Aus der Geschichte der Galopprennbahn in Dresden-Seidnitz

Die Galopprennbahn in Dresden gehört seit mittlerweile mehr als 130 Jahren zum umfangreichen Veranstaltungsangebot der Stadt. Jährlich finden hier durchschnittlich sieben Renntage mit bis zu acht Rennen pro Renntermin statt. Diese ziehen bis zu 60.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr an. Sie wollen den Galopprennsport miterleben und jedes Detail genießen. Das Spektakel ist längst zu einem Ereignis für jedermann geworden. Das garantiert auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm für die ganze Familie. Natürlich haben die Besucher auch die Möglichkeit, aus einem umfassenden Wettangebot zu wählen. Die zahlreichen Live Wetten gehören ebenso wie die Vollblüter und das stylische Publikum zu jenem Flair, das die besondere Atmosphäre auf Galopprennbahnen ausmacht.

Offiziere der sächsischen Armee gründeten den ersten Verein

Die Geschichte der Galopprennbahn in Dresden-Seidnitz reicht bereits weit in die Vergangenheit zurück. Sie beginnt im 18. Jahrhundert. Bereits damals gehörten Pferderennen fix zum Programm der Feste am Hofe. Der erste Wettkampf wird heute von den Historikern auf das Jahr 1805 datiert. Der englische Gesandte Lord Wynn veranstaltete dieses auf einem Gelände im Ostragehege. Die Faszination für die Schönheit und Eleganz der Tiere hatte die Gesellschaft erfasst.

Dies traf vor allem auf die Offiziere der sächsischen Armee zu. Diese setzten sich für die Förderung des Pferdesports ein und gründeten am 17. Dezember 1890 den Verein „Dresdner Reiterheim“. Drei Jahre später benannte sich dieser in „Dresdner Rennverein e.V.“ um. Ziel war es schon damals eine ständige Galopprennbahn zu errichten. Erster Vorsitzender und Initiator dieses ehrgeizigen Projektes war der Premierleutnant a. D. Walter von Treskow. Er hatte die Erbin der Musikinstrumentenfabrik F. A. Glier geheiratet und war so zu Wohlstand gekommen. Da er bereits zuvor einen eigenen Rennstall unterhielt und zahlreiche Rennen in Dresden veranstaltet hatte, erwies sich von Treskow als idealer Macher für dieses Projekt.

Eröffnung im Mai 1891

Denn er musste zunächst erkennen, dass er sich damit wenig Freunde machen würde. Das Kriegsministerium lehnte seinen Plan grundlegend ab. Man befürchtete dramatische Auswirkungen auf die Moral der Offiziere, weil die schon damals angebotenen Pferdewetten
als unmoralisch galten. Doch der Vorsitzende setzte sich durch und seine ehrgeizigen Pläne in die Tat um.

Zu Beginn des Jahres 1891 erhielt der Verein die Genehmigung für den Bau einer Galopprennbahn. Dafür pachtete man landwirtschaftliche Flächen von insgesamt acht Bauern aus Seidnitz und begann mit den Bauarbeiten. Nur wenige Monate später, am 7. Mai 1891, fanden auf dem Gelände bereits die ersten Rennen statt. Nach drei Jahren erwarb der Verein das insgesamt 33 Hektar große Gelände. Welchen Status sich der Pferdesport in Dresden zu diesem Zeitpunkt bereits erworben hatte, bewies der Ehrengast zur Eröffnung nach der 1893 fertiggestellten Renntribüne. Es war kein Geringerer als Sachsens König Albert. Er stiftete auch den „Großen Dresdner Armee-Steeple-Chase“-Ehrenpreis.

Großzügige Gönner sorgten für finanzielle Sicherheit

Damit begann der Aufstieg der Dresdner-Seidnitz Galopprennbahn. Diese konnte in den nächsten Jahren Zug um Zug erweitert werden. Sie erhielt nicht nur Ställe und Wirtschaftsgebäude, sondern auch ein Vereinslokal. Hier trafen sich die Mitglieder. 1894 feierte die erste Pferdeausstellung ihre Premiere. Dafür hatte man eigens einen Ausstellungsplatz neben der Galopprennbahn angelegt. Wenn es zu dieser Zeit wirtschaftliche Schwierigkeiten gab, halfen großzügige Sponsoren aus. Dazu zählten beispielsweise Bruno Naumann von Seidel & Neumann sowie Hugo von Hoesch, der eine Papierfabrik besaß und den Verein finanziell unterstützte.

Ab 1900 stieg die Galopprennbahn zu einer der wichtigsten in Deutschland auf. Erfolgsfaktoren waren die Errichtung eines Haltepunktes für die Eisenbahn und der Bau einer eigenen Straßenbahngleisschleife. Schon 1909 kaufte der Verein seine ersten Wettmaschinen, 1912 baute man ein Trainingsanlage. Ab diesem Zeitpunkt war die Galopprennbahn gesellschaftlicher Mittelpunkt zahlreicher Pferdesportveranstaltungen in Dresden. Dies hielt sogar während des 2. Weltkriegs weiter an. Neben den lokalen Größen fanden hier immer wieder sogenannten Gastrenntage der Rennvereine aus Leipzig, Breslau, Hamburg und Bad Harzburg statt. Doch am 1. Dezember 1944 war vorerst Schluss.

Neustart wenige Wochen nach Kriegsende

Nur wenige Wochen vor der Zerstörung Dresdens schwangen sich die Reiter zum letzten Mal in den Sattel. Der Krieg zerstörte zwar das Vereinsbüro, doch die Galopprennbahn blieb weitestgehend unversehrt. Weniger Glück hatte die zweite Tribüne an der Winterbergstraße,
denn sie brannte ab. Ein paar Monate nach dem Ende des Krieges fand bereits das erste Rennen statt. Am 14. Oktober 1945 war es so weit. Nachdem der Dresdner Rennverein zuvor aufgelöst worden war, übernahm der neue „Pferdezucht- und Reitgenossenschaft Dresden-Seidnitz“ die Organisation. Seither fanden zahlreiche Umbenennungen und Neuorganisationen statt, dieser Tage agiert der „Dresdner Rennverein 1890 e.V.“ und setzt die lange Tradition des Pferdesports in Dresden erfolgreich fort.

Denkmalgeschützt und liebevoll restauriert

Heute steht das Gebäude der Dresden-Seidnitz Galopprennbahn längst unter Denkmahlschutz. Vor rund zehn Jahren erfolgten umfangreiche Erneuerungs- und Modernisierungsarbeiten. Dabei legten die Auftraggeber viel Wert darauf, das Gebäude so weit wie möglich originalgetreu zu rekonstruieren. Das Wahrzeichen dieser Institution ist die Haupttribüne. Sie entstand bereits im Jahr 1891 und fasst rund 1.000 Besucher. Diese finden hier Sitzplätze vor. Die Tribüne wurde damals aus Holz errichtet und galt als technisch wegweisend.

Die Pferderennbahn in Dresden-Seidnitz lockt jedes Jahr viele Besucher an. Das liegt auch an den zahlreichen familienfreundlichen Veranstaltungen. Die parkähnliche Anlage mit einer Größe von 430.000 Quadratmetern wartet mit einem besonderen Ambiente auf, dem sich Pferdeliebhaber aus dem ganzen Land nicht entziehen können. Dafür sorgt der „Dresdner Rennverein 1890 e.V.“, der den Galoppsport in Dresden liebevoll pflegt.