Mit einer Gala wurde gestern Abend im Theaterhaus Rudi das 37. Internationale PantomimeTheaterFestival Dresden eröffnet. Bis zum 6. November sind weitere sechs Veranstaltungen geplant. Alle bereits angereisten Künstlerinnen und Künstler zeigten einen Ausschnitt ihres Programms und führten damit dem Publikum die Bandbreite des Genres deutlich vor Augen.
Die klassische Frage von Freunden am Tag danach: Wie war’s denn? ist vielleicht etwas despektierlich und in Anlehnung ans gerade überstandene Halloween-Gefeiere mit schaurig-schön zu beantworten. Wobei das, was ich schön nenne, dem anderen vielleicht schaurig vorkam und umgekehrt. Oder, wie die Wikipedia etwas sachlich-enzyklopädischer schreibt: „Trotz der Bemühungen um eine „reine“ Pantomime ist der Begriff noch heute sehr weit reichend, und der Übergang zu Tanztheater oder Performance ist fließend.“
Und die Wikipedia hat Recht! Es gab in der Gala (und folgerichtig auch bei den Vorstellungen, die noch kommen) alles. Manchmal sogar mit Erklärung, denn das Kanglei Mime Theatre aus Indien hatte eine lange Anreise hinter sich und zeigte „einfach nur zur Unterhaltung“ ein Stück atemberaubende Akrobatik – wie ein Stück vorgezogener Weihnachtszirkus und wirklich nicht der Entschuldigung wert. Die „wahre Pantomime“, hörten wir, kommt dann am Sonntag. Da zeigt das neunköpfige Ensemble, das von drei Musikern begleitet wird und anlässlich des 75. Jahrestages der Unabhängigkeit Indiens zum Festival nach Dresden kam, eine Episode aus einem historischen Epos. Es wird bunt, exotisch und spannend.
Wer meint, Pantomime kommt ohne Sprache aus, hat manchmal recht. Einmal gibt es einen Erzähler im Hintergrund. Da verschwinden, wenn man englisch versteht, Zweifel an dem, was man sieht. Wird ja erklärt. Häufiger ist die Begleitung der Mimik mit Musik. Das hilft beim einen oder anderen bei der Säuberung des Trommelfells, so laut tickt da ein Metronom. Und die Phrase „Ich verstehe das nicht“ bekommt hier seine endgültig doppelte Bedeutung. Aber wie gesagt: anderen gefiel’s (der Beifall!), und das ist ja auch gut so.
Ganz ohne alles kam nur einer aus, und den gilt es besonders zu loben. Denn nicht nur das Puristische (nicht mal weiß geschminkt an diesem Abend, obwohl das sonst dazu gehört) von Carlos Martinez verdient einen Halbsatz, sondern auch die Tatsache, dass er nichts braucht außer seiner Mimik und Gestik. Keine Musik, keine Geräusche. Aber Lächeln – um die Mundwinkel, um die Augen. Und Gesten – die kleinen, die so groß sein können. Seit 40 Jahren steht der Mann aus Barcelona vor dem Publikum und bringt es abwechselnd zum Lachen und zum Sinnieren. Zwei Stunden dauert ein Abend – ich denke mal, das merkt man nicht, denn auch zwei Stunden können wie im Fluge vorübergehen (wobei sie im Fluge einem meist länger vorkommen, aber das nur nebenbei). Vorstellung „Vitamimo“ mit Carlos Martinez (ESP) am Samstag, 5.11., 20 Uhr.
Das Programm in der Übersicht
- 3.11.22, 19:00 Uhr ‘Skin poems for a cosy house’ mit Los Escultores del Aire aus Spanien
- 4.11.22, 20:00 Uhr ‚Les Aimants‘ mit Compagnie Mangano-Massip aus Frankreich
- 5.11.22, 17:00 Uhr ‚Alice in the Wonderbox‘ mit Compagnie Mangano-Massip, Frankreich
- 5.11.22, 20:00 Uhr ‘Vitamimo’ mit Carlos Martínez, Spanien
- 6.11.22, 13:00 & 14:30 Uhr ‘Baby Laterna’ mit Laterna Magika aus Tschechien (Freier Eintritt für Kinder bis 3 Jahre)
- 6.11.22 19:30 ‚Cheitheng‘ mit Kanglei Mime Theatre aus Indien
- Programm und Tickets für das Pantomimefestival
- Preise und Termine für Workshops, hier geht es zur Anmeldung
- mehr Informationen über das Festival
- mehr über den Mimenstudio Dresden e.V.
Ein Kommentar zu “Die ganze Bandbreite der Pantomime in einem Festival – und in der Gala”
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