Am kommenden Sonnabend, dem 4. Juni, feiert der Verein Straßenbahnmuseum Dresden seinen 30. Geburtstag. Große und kleine Fans der Straßenbahn-Oldies sind von 11 bis 17 Uhr eingeladen, die Zeitzeugen der Dresdner ÖPNV-Geschichte in den Museumshallen in der Trachenberger Straße 38 genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch der im gleichen Objekt beheimatete Oldie-Busverein öffnet an diesem Tag seine Pforten. Als Highlight werden zahlreiche Sonderfahrten mit historischen Bahnen und Bussen angeboten. Erstmals gibt es auch eine nächtliche Konvoifahrt durch das illuminierte Dresden. Der Eintritt ins Museum kostet drei Euro, mit Ermäßigung zwei Euro. Für die ganze Familie mit zwei Erwachsenen und bis zu vier Kindern ist die Familienkarte für sieben Euro die beste Wahl, erklärte DVB-Sprecher Falk Lösch.
Nahverkehrsgeschichte zum Anfassen
Wer das Straßenbahn-Museum in Trachenberge betritt, kann die Geschichte der Dresdner „Elektrischen“ förmlich spüren. Zwischen den zumeist hölzernen Straßenbahnen lagern alte Getriebeteile, Fahrschalter oder Haltestellenschilder aus Pappe. Gern erzählen die Mitglieder des Vereins die Geschichte ihrer zumeist einzigartigen Exponate. Es ist eine Herzenssache für die Ehrenamtler.
Dabei ist das Anfassen oder Betreten der Bahn-Oldies ausdrücklich erlaubt. Am Sonnabend gibt es aber nicht nur die historischen Wagen zu sehen. Wer Mut hat probiert den Straßenbahn-Fahrsimulator aus, auf dem sonst die regulären Fahrschüler der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) üben. Auch das Modell des neuen Stadtbahnwagens hat im Straßenbahnmuseum seine Heimat gefunden und kann noch einmal in Augenschein genommen werden. Die Kleinen dürfen sich am Sonnabend ihre eigene Straßenbahn basteln – aus Pappe für das Kinderzimmer. Wer gut über den ÖPNV Bescheid weiß, kann beim Straßenbahn-Quiz leckere Preise gewinnen. Für die Pause hält das Museumskaffee „Schiebebühne“ Süßes oder Herzhaftes bereit.
Kleiner Hecht endlich nicht mehr solo
Lange Jahre fristete der Kleine Hecht ein einsames Dasein: Er durfte nur als Solo-Wagen fahren. Der einzige für ein historisch passendes Gespann in Frage kommende Beiwagen bedurfte einer kompletten technischen Aufarbeitung. Die ist jetzt endlich geschafft. Am Sonnabend wird der „Schwebeachsbeiwagen“ Nummer 1219 wieder in Betrieb genommen und geht passend zu seiner Wagennummer exakt um 12:19 Uhr im Verbund mit dem Kleinen Hecht auf die erste große Fahrt nach Radebeul Ost.
Weitere Abfahrten gibt es ab 13:15 Uhr jede Stunde bis 16:15 Uhr. Auch die älteste Dresdner Straßenbahn, der rote Berolina-Wagen aus dem Jahr 1902, dreht ab 11:30 Uhr im Halbstundentakt seine Runden vom Museum zum Wilden Mann und zurück. Ebenfalls alle 30 Minuten fahren historische Busse vom Museum ab. Von allen, die mit auf Tour gehen, wird im Wagen ein kleiner Obolus kassiert.
Im Konvoi durch das nächtliche Dresden
Wenn am Sonnabend im Museum schon wieder Ruhe eingekehrt ist, brechen die Vereinsmitglieder zu einer einmaligen Sonderfahrt auf: Es geht im Straßenbahnkonvoi durch das nächtliche Dresden. Um 22:00 Uhr starten ein historischer MAN-Zug, ein Gotha-Wagen-Zug und der rote Tatra-Zug an der Trachenberger Straße. Die fast zweistündige Fahrt durch das dann schon beleuchtete Dresden biete ihren eigenen Reiz. Der Konvoi nimmt auch am Postplatzanschluss um 23:45 Uhr teil. Dort treffen sich Linienwagen aus allen Himmelsrichtungen und wer mag, kann dort gleich umsteigen. Die bekannten Portplatztreffen der Bahnen gibt es übrigens schon 97 Jahre. Der Konvoi endet wieder in Trachenberge. Die Tickets für die nächtliche Fahrt sollte man am besten bis 3. Juni per Mail unter kontakt@strassenbahnmuseum-dresden.de vorbestellen. Sie kosten 15 Euro pro Person. Was an Karten übrig bleibt, wird vor Ort am Wagen verkauft.
30 Jahre Straßenbahnpflege im Ehrenamt
Am 2. Juni 1992, also fast genau vor 30 Jahren, wurde der Verein Straßenbahnmuseum Dresden e.V. gegründet. Die Mitglieder übernahmen die historischen Straßenbahnen und einige Anlagen aus dem Bestand der DVB und kümmern sich seitdem um die Oldtimer. Waren es anfangs lediglich 15 Mitglieder, hat sich ihre Zahl bis heute auf rund 150 erhöht. Es dürfen aber noch mehr werden.
Dass die gut gepflegten Zeitzeugen des Dresdner Nahverkehrs zum großen Teil noch fahrbereit sind, ist das Ergebnis stundenlanger ehrenamtlicher Arbeit. Dafür avancieren die alten Straßenbahnen regelmäßig zum „Hingucker“, wenn sie durch die sächsische Landeshauptstadt rollen. Heute gehören 16 Triebwagen und Arbeitsfahrzeuge sowie 22 Beiwagen und Anhänger zum Fuhrpark des Museums. Außerdem unterhält der Verein ein eigenes historisches Archiv, in dem einzigartige Zeitdokumente gelagert werden. Unter www.strassenbahnmuseum-dresden.de findet man die Einzelheiten zum Verein und auch zum Fest am kommenden Sonnabend.
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