Die Pläne der Stadt für einen Gedenkort mit einer Bildungs-, Vermittlungs- und kulturellen Begegnungsstätte am Alten Leipziger Bahnhof sind gestern im Stadtbezirksbeirat Pieschen vorgestellt und diskutiert worden. Lars Röher, Referent für Erinnerungskultur und Regionalgeschichte beim Amt für Kultur und Denkmalschutz, erläuterte die Schwerpunkte und bisherigen Schritte bei der Erarbeitung eines Konzeptes für den Gedenkort am Alten Leipziger Bahnhof. Ziel sei, die konzeptionellen Überlegungen zur verkehrsgeschichtlichen Bedeutung „Bahnhof der Erinnerung“ sowie die im Frühjahr 2023 beschlossenen Pläne für einen Schoah-Gedenkort zusammenzuführen. In dem Gesamtkonzept soll eine Bildungs-, Vermittlungs- und kulturellen Begegnungsstätte integriert sein. Das Gelände und die Gebäude des historischen Bahnhofs sollen langfristig folgende Aufgaben erfüllen:
- Gedenkort mit NS-Dokumentationszentrum und musealer interaktiver Benutzeroberfläche und (zentrumsnaher) Ausgangspunkt von themenbezogenen Routen zu den Erinnerungsorten im Gedenk-Areal „Dresdner Norden“,
- Bildungs-, Vermittlungs- und kulturelle Begegnungsstätte als Gelegenheit und Möglichkeit der Betätigung der bestehenden Kultur- und Geschichtsinitiativen, als weltliche Begegnungsstätte für Jüdinnen und Juden, die für interreligiöse und interkulturelle Strömungen offen ist, mit niedrigschwelligen Angeboten der Bildung im weitesten Sinne, Kunst, Kultur und lebensweltlichen Themen,
- Dokumentationszentrum der Industrie- und Eisenbahngeschichte.
Die Vorlage schlägt auch vor, bis zur Realisierung eines dauerhaften Gedenkortes die temporäre Gedenkinstallation des Waggons aus dem Jahr 2021 im Einvernehmen mit den Eigentümern der Liegenschaft am Alten Leipziger Bahnhof zu erhalten und für Veranstaltungen und Gedenkakte zur Verfügung zu stellen.
Nutzungskonzept für den Alten Leipziger Bahnhof als Bahnhof der Erinnerung (115 Seiten, 7 MB)
In der Diskussion ging es immer wieder um die Frage, wie die Pläne realisiert werden können, obwohl das entscheidende Areal noch im Besitz der Globus Holding ist. „Was ist, wenn Globus nicht verkaufen will“, fragte Alexander Wiedemann (AfD). Wie auch sein Kollege Rolf Jörg Poppe oder Maurice Devantier (Linke) kritisierten sie, dass die Bemühungen der Stadt, den Konflikt um den Globus-Standort zu lösen, völlig unzureichend seien. Thomas Sawatzki (Grüne) bezeichnete den eingeschlagenen Weg, Konzepte für das Areal am Alten Leipziger Bahnhof zu entwickeln, als richtig. Zur 48-köpfigen Begleitgruppe zur Zukunft des Alten Leipziger Bahnhofes, deren Mitglied er sei, gehörten auch die Eigentümer der Grundstücke auf dem 38 Hektar großen Areal. So seien auch die Vertreter der Globus-Gruppe in die gesamte Planung mit einbezogen. Wichtig sei, jetzt Klarheit darüber zu schaffen, welche Entwicklungsziele die Stadt auf dem Areal verfolge, meinte Röher. Sobald es dann eine Einigung mit den Eigentümern gebe, könne die Arbeit beginnen. Der Vorlage wurde bei zwei Enthaltungen zugestimmt.
Berichte aus dem Stadtbezirksbeirat Pieschen – eine Leistung der Redaktion von Pieschen Aktuell im Auftrag des Stadtbezirksamtes Pieschen der Landeshauptstadt Dresden.