Thema: Kleine Unternehmen

Janine Stelling hat sich als Maskenbildnerin und Makeup-Artist im Laufe der letzten zwölf Jahre ein großes Netzwerk aufgebaut.

Maskenbildnerin Janine Stelling – Mit Mut, Kreativität und Berliner Schnauze

In einem Hinterzimmer eines kleinen Pieschener Ladenateliers steht die Maskenbildnerin Janine Stelling auf der Leiter. Im kreativen Chaos des vielseitig genutzten Arbeitsraums sucht sie nach kleinen Werkstücken, die ihre tägliche Arbeit zeigen. „Hier ist ein Kästchen mit Armhaar eines Schauspielers“, erklärt sie. „Irgendwie ist das schräg, ich weiß – aber in der Maskenbildnerei braucht man sowas“. Seit 2014 ist Stelling als freiberufliche Maskenbildnerin und Makeup-Artist tätig. In dem Eckladen am Trachenberger Platz ist sie seit etwa acht Jahren geschäftlich beheimatet.

Arbeitsmaterialien in der Maskenbildnerei – eine Welt für sich

Als Stelling von dem Leiter-Ausflug in die höheren Gefilde des Lagerschrankes heruntertritt, hat sie einiges zusammengetragen: Gipsabformungen von Armen, Harze und Silikone als Arbeitsmaterialien. Lebensechte Masken kann Stelling aus einer Kiste unter dem Arbeitsstisch hervorziehen. Auf dem Tisch selbst findet sich eine originelle Palette an Haarnadeln, Papieren, Schminkutensilien, Holzköpfen zum Perückenknüpfen. Blitzschnell kann Stelling wechseln zwischen Fachthemen wie Hochzeitsfrisuren, Fernsehmakeup und der maskenbildnerischen Zusammenarbeit mit Museen.

In Stellings "kreativer Zone" sind Abformungsmassen, Perückenutensilien und Styling-Zubehör schon gewöhnt zu koexistieren.

In Stellings „kreativer Zone“ sind Abformungsmassen, Perückenutensilien und Styling-Zubehör schon gewöhnt zu koexistieren.

Friseurin aus Berlin geht ins Maskenbild

Mit zugewandter, cleverer Berliner Schnauze erzählt Stelling: „Eigentlich bin ich gelernte Friseurin aus Berlin. Mit Maskenbild hatte ich damals nix am Hut, außer vielleicht, dass ich als Kind mal bei ’ner Moderatorin auf’m Schoß gesessen hab“. 2005 zieht sie nach Dresden, studiert an der Hochschule für Bildende Künste Maskenbildnerei. „Das hat nix mit Schickimicki zu tun“, erklärt sie. Vor allem handwerkliches Geschick habe sie damals erlernt, ästhetische und kunsthistorische Bildung genossen. „Da ham‘ wir bei den Ägyptern angefangen und sind dann quer durch den Gemüsegarten gezogen“, erzählt sie von ihrer Studienzeit. „Anders als beim Styling und Makeup wird der Mensch in der Maskenbildnerei als Objekt genutzt, wo was drauf stattfindet“. Ob es nun Steinzeit, Jugendstil oder Drag-Show sei, immer wird inszeniert, gebaut, geformt oder nachgebildet.

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Zusammenarbeit mit Archäologischem Museum

Gemeinsam mit dem Theaterplastiker Robert Frenzel aus Dresden-Trachau hat Stelling lebensechte Nachbildungen für das Archäologische Museum in Xanthen angefertigt. Angefangen bei Kaiser Augustus, haben die beiden sich mit Silikonmassen vorgearbeitet zu einem Römischen Reiter und einem Sitzenden Franken. Letzteren demonstriert Stelling via Laptop. Die Lebensechtheit ist frappierend, schmunzeln muss man dennoch.

Stelling und Frenzel für das Archäologische Museum in Xanthen. Gerade setzen sie der Nachbildung eines Römers das Kopfteil auf. Foto: Anke Wolten Thom

Stelling und Frenzel für das Archäologische Museum in Xanthen. Gerade setzen sie der Nachbildung eines Römers das Kopfteil auf. Foto: Anke Wolten Thom

Teil des "Sitzenden Franken", von Stelling und ... für das Archäologische Museum in Xanthen angefertigt. Foto: Janine Stelling

Kopfteil des „Sitzenden Franken“, von Stelling und Frenzel für das Archäologische Museum in Xanthen. Foto: Janine Stelling

Buntes Wochenprogramm als Selbstständige

An einem Tag knüpft die Unternehmerin Perücken aus Echthaar, macht Körperabformungen eines Schwangeren-Bauches. An anderen Tagen, meistens an den Wochenenden, ist sie auf Hochzeiten zugegen, kümmert sich um Haare und Makeup. Auch in Fernsehstudios ist Stelling als Maskenbildnerin oft gebucht. „Ich hab auch mal den Bundeskanzler abgepudert“, meint sie. „Aber ich geh damit jetzt nicht hausieren, dass ich auch mal Promis gestylt habe, für mich sind alle Leute gleich wichtig“, meint sie.

Hochzeits-, Fest- und TV-Makeup gibt's bei Stelling ebenfalls. Foto: Kristin Winter

Hochzeits-, Fest- und TV-Makeup gibt’s bei Stelling ebenfalls. Foto: Kristin Winter

Kreatives Netzwerk aufgebaut

Heute ist Stelling gestandene Unternehmerin, hat einen gefüllten Terminkalender. Sie ist gut vernetzt mit Museen und in der Theater- und Hochzeitsszene.“Eigentlich bist du ein Einzelkämpfer“, erklärt sie. „Aber ich mag auch den Trubel und das Gespräch mit Kunden“, so die Inhaberin. Sie liebt die Spannung an Hochzeitstagen, würde sich wünschen, dass die Leute mehr unter der Woche heiraten. Weiter erklärt sie: „Wichtig ist mir Natürlichkeit, das Optimum der ganz individuellen Schönheit rauszuholen“. Man solle sich nämlich nicht nur auf dem Foto super finden, auch in Realität darf es funken. „Meistens sitzen bei mir taffe Frauen, die genau wissen was ’se wollen und die sehr bewusst mit ihrer Heiratsentscheidung umgehen“, meint Stelling. „Fast alle Paare, die ich gestylt habe, sind noch zusammen“, sagt sie schmunzelnd.

Auch Körperabformungen macht Janine Stelling. Beliebt sind kleine Plastiken miteinander verschränkter Hände oder von Schwangerschaftsbäuchen. Foto: Janine Stelling

Auch Körperabformungen macht Janine Stelling. Beliebt sind kleine Plastiken miteinander verschränkter Hände oder von Schwangerschaftsbäuchen. Foto: Janine Stelling

Janine Stelling – Makeup und Hairstylistin

Serie: Kleine Unternehmen im Stadtbezirk Pieschen

Jeden Dienstag in Pieschen-Aktuell: Ein Portrait eines kleinen Unternehmens aus dem Stadtbezirk. Wir zeigen die unglaubliche Vielfalt im Stadtviertel, von Übigau bis Trachenberge. Wenn Sie auch einen kleinen Laden in Ihrer Nachbarschaft kennen, den wir gerne mal vorstellen sollen, schreiben Sie uns an redaktion@pieschen-aktuell.de

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