Endgültig: Unverpacktladen Quäntchen schließt und startet Räumungsverkauf

Sven Wruck hat über das Wochenende alles für den Räumungsverkauf im Unverpacktladen „Quäntchen“ in der Oschatzer Straße vorbereitet. Die Schaufenster sind beklebt. Eine Verkaufsseite bei Ebay-kleinanzeigen zeigt jetzt, was alles unter den Hammer kommt. Die Homepage, die Facebook-Seite und der Instagram-Auftritt sind leergeräumt, als wollte Sven Wruck die letzten vier Jahre auslöschen. Nur die Erklärvideos bei TikTok sind geblieben.

Noch einmal wendet er sich an seine Kundinnen und Kunden und alle Unterstützer der Geschäftsidee. „Vor vier Jahren begann unsere gemeinsame Reise und wir haben die Welt zusammen etwas schöner gemacht. Danke für die vielen tollen Begegnungen und Gespräche, ich werde euch vermissen. Ich möchte jetzt einen anderen Weg gehen und unsere Reise wird Anfang Juni’23 enden… das Quäntchen wird seine Türen schließen. Die nächsten Wochen brauche ich nochmal euch, denn es muss buchstäblich alles raus. Von A wie Amaranth bis Z wie Zange sucht alles, auch die Ladeneinrichtung und Dekorationen ein neues Zuhause.“

Anzeigen online und zum Abreißen im Geschäft sollen beim Räumungsverkauf helfen. Foto: W. Schenk

Seit Monaten quälte sich der Existenzgründer mit der Entscheidung, wie es weitergehen sollte. Zunächst sah es so aus, als wäre zum Jahreswechsel nach einer Auszeit Schluss. Doch dann machte er weiter.

„Aber es hat nicht gereicht“, erzählt Sven. Allein sei das nicht zu schaffen. 80 Stunden und mehr in der Woche, das könne man nicht lange durchhalten. Für eine zusätzliche Stelle reiche der Umsatz nicht. Das sei in der ersten Zeit besser gewesen. Auch die Entscheidung, Getränke mit ins Sortiment zu nehmen, rette das Geschäft am Ende nicht. Zuletzt sei der Umsatz mit „Verpackt-Waren“ deutlich größer gewesen, als der mit den Unverpackt-Artikeln. Das hat bei Start am 27. April 2019, einem Sonnabend, vor fast genau vier Jahren, anderes ausgesehen.

Für das Lastenrad „Piet“ wird jetzt ein neuer Standort samt Betreuung gesucht. Foto: W. Schenk

Die Geschäftsidee wurde von vielen Kundinnen und Kunden begrüßt, der Standort in der Oschatzer Straße als gut und passend empfunden. Sven engagierte sich im Stadtteil, organisierte die Förderung für das Lastenrad „Piet“ und übernahm dessen Vermietung und Betreuung. Jetzt braucht er einen Nachfolger für das beliebte Projekt. Auch bei der Aktion „Dresden gießt“ war er als Ansprechpartner dabei. Dann kamen die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg. Das Geschäft durfte zwar geöffnet bleiben. Aber die Kunden blieben zunehmend aus. Die Nachfrage sank deutlich, der Umsatz auch. „Das Kaufverhalten hat sich in dieser Zeit deutlich geändert“, hat Sven festgestellt. Und es halte eben leider auch an.

So war am Ende die Entscheidung, das Geschäft zu schließen, unvermeidlich. „Bis Anfang Juni habe ich Zeit, so viel wie möglich zu verkaufen“, sagt Sven Wruck. Die ersten Anfragen und Reservierungen seien bereits eingetroffen. Auch auf die Kleinanzeigen gibt es bereits Reaktionen. „Die Anspannung der letzten Monate ist abgefallen. Jetzt freue ich mich auf den Tag, wenn ich den Schlüssel zum letzten Mal umdrehen kann“, sagte er heute. Dann werde er sich drei Monate Zeit nehmen, regenerieren und über die Zukunft nachdenken. Vielleicht sieht man sich ja wieder.

Öffnungszeiten während des Räumungsverkaufes:

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch bis Freitag: 10-13 Uhr & 14-18 Uhr
Sonnabend: 10-14 Uhr

6 Meinungen zu “Endgültig: Unverpacktladen Quäntchen schließt und startet Räumungsverkauf

  1. Martin sagt:

    Es ist sehr traurig, dass das Quäntchen schließt. Vielen Dank an Sven, für die vier Jahre und sein Engagement. Alles Gute für die Zukunft!

  2. Angela sagt:

    Ich könnte heulen. Ich kann gar nicht zählen, wie viele Dutzend Plastikflaschen ich dank Svens Laden nicht kaufen musste. Schade, dass solche Läden von politscher Seite her nicht besser unterstützt werden.

    Sven, du und dein Laden werden mir sehr fehlen. Danke für alles.
    Alles Gute für dich und deine neuen Pläne.

    • Helmut Liu sagt:

      Jeder ist berechtigt ein Geschäft zu gründen. Allerdings sollte sich derjenige auch im Vorfeld über Risiken im Klaren sein. Jede Gründung ist eine 50:50 Chance. Im Falle eines Scheiterns die Politik also uns Alle (Steuerzahler) n die Verantwortung zu bringen, zu zwingen st blauäugig, weil -siehe oben, Risiko.

  3. Rainer Witz sagt:

    Schade, dass eine weitere gute Idee aus unserem Viertel geht/gehen muss. Danke auf jeden Fall für die vier Jahre und alles gute für den weiteren Lebensweg. Hoffen wir, das in Zukunft auch weitere innovative Geschäfte ihr Glück in Pieschen probieren werden (und nicht die x-te Versicherung in die Räume zieht…). Hoffen wir alle, das für uns alle bessere Zeiten kommen werden.

  4. Helmut Liu sagt:

    Es ist ohne Zweifel ein Verlust wenn ein Geschäft mit innovativen Ideen schließen muss. Vor allem die Geschäftspraktik, weitestgehend auf Verpackung, insbesondere auf Plastik zu verzichten, ist lobenswert. Umsomehr wunderte ich mich jedesmal beim Passieren des Geschäfts über die drei kleinen Pflanzkübel am Eingang. Doppelmoral?

    • Hanisch sagt:

      > Doppelmoral ?
      Auch Gottchen. Schnell noch etwas „wokes“ schreiben, das beruhigt zumindest den Autor. Wie oft waren Sie beim Passieren des ladens drin und haben dort nachgefragt?

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