Das dreijährige Bauvorhaben in der Riesaer Straße 9 ist nicht nur gelungen, sondern macht die Verantwortlichen auch glücklich. Vor knapp drei Wochen ist die „Pieschner Kinderinsel“ wiedereröffnet worden. Drei Jahre Baulärm, Staub und Straßensperrungen. Keine Anzeigen, Gebrüll oder Streitigkeiten. „Für das große Verständnis der Nachbarn sind wir sehr dankbar“. Dieser Satz fiel am Tag der offenen Tür in der vergangenen Woche so oft, als hätte ihn jede und jeder aus dem Team mindestens einmal gesagt.
Das Gelände hinter dem neuen Gebäude gleicht einer Parkanlage. Man kann sich sicher nicht verlieren, aber den Blick schweifen lassen. Sandkästen, Kletterburgen, Spielhäuser, Freiflächen – es lädt zum Erkunden, Auspowern und Rumlümmeln ein. Ein Kinderparadies ist diese Kinderinsel.
Das Kita-Team war an der Gestaltung von Außenanlage und Innenräumen mitbeteiligt. Die gemeinsam erarbeiteten Ideen wurden in die Planungen aufgenommen und umgesetzt. Ein Kinderrestaurant ist beispielsweise eine dieser coolen Ideen. So können die Kinder ihre Malsachen und Bauklötzchen einfach mal Malsachen und Bauklötzchen sein lassen und nach nebenan ins Kinderrestaurant gehen.
Modern ist an der Kita, dass sie modern bleibt, behauptet die Leiterin der städtischen Kindergärten, Sabine Bibas, gern und erklärt auch gleich: Es wird also nicht nach einer Gruppe von Kindern geschaut und auch nicht eine Gruppe von Kindern betreut. Die tägliche Arbeit der Fachkräfte entwirft sich immer und zuallererst am einzelnen Kind. Was braucht dieses Kind. Was möchte ein anderes. Was kann mehrere Kinder zueinander bringen. Was sind gemeinsame Bedürfnisse, die sich in der Gruppe zeigen. Schöne Fragen, die Sabine Bibas stellt.
Gleichzeitig unterstreicht sie die Bedeutung von Grenzen, die in der angewandten Pädagogik entscheidend sind und für alle Kinder gelten müssen. „Offenheit“ als Kriterium von Modernität sei nochmal und nochmal zu überprüfen, denkt Bibas weiter. Modern ist die Kita sicher durch die fortgeführte Beteiligung am bundesweiten Sprachprogramm. „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist.“ Das Programm behauptet die alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung.
Zu den weiteren Schwerpunkten zählen inklusive Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien. Theoretisch klingt das schön, meint Bibas. Praktisch gesehen sei das Förderprogramm zumindest überholt, wenn nicht stellenweise ein Hindernis, fügt sie hinzu. Denn kommt ein Kind mit Migrationshintergrund in den Kindergarten, muss die Kita schnell und effizient handeln können und der pädagogischen Fachkraft eine vermittelnde Sprachkraft zur Seite stellen. Die Kitas vor Ort müssen autonomer handeln können als bisher. Das bundesweite Förderprogramm sollte sich zu einer festen Finanzierung entwickeln, die von den Kitas vor Ort selbstständig verwaltet wird.
Hier vor Ort, in der „Kinderinsel“ darf man aber erst einmal stolz sein auf die umgesetzten Pläne. „Sie glänzt nicht nur, das ist eine wirklich schöne Kita“, sagt Sabine Bibas lachend.
Aber was wäre das alles ohne Petra Brozek? Die ehemalige Leiterin verabschiedet sich am Tag der offenen Tür sichtlich gerührt in die wohlverdiente Rente. „Es gleicht schon an ein Lebenswerk, was Sie uns hier hinterlassen hat“, sagt eine nette Kollegin, nachdem Petra Brozek das Mikrophon weglegt und alle Gäste herzlich zur Besichtigung der neuen Kita einlädt.
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