Der Verein „Übigauer Insel“ bringt es noch nicht auf 700 Tage, aber die 700 Minuten hat er bereits deutlich überschritten. Das 700-jährige Jubiläum von Übigau wird die erste große Bewährungsprobe für den im September 2023 gegründeten Verein. Der Stadtteil im Nordwesten des Stadtbezirks Pieschen wurde erstmals im Jahr 1324 als Vbegowe erwähnt. Die Herkunft des Namens ist nicht endgültig geklärt. „Er könnte vom altsorbischen ubeg = Flucht oder aus einem bisher nicht belegten Personennamen abzuleiten sein. Wahrscheinlicher ist aber die Ableitung von ubeg=Flucht, da der Ort erhöht lag und sich die Bewohner hierher bei Hochwasser zurückziehen konnten“, schreibt Frank Philipp in seinem Blog Übigau online. In der Flut der Elbe hat auch der Verein seine Wurzeln. Die Vereinsgründer haben im Mai 2015 die Bürgerinitiative „Hochwasserschutz Übigauer Insel“ ins Leben gerufen. Die wichtigsten Weichen für den Schutz des Stadtteils sind inzwischen gestellt, mit der Landestalsperrenverwaltung und dem Katastrophenschutz gibt es eine langjährige vertrauensvollen Verständigung.

Das anstehende Jubiläum geht aber weit über das Thema Hochwasserschutz hinaus. Schon bei der Organisation des Übigauer Inselfestes im August 2022 sei man als Bürgerinitiative an Grenzen gestoßen, blickt Tino Jasef, einer der Vereinsgründer und jetzt Vorsitzender zurück. Das Fest erinnerte an die Hochwasser von 2002 und 2013 und fand ein breites Echo. „Das hat uns ermutigt, das Jubiläum unserer Gemeinde mit einer ganzen Festwoche zu feiern“, sagt sein Stellvertreter Uwe Jacob. Schatzmeisterin Silke Vogel, als drittes Vorstandsmitglied erzählt, dass der Verein bereits auf rund 35 Mitglieder angewachsen sei und betont: „Man muss nicht in Übigau wohnen, um Mitglied zu werden.“

Für die Festwoche vom 19. bis 25. August gibt es bereits sehr konkrete Pläne und Absprachen. Ganz frisch ist die Zusage von Olaf Maatz, Geschäftsführer der Comödie Dresden, für den Auftakt am 19. August im Schloß Übigau. Seit 2019 spielt die Comödie hier ihre Open-Air-Sommersaison, im vergangenen Jahr mit 85 Vorstellungen von Juni bis September. Mit 550 Freikarten lädt das Theater die Einwohner von Übigau ein. Die Bürgerinitiative war in den ersten Open-Air-Jahren ein wichtiger Vermittler zwischen dem Theater und den Einwohnern, die sich über Lärm und von Besuchern zugeparkte Straßen beschwerten.

Weitere Höhepunkte der Festwoche sind ein Kinderumzug, eine Baumpflanzung, eine historische Stadtteilführung und zum Finale ein Frühschoppen mit Blasmusik in der „Lindenschänke“. „Jetzt müssen wir die einzelnen Maßnahmen genau planen und die Aufgaben verteilen“, sagt Jasef. Das Stadtbezirksamt Pieschen habe bereits Unterstützung signalisiert.

Der Verein ist aber nicht (nur) wegen des Jubiläums gegründet worden. In der Mitgliederversammlung im Januar ist auch über langfristige Pläne diskutiert worden. Die Einwohnerzahl steigt. Im Stadtteil Mickten, zu dem Übigau gehört, wohnten 2015 rund 12.900 Menschen. Bis 2030 soll die Zahl um 30 Prozent auf 18.350 Einwohner anwachsen, heißt es in der von der Kommunalen Statistikstelle Anfang Januar vorgelegten Prognose zur Bevölkerungsentwicklung in Dresden. Dabei geht es nicht nur um das große Mika-Quartier, sondern auch um viele neu geschaffene Wohnungen in Übigau – im „Kastanienpark Übigau“ in den ehemaligen Kasernen in der Klingerstraße, gleich nebenan im „Werftquartier Übigau“, wo rund 160 neue Wohnungen entstanden, 27 weitere in einem 2017 eingeweihten Neubau in der Carrierastraße. Auch in der Kaditzer Straße wurden neue Mehrfamilienhäuser errichtet.

Der Verein will für die Alteingewohnten, aber auch für die neuen Übigauer, das Stadtteilleben wieder präsent und das alte Übigau wieder sichtbar machen. „Es gibt noch so viele Informationen, die wir von unseren Eltern und Großeltern über das Leben in Übigau erfragen können“, sagt Silke Vogel. Der Platz vor der ehemaligen Schule in der Mengsstraße soll wieder einen Namen bekommen und in dem dortigen Brunnen endlich Wasser fließen, nennt Jasef weitere Ziele für die nächsten Jahre. Bereits im Dezember sei auf dem Platz ein kleiner Weihnachtsmarkt geplant.

Auf Vereinschef Tino Jasef, der eine eigene Firma für Holz- und Bautenschutz besitzt, warten in diesem Jahr mit den Kommunalwahlen am 9. Juni weitere Herausforderungen. Seit 2019 sitzt er für die Freien Wähler im Stadtbezirksbeirat Pieschen, im vergangenen Jahr wurde er zum Stadtvorsitzenden der Freien Wähler gewählt. Zudem ist er einer der beiden Co-Chefs der „Interessengemeinschaft Automobil in Dresden“.

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