Das Ringen um die Wohnbebauung auf den Hufewiesen in Trachau geht weiter. Am vergangenen Freitag präsentierten Eigentümer und Architekten in der Gestaltungskommission Dresden die aktuellen Pläne für die rund 140 Wohnungen, die in der zweiten Reihe entlang der Leipziger Straße entstehen sollen, erschlossen durch die Hildesheimer Straße, Veteranenstraße und Jubiläumsstraße – die alle am Rand der Hufewiesen enden.
Auf den vorgesehenen 1,6 Hektar sollen zudem ein Parkhaus im nördlichen Teil und Gewerbebauten, zum Beispiel für eine Forschungseinrichtung, entstehen. „Ich bin froh, dass wir diesen Stand erreicht haben“, sagte Thomas Bergander, der den Eigentümer, die Adler Real Estate Berlin, vertritt. Architektin Katrin Leers-Kulka, Gesamtkoordinatorin des Projektes für das Büro Kulka Architekten, formulierte dies etwas anders. „Es klingt verrückt“, sagte sie, „fünf Jahre und wir stehen immer noch am Anfang“. Heute, so fügte sie hinzu, würde der Entwurf Nummer 21c präsentiert.
Im Mai 2018 hatte der Stadtrat grünes Licht für die Hufewiesen-Planung gegeben. Grundlage war der mit dem Eigentümer erzielte Kompromiss, nach dem auf 1,6 Hektar Wohnungen gebaut werden sollten, auf 0,8 Hektar gewerbliche Nutzung zu ermöglichen und etwa sieben Hektar als öffentliches Grün zu entwickeln.
Nach einer ersten Entwurfsphase hatte es 2019 im Rahmen einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung eine Offenlegung des Vorentwurfes der Stadtverwaltung gegeben – mit mehr als 250 Stellungnahmen. Die wichtigste kam vom Regionalen Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge, der gerade den aktualisierten Regionalplan als Satzung verabschiedet hatte. Demnach mussten die geplante Wohnbebauung reduziert werden. Grund ist der Lärmschutzkorridor für die Einflugschneise des Flughafens.
Die Gestaltungskommission beschäftigte sich nunmehr mit der Variante 21c. Der Architekten-Entwurf sieht zwei Blöcke mit Parzellierung in mehrere Häuser vor. Zwischen den Blöcken sind Durchgänge geplant. Die Innenhöfe sollen großzügig begrünt werden. Prägend für die beiden Blöcke sind je zwei langgestreckte Wohnhäuser mit mehreren Eingängen. Dabei habe man sich, so Katrin Leers-Kulka, an der Architektur von Hans Richter in der gleichnamigen Siedlung in Trachau orientiert. Zwischen den beiden Wohnblöcken soll ein quadratisches Gebäude zur gewerblichen Nutzung, zum Beispiel für die Forschung, errichtet werden.
Dazu gab es mehrere Anmerkungen der Kommissionsmitglieder. Warum die Gewerbeeinheit nicht am Rand der beiden Wohnblöcke geplant werde, dort wo auch ein Parkhaus errichtet werden soll, wurde gefragt. Auch die Anlehnung an die Architektur von Hans Richter überzeugte nicht alle. So gebe es überhaupt keine Sichtbeziehung, die Siedlung befinde sich auf der anderen Seite der Gleise, dazwischen liege zudem das Grün der Hufewiesen. Da wäre eine Orientierung an der benachbarten Bebauung der Leipziger Straße naheliegender. Zwei langgestreckte Wohnblöcke ohne Durchgänge würden dort nicht hinpassen.
Christoph Maeckler, Architekt und Kommissionsmitglied, plädierte für eine Auflockerung der Bebauung und eine „schöne, einfache und leichte Architektur“. Wolfgang Lorch, Vorsitzender der Gestaltungskommission, erinnerte daran, dass das Thema der Bebauung der Hufewiesen eine lange Geschichte habe. Es gebe jetzt jedoch die Chance, dass hier ein beispielhaftes Stück Stadtentwicklung entstehe.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es Entwurf Nummer 21c nicht der letzte war, ist damit deutlich gestiegen. Der Bebauungsplan wird in einem nächsten Schritt, voraussichtlich im ersten Quartal 2024, erneut für die öffentliche Beteiligung freigegeben. Dann hat auch der Verein Hufewiesen die Möglichkeit, seine umfassenden Anmerkungen zum aktuellen Planungsstand aktenkundig zu machen. Der Verein hatte im Vorfeld der Sitzung der Gestaltungskommission ein Thesenpapier veröffentlicht und an die Kommissionsmitglieder gerichtet. Zentrale Kritikpunkte sind die fehlende Reaktion der Planung auf die aktuellen Herausforderungen durch die Klimakrise und Zweifel an der geplanten Zahl der Sozialwohnungen. Zudem fordert der Verein, dass der Bedarf an Gewerbeflächen zunächst geprüft werden müsse.
Thomas Bergander hat die Debatte in der Gestaltungskommission „als konstruktiv empfunden“. Zur Kritik des Hufewiesen-Vereins sagte er, dass man wohl „nie ganz auf einen Nenner kommen werde“. Bergander hatte seit 2016 für die Eigentümer den Kompromiss zur Zukunft der Hufewiesen – im wesentlichen mit dem Verein Hufewiesen als Gegenspieler – ausgehandelt.
Zur Möglichkeit, dass die Adler Real Estate im Rahmen einer Konsolidierung das gesamte Projekt verkaufen könnte, sagte er im Gespräch: „Wenn der Verkauf aktuell werden sollte, bin ich der erste, der sich um den Erwerb bemüht – gemeinsam mit Partnern. Gespräche habe es bereits gegeben.“ Im Rahmen einer Entschuldung waren nach einem Bericht von finance-magazin.de in den vergangenen Monaten bereits mehrere große Projekte in Berlin, Mannheim und Offenbach verkauft worden.
Bebauungsplan Nr. 3028, Dresden-Trachau Nr. 6, Hufewiesen Alttrachau (Dokumente im Ratsinfo-System)
11 Kommentare zu “Hufewiesen: Experten-Kritik an Planungen für Wohnen und Gewerbe”
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Die Hufewiesen bleiben, wie sie aktuell sind. Alles andere ist Frevel an Natur, Tieren und Menschen.
Scheiß Kommerz.
Weg mit den Hufewiesen! Als Nächstes ist hoffentlich der Großen Garten, Jägerpark, Hechtpark,natürlich auch der Alaunpark usw. an der Reihe und wird zubetoniert!
Wer braucht schon Wiesen, Bäume, überhaupt Natur (Widerlich), wenn Dresden doch der Real gewordene, feuchte Traum eines jeden Immobilienkonzerns und Großinvestors ist . . .
Mal abgesehen vom hundsmiserablen Städtebau des Entwurfes und der sinnfreien Diskussion in der Kommission: der FNP (Flächennutzungsplan) läßt überhaupt nicht diese Breite des Baugebietes zu! Siehe Themenstadtplan https://stadtplan.dresden.de/?permalink=QI4rBJX.
Da sind höchstens 140m ab Leipziger Strasse, die Grenze zum Grünraum ist eigentlich inmitten der Flurstücke 163/3, 163/4 und 163/5. Der jetzige Plan verleibt aber diese Flurstücke vollständig in die ohnehin ortsunübliche Hochverdichtung mit ein. Wie kann das sein? Da muß heimlich im Hintergrund der FNP geändert werden – also das geht nur über amtliches Verfahren, wo ist dies, wer berichtet darüber, hat es die Kommission bemängelt??
Mit dem Bebauungsplan wird diese Grünraumzerstörung verbrieft, es ist aber immer noch keinerlei Info zur Bautiefe ins Gelände in den „Aufstellungsunterlagen“ zum B-Plan zu sehen. https://ratsinfo.dresden.de/vo0050.asp?__kvonr=14191
Die nächste Offenlage wird dann also die böse Überraschung liefern. Natürlich muß der Investor viel mehr Natur zerstören als schöngemalt wird, natürlich können er und seine Helfershelfer nicht einmal Einhalkt gebieten oder etwas tatsächlich Behutsames vollbringen.
Man muß es immer wieder deutlich sagen: es sind unsere StadtpolitikerInnen, welche sowas letztlich immer aufs Neue durchwinken. Es gibt ansonsten auch keine Mehrheit der Vernunft für Umweltverträglichkeit in diesem Stadtrat (Danke CDU – super christlich, „Schöpfung“, yeah..). Der Städtebau ist lächerlich, Analogien zur nahen Hans-Richter-Siedlung sind nur in der Kulka-Bubble fantasiert, es sind auch nicht nur „zwei Blöcke“ sondern ich sehe etliche „Blöcke“. Dabei könnte man das Zeugs besser auf dem sinnlosen Altgewerbe-Streifen zur Leipziger hin gerne erbauen. Was ist da eigentlich noch?
Die LHD verfügt leider über keine eigentliche Stadtplanung! Daher gibt es auch nie Bodenpolitik, Flächenbevorratung, einen revolvierenden Mittelfonds und Tauschmöglichkeit im Streitfall. Danke auch hier nochmal an v.a. die CDU der ganzen Nachwendezeit, da war der FNP ja noch geiler als jetzt: da waren die gesamten Hufewiesen zum Baugebiet deklariert, yeah. Man o man, was für ein Versagen in dieser Stadt und auf so vielen Ebenen.
Nur der Baubeschränkungsbereich des Fluglärms rettet uns hier etwas Grün. Und ich hoffe auf die kräftigen Hinterbeine unserer oft gutgewillten Verwaltung.
Für Frau Kulka und Büro hingegen ist doch ausgesorgt, sie sollte(n) sich nicht weiter zum Lakaien des Schlechten degradieren lassen, sondern was Sinnvolles tun.
Kommt zur Vernunft, die Hufewiesen inkl. Waldanteil sind außerordentlich gut erhaltenes Biotop im Zusammenhang, es ist gänzlich und umfassend zu erhalten, eine 40%/60%-Lösung wäre immer noch katastrophale Zerstörung. Das wäre dann wohl der endgültige Garaus für alles grünbemalte Handeln und Zeugnis der klima- und umweltpolitischen Verlogenheit in dieser Stadt.
Der aktuelle B-Plan wurde maßgeblich von der damaligen Rot-Rot-Grünen Mehrheit im Stadtrat forciert und für Baupolitik sind seit mehr 7 Jahren Grüne Bürgermeister zuständig. Mit CDU hat das nicht viel zu tun.
VG Veit Böhm
Als berühmt-berüchtigter CDU-Stadtrat und (u.a.) Mitglied im Ausschuss für Bau, Verkehr und Liegenschaften sollten Sie in der Lage sei, Texte genau zu lesen, zu verstehen und sich dann beim Auskeilen tunlichst zurück halten!
Danke Herr Böhm, wollte ich auch anmerken. Das CDU-Bashing ist hier fehl am Platz. Unter Rot-Rot-Grüner Mehrheit sind für die Umwelt und Natur sehr kritikwürdige Entscheidungen getroffen worden und werden es aktuell gerade wieder. Unser aktueller Baubürgermeister ist von Beruf und Ausbildung her übrigens Soziologe. Ach ich will hier gar nicht erst anfangen ….
Och Martin, genaues Lesen hilft, außerdem ist der gute Herr Böhme och nur Sachverständiger für Bergungs- und Abschleppwesen und in diversen Ausschüssen tätig, die meilenweit davon entfernt sind . . .
Lieber Martin, das hast du aber schön aufgesagt, wie ein vorbereitetes Gedicht. Eine betonierte CDU-Hufewiese ist dir offenbar rechter, als diese olle rot-grüne naturnahe Hufewiesen wie jetzt noch. Im Kindertext hast du „versifft“ vergessen, das heißt „rot-grün-versifft“. Bin sicher du lernst es noch von Deinesgleichen. Ansonsten hoffe ich wirklich, daß aus dir nochmal was wird. Wie wärs mit Soziologe?
Mein RTL.
Eigentlich wollte ich das nicht, aber ich muss mal was grundsätzliches los werden: Ich finde es hervorragend wenn Beiträge kommentiert werden. Am besten finde ich es wenn sie Fakten benennen die Schlussfolgerungen zulassen und für mich ein Zuwachs an Wissen bedeuten. Deutlich in der Sache und von mir aus auch Verursacher. Ich finde es schwierig wenn Personen herabgesetzt werden. Das trifft meiner Wahrnehmung nach besonders Veit Böhm. Was auch immer man persönlich von ihm hält, sollte keine Rolle spielen, auch bei anderen Personen nicht. Wenn man Entscheidungen falsch findet kann man das benennen ohne Qualifikation, Herkunft usw. als einen Makel darzustellen um den „Nachweis“ zu führen das derjenige eigentlich nicht qualifiziert ist. Meiner Meinung hilft das nicht, es behindert eine lösungorientierte Kommunikation. Ich wünsche mir Respekt als Voraussetzung für eine Auseinandersetzung zu strittigen Themen. Den hat auch ein Herr Böhm verdient.
Im März 2018, also vor gut fünf Jahren, habe ich hier über den erzielten Kompromiss zur Zukunft der Hufewiesen berichtet. Zur Erinnerung:
https://pieschen-aktuell.de/2018/kompromiss-zur-zukunft-der-hufewiesen-gefunden-wohnen-gewerbe-und-viel-gruen/