kunde zulässig und Freispiele dürfen nur im Rahmen des Neukundenbonus angeboten werden. Sollte dies bald auch in Deutschland der Fall sein, könnten derartige Angebote in Zukunft auch hierzulande lediglich bei Kontoeröffnung vergeben werden.

Der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag ab 2021

Die deutsche Regierung will sich mit nächstem Jahr den modernen Aufgaben bezüglich des Glücksspiels in Deutschland stellen. Der neue Glücksspielstaatsvertrag soll 2021 in Kraft treten und den Glücksspielmarkt in ganz Deutschland regulieren. Ziel des Vertrages ist, das Glücksspiel in Deutschland frei zugänglich zu machen und mehr Kontrolle über den Jugendschutz zu haben. Dass der Staat von einer Regelung und der Vergabe von Lizenzen an Online-Casinos profitieren kann, ist ebenfalls ein wesentlicher Beweggrund. Doch mit den Lizenzen, die wohl ab 2021 an deutsche Online-Casinos vergeben werden können, sind einige Auflagen gebunden.

Zum Beispiel dürfen Spieler dann wohl maximal 1.000 Euro pro Monat bei Sportwetten und Online-Casinos einzahlen. Der Mindesteinsatz pro Wette soll einen Euro betragen. Darüber hinaus sollen u.a. Spielerdaten aufgenommen, der Jugendschutz verstärkt und die Suchthilfe intensiviert werden. Ein Nachteil des neuen Glücksspielstaatsvertrags können die geplanten Einschränkungen bei Livewetten sein. Aktuell setzt einzig die Fantasie der Wettanbieter dem Livewetten-Angebot Grenzen. Die neue Regelung wird wohl auch hier einschränkend wirken.

So kann der deutsche Glücksspielmarkt in Zukunft aussehen

Der neue Glücksspielstaatsvertrag wird aller Voraussicht nach großen Einfluss auf das Spielen bei Online-Casinos und Wettanbietern nehmen. Für Unternehmer ist damit zu rechnen, dass deutsche Kunden zwar deutlich einfacher zu erreichen sein werden, allerdings wird die Vergabe von deutschen Glücksspiellizenzen mit hohen Kosten und strengen Sicherheitsauflagen verbunden sein. Wahrscheinlich ist auch, dass das Spielangebot und der Ablauf sowie das Ausmaß von Spielen, Bonusaktionen und besonders von Livewetten durch strenge Regeln eingeschränkt sein werden. Es ist aber nur schwer vorherzusagen, wie der deutsche Glücksspielmarkt sich tatsächlich entwickeln wird. Es bleibt die Hoffnung, dass diesmal eine sorgfältige, für alle Bundesländer einheitliche Gesetzgebung gefunden und eingeführt wird.