Die Theatergruppe Spielbrett feiert am 28. und 29. Januar 2023 im Theaterhaus Rudi die Premiere von George Taboris „Jubiläum“. Diese Inszenierung führt auf einen ganz besonderen Friedhof.
Die letzte Nacht
Geisterstunde auf einem Friedhof, der morgen eingeebnet werden soll für einen Spielplatz. Die Toten feiern Abschied und machen ihn schon jetzt zu ihrem Spiel-Platz. Da treffen der Musiker mit seiner Frau und der behinderten Nichte auf ein schwules Paar. Sie alle haben eines gemeinsam: sie sind alle Juden, ob sie wollen oder nicht. Und jeder hat seinen besonderen Tod gehabt, wohlgemerkt: nach der Hitler-Diktatur. Nun werden sie – wie so oft – geweckt durch den Grab schändenden Neonazi, der sonst dem unsterblichen Totengräber zur Hand geht.
Erinnern, was man vergessen möchte
Das Erinnerungsspiel beginnt: Die Toten wollen die letzten Chance nutzen. Sie feiern ihre vergangenen Jubiläen, damit diese nicht
totgeschwiegen werden. Die Stichworte für ihre Geschichten liefert ihnen die Gegenwart – auch die Wut des Neonazis und die Gleichgültigkeit des Friedhofsgärtners.
Scheinbar finden sie erst dann Frieden, wenn sie an das erinnern, was sie lieber vergessen würden. Können sie erlöst werden? Wird ihr Fest des menschlichen Lebens das Totschweigen beenden? Und wurde in Auschwitz doch nur Brot gebacken?
Humor und Geschichte?
Taboris Humor, seine Kalauer und Schlüpfrigkeiten sind alles andere als politisch korrekt. Aber sie lösen die moralische Verkrampfung, die sich zwanghaft einstellt, wenn sich Deutsche mit ihrer Vergangenheit beschäftigen. Für Spielbrett ist es nicht der erste Ausflug in die Vergangenheit: Nach der „Deutschland-Trilogie“ (2006-2009) und dem „Heimatabend“ (2016) möchte Spielbrett der deutschen Geschichte und Gegenwart erneut auf die Finger schauen. Denn das Thema Antisemitismus gehört noch lange nicht der Vergangenheit an: Erst jüngst schrieb DIE ZEIT, dass ‚Du Jude‘ zu den häufigsten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen gehöre.
Premierentermin
Der Premierentermin der Groteske, der 28. Januar, ist nicht zufällig gewählt: am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit – seit 1996 ist dies ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Spielbrett will mit Taboris bissigem Witz , seiner Kraft und dem herrlich politisch Unkorrektem seines Stücks zeigen, dass Erinnern vor dem Verfall schützt – auch vor dem moralischen. „Jeder wirkliche Humor ist schwarz.“ (George Tabori).
>> Informationen und Tickets zu „Jubiläum“ im Theaterhaus Rudi
Ein Gastbeitrag von Claudia Leutemann, Vorstand Spielbrett e.V.
Ein Kommentar zu “Theatergruppe Spielbrett zeigt „Jubiläum“ von Gregori Tabori”
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