Wie kann man möglichst viele Menschen zur Teilnahme mobilisieren und gleichzeitig vermeiden, in ein routiniertes Gedenken abzugleiten?
Dazu hatten sich die Veranstalter, die Amadeo-Antonio-Stiftung, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, der Landesverband der Jüdischen Gemeinden und Einrichtungen in Sachsen und die Jüdische Kultusgemeinde, zu einem besonderen Konzept zusammengeschlossen:
Gedenken an der Frauenkirche, Kerzenmarsch über die Augustusbrücke in die Neustadt zur Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde in der Eisenbahnstraße, Eröffnung der Ausstellung „Im Strom der Erinnerung: Eine Israelin zeichnet“ in der Synagoge der Kultusgemeinde.
Das Konzept ging auf. Mehrere hundert Menschen versammelten sich vor der Frauenkirche, lauschten den Reden der Veranstalter und zogen mit Kerzen und Israelfahnen zur Synagoge. Den ganzen Weg über wurden die Namen der Opfer des Angriffs verlesen.
Der Platz vor der Synagoge war zu klein für alle Leute. Hier sprach Landesrabbiner Akiva Weingarten das Kaddisch. Das ist ein Gebet zum Lob Gottes, das auch als Totengebet bekannt ist. Zum Schluss lud Rabbiner Moshe Barnett alle ein, die Ausstellung in der Synagoge zu besuchen.
Die Ausstellung zeigt, wie sich eine Israelin fühlt, nachdem die Hamas ihr Land angegriffen hat. Bei der Einführung zur Ausstellung wurde betont, dass – trotz der hier gezeigten Sicht einer israelischen Frau – das Leid der arabischen Zivilopfer als Ergebnis der Reaktion des israelischen Militärs nicht vergessen ist.
Die Künstlerin Ronit Zafrir wurde 1948 in Haifa geboren und lebt seitdem in Israel. In ihren Bildern bezieht sich Ronit Zafrir auf Ereignisse aus der jüdischen Geschichte oder Mythologie. Zum Verständnis für die damit weniger vertrauten Besucher, sind den Bildern Erklärungen zugeordnet, wie hier am Beispiel des Bildes mit dem Chanukka-Leuchter.
Dazu der erklärende Text:
167 v. Chr. eroberten die Seleukiden unter Antiochus IV. Jerusalem und entweihten den Tempel. Einer kleinen Gruppe von Makkabäern unter der Führung von Judas Makkabäus gelang es nach dreijährigem Kampf, die fremden Herrscher zu vertreiben.
Bei der Wiedereinweihung des Tempels fanden sie nur einen kleinen Krug mit kultisch reinem Öl vor, das eigentlich nur für einen Tag reichen sollte. Doch das Öl reichte für acht Tage, bis neues vorhanden war – ein Wunder.
Chanukka ist ein fröhliches Fest. Erinnert wird sowohl mit dem achtarmigen Leuchter an das Wunder als auch an den siegreichen Kampf der kleinen jüdischen Gruppe gegen die Armee von Antiochus IV.
Ein Gastbeitrag von Dr. Herbert Lappe. Der 1946 in London geborene Sohn jüdischer Emigranten übersiedelte mit der Familie in die DDR nach Dresden. Der IT-Berater war langjähriger Mitarbeiter im Vorstand der jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dresden und wesentlich verantwortlich für den Bau der Neuen Synagoge in Dresden (2001).
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