Erstmals 1269 urkundlich erwähnt und 1903 in die damalige Haupt- und Residenzstadt Dresden eingemeindet, sind im heutigen Stadtteil Kaditz fast ein halbes Hundert Straßen und Wege sowie ein Platz benannt. Im Manuskript des „Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden“ (2000) wird dazu ausgeführt: „Von den 45 Straßen tragen neun Bezeichnungen mit geographischem, fünfzehn mit örtlichem bzw. Flurbezug und einundzwanzig sind nach Personen benannt.“ Als namensgebende Personen ausgewählt und bestätigt wurden neben anderen auch der Chemiker Hermann Kolbe sowie der Nationalökonom Wilhelm Roscher.
Geboren am 27. September 1818 in Elliehausen (heute ein Stadtbezirk Göttingens), nahm Hermann Kolbe 1838 in Göttingen das Studium der Chemie bei Friedrich Wöhler (1800-1882) auf. Nach erfolgreichem Abschluss zunächst als Assistent von Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899) an der Universität Marburg tätig, ging Hermann Kolbe im Jahre 1865 als Professor für Chemie an die Universität Leipzig. Dort arbeitete und wohnte er bis zu seinem Lebensende. Im Stadtteil Dresden-Trachau wurden im Januar 1904 eine Straße nach Robert Bunsen und eine nach Friedrich Wöhler benannt.
Hermann Kolbe war Teilhaber der am 2. Januar 1874 vom Chemiker Friedrich von Heyden (1838-1926) in Dresden gegründeten und 1875 nach Radebeul verlegten Salizylsäure-Fabrik (heute Arevipharma-Werk Radebeul). Zu einem seiner Hauptwerke zählt „Ausführliches Lehrbuch der organischen Chemie“. Kolbe starb am 25. November 1884.
Die Kolbestraße hieß nicht immer so. 1892 erhielt sie den Namen Georgstraße. Am 1. Januar 1904 wurde sie in Kolbestraße umbenannt. Sie ist eine Sackgasse. An ihrem Ende ist sie mit einem Fußweg mit der Roscherstraße verbunden. Der Kronprinz und spätere sächsische König Georg (1832-1904) trat nach dem Tode seines Bruders Albert (1828-1902) dessen Nachfolge auf dem sächsischen Königsthron an. Er starb nach nur zweijähriger Regierungszeit 1904 in Pillnitz. Bestattet wurde er in der Neuen Gruft der Katholischen Hofkirche. Eigentümer der Wohngrundstücke beiderseits der Kolbestraße war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) der 1898 gegründete „Dresdner Spar- und Bauverein“, eine der damals erfolgreichsten und größten Baugenossenschaften in Dresden.
Wilhelm Roscher, geboren am 21. Oktober 1817 in Hannover, gilt als einer der Begründer der „älteren historischen Schule“ der deutschen Ökonomie. Im Anschluss an ein Studium in Geschichte und Staatswissenschaft (1835-1839 Göttingen und Berlin) nahm er eine Lehrtätigkeit an der Universität Göttingen auf.
Das illustrierte Familienblatt „Die Gartenlaube“ schrieb 1894: „Nachdem sich Wilhelm Roscher 1840 in Göttingen habilitiert hatte, 1843 zum außerordentlichen, 1844 zum ordentlichen Professor vorgerückt war, folgte er 1848 einem Ruf nach Leipzig, wo er bis zu seinem Tode auch blieb.“ (Heft 25, S. 428). In Anerkennung seiner Verdienste um Wissenschaft, Universität und Stadt ernannte ihn Leipzig am 29. März 1889 zum Ehrenbürger. Noch im gleichen Jahr ließ er sich von seiner Lehrverpflichtung entbinden. Wilhelm Roscher beendete im März 1894 seine akademische Tätigkeit, drei Monate später, am 14. Juni, ist er in Leipzig gestorben.
Die zum 1. Januar 1904 benannte Roscherstraße hieß seit 1892 Luisastraße. Kronprinzessin Luise von Toskana, geboren am 2. September 1870 in Salzburg, Gemahlin des Kronprinzen Friedrich August (als König von Sachsen seit 1904 Friedrich August III.), verließ Anfang Dezember 1902 mit dem Sprachlehrer ihrer Kinder den sächsischen Hof.
Die eheliche Gemeinschaft, aus der sechs Kinder hervorgegangen waren, wurde 1903 gelöst. Luise heiratete in der Schweiz den Pianisten Toselli. „Für Unterhaltszahlungen […] verpflichtet sie sich, das Land Sachsen nie wieder zu betreten und dem Vater der Kinder die Erziehung der Kinder zu überlassen.[…] Sie stirbt 1947 vereinsamt und mittellos mit 77 Jahren“, heißt es in dem mdr.de-Bericht „Skandal im Königshaus“. Bestattet wurde sie im Kloster Hedingen in Sigmaringen, der Grablege der Hohenzollern.
Durch die sich Anfang des Jahrhunderts auch im damaligen Ortsamtsbereich Pieschen entwickelnde Geburtenrate waren Betreuungsplätze gefragt. So wurde auf der Suche nach einem geeigneten Bauland die Roscherstraße in Kaditz in Betracht gezogen. Hier, in der Roscherstraße Nr. 20, stand eine 1972 errichtete, 26 Jahre später geschlossene und 2004 abgerissene Kindertageseinrichtung. An gleicher Stelle wurde im Januar 2010 mit der Kita „Lillabo“ ein von der „LebensBild“ gGmbH geführter Neubau eröffnet.
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