Wie man sich beruflich neu orientieren kann – ein Erfahrungsbericht

Tina Nowak hat vor vier Jahren eine Entscheidung getroffen, die ihr bisheriges Leben deutlich verändert hat. Heute erinnert sie sich, wie es dazu kam.

Als Tina Nowak schwanger wird, hat sie bereits viele Jahre in ganz unterschiedlichen Bereichen gearbeitet und Ausbildungen in der Gestaltung und Kosmetik absolviert. Ihr gefällt die eigene Arbeit. Der Berufsweg passt zu ihr und er harmoniert auch gut mit der aktuellen Lebenssituation. Dann kommt ihr zweites Kind auf die Welt. Und sie merkt, dass der weitere Weg nicht mehr nur steinig sein, sondern nicht mehr funktionieren wird. „Wenn man an einen Wendepunkt kommt, ist es ja meistens für Frauen mit Kindern so, dass wir dann gucken müssen, wie geht’s weiter. Und mit Kindern war es für mich nicht mehr vorstellbar, ständig bis in die Abendstunden zu arbeiten“, beschreibt die zweifache Mutter ihre damaligen Gedanken.

Neue Wege – aber keine Qualifikation

Sie hatte eine vage Vorstellung davon, wohin der Weg gehen könnte. „Ich möchte mit Menschen zu tun haben.“ Erste Versuche scheitern – eine Qualifikation fehlt, der Stempel „ungelernt“ oder „fachfremd“ klebt an ihr wie ein alter Kaugummi. „Ich wollte mich in ein neues Berufsleben stürzen und wusste nicht, wie ich es anpacke. Es war einfach zu viel möglich, aber auch zu wenig, um durchzustarten“, erzählt sie weiter.

Und irgendwann erinnert sich Tina Nowak an einen Infoflyer der Dresdner Bildungsberatung und sie denkt sich „Mensch, hör´s dir doch einfach mal an.“. Sie sucht die Beratungsstelle in der Volkshochschule Dresden auf. Ihre Erwartungen sind zunächst niedrig. Sie denkt sich: „Naja, das wird bestimmt wieder so eine nächste Beratung werden, wie ich sie schon kenne. Ich kriege da ein paar Flyer mit. Und dann gucken sie sich das mal zu Hause an und dann sehen wir uns nochmal.“

Beratung nimmt die Angst

Erstaunt muss sie feststellen, dass alles ganz anders läuft. Es folgen mehrere intensive Beratungsgespräche. In der Beratung werden Ideen besprochen, Fragen geklärt und Wege gefunden. Ausführlich beschreibt sie ihre Gefühle. „Als Kunde kommt man her: Oh Gott, ich weiß nicht, es ist alles so wirr im Kopf. Und diese Gedanken müssen geordnet werden. Das kann man nicht mit Freunden oder der Familie machen, die hört man jeden Tag. Und hier ist es wichtig, dass eine fremde Person ansetzt und sagt: ich lache da nicht drüber, ich höre zu. Einfach das Gefühl, hier befasst sich jemand mit mir. Ich bin jetzt keine Nummer, die ich draußen ziehe. Diese eine Stunde in der Beratung, da geht es nur um mich und meine Gedanken und Ziele, das ist so viel Wert.“

Besonders wertvoll empfand sie das Verständnis der Beraterin, auch die wilden und skurrilen Ideen einmal zu besprechen und nicht sofort kategorisch auszuschließen. In der Beratung lernt sie, dass es für (fast) ALLES Möglichkeiten gibt. Am Ende des Prozesses entscheidet sich Tina Nowak mit Ende 30 für ein grundständiges Studium im Sozialwesen. Der Gedanke, noch einmal etwas ganz Neues zu machen, begleitete sie bereits lange vor der Beratung. Heute sagt sie darüber: „Also man schiebt so vieles einfach weg: nee das geht nicht mit Kindern. Und finanziell geht’s schon gar nicht. Durch die Beratung wurden diese Angstgedanken dann aber immer kleiner. Und der Gedanke, wie etwas möglich wird, wurde immer größer.“ Wie man das ganze Vorhaben auch finanziell in die Tat umsetzen kann, ist ebenfalls Thema der Beratung.

Neubeginn gelungen

Derzeit befindet sich Tina Nowak im letzten Studiendrittel. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machten auch vor ihr nicht halt: „Das Einzige, was mich zurück geworfen hat, sind der zweimalige Lockdown und die Schulschließungen. Das hat mich insgesamt ein Jahr Studium gekostet.“ Optimistisch fügt sie jedoch hinzu: „Aber jetzt bin ich wieder voll drin.“

Unterschätzen dürfe man einen solchen Schritt im Leben jedoch nicht, eine gute Planung ist das A und O: „Das erste Jahr ist schwer. Man muss für sich selbst eine neue Struktur finden. Dann läuft es“. Mit dem Studium möchte Tina Nowak später in der Erwachsenenbildung arbeiten: „Dadurch, dass ich in meinem Berufsleben immer mit Erwachsenen zu tun hatte, bot es sich an.“

Und was wäre gewesen, wenn sich Tina Nowak vor vier Jahren nicht auf eine Beratung eingelassen hätte? „Ich hätte wohl nicht studiert. Ich hätte mich statt dessen auf ‚kleine‘ Jobs beworben, in Teilzeit. Erstmal wieder Geld verdienen. Es wäre aber, wie man so schön sagt, mit dem halben Hintern passiert.“ Mit dem halben Hintern macht man halbe Sachen. Und manchmal, davon ist sie überzeugt, ist das einfach nicht genug.

Service:

  • Dresdner Bildungsberatung
  • Bildungsberatung in Pieschen, Oschatzer Str. 2
  • Terminanfragen: per Telefon 0351 488 8484 / per e-Mail: bildungsberatung@vhs-dresden.de

Ein Gastbeitrag von Anna Tietze, Koordinatorin Dresdner Bildungsberatung

Die Suche nach einer Vollzeitbeschäftigung ohne Fachkenntnisse kann schwer sein, obwohl dabei auch Jobbörsen und Jobwebsites helfen können.

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