„An einem Sommermorgen da nimm den Wanderstab…“, so rät der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) in seinem 1849 verfassten Gedicht „Guter Rat“. Und obwohl bis zum kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni „noch ein Stück hin“ ist, steht einer kleinen Wanderung entlang des Sternweges (Junge Heide) zum Fiedlergrund in der Oberlößnitz doch eigentlich nichts im Wege.
Unmittelbar am Eingang zum Fiedlergrund befanden sich mit dem Ermelhaus, dem Augustenhaus und dem Fiedlerhaus einst drei in geschützter Lage errichtete Genesungsanstalten. Letztgenannte war am 11.August des Jahres 1893 als eine solche für besserungsfähige und erholungsbedürftige lungenkranke Männer eröffnet worden. Ihren Namen verdankt sie dem Arzt Alfred Fiedler.
Von ihm ist überliefert, dass er bei Spaziergängen im Ostteil der Oberlößnitz festgestellt habe, diese Landschaft eigne sich zur Errichtung von Häusern für Genesende besonders gut. So war es hauptsächlich auch ihm zu verdanken, dass die Stadt Dresden 1892 das Grundstück „Walthers Weinberg“ mit der seit 1823 bestehenden Ausflugs- und Weinschankstätte am Fuße des Haidebergs für 72.000 Mark erwarb und darin nach baulicher Umgestaltung eine Genesungsanstalt eröffnen konnte. Selbige erhielt zu Ehren des um die Errichtung auch anderer ländlicher Genesungshäuser bemühten Dr. med. Fiedler seinen Namen, Recht schnell wurde er auch auf den nach Boxdorf hin ansteigenden „Walthers Grund“ übertragen.
Der Pathologe und Internist Carl Ludwig Alfred Fiedler wurde am 5. August 1835 in Eisenberg geboren, dessen Umbenennung in Moritzburg 1934 erfolgte. Nach dem Medizinstudium an der Landesuniversität zu Leipzig fand er zunächst eine Anstellung an der Rostocker Universitätsklinik, um dann ab 1861 am Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt unter dem Internisten Dr. med. Hermann Walther (1815-1870) eine Tätigkeit in der Anatomie aufzunehmen.
Nach dem Ausscheiden Walthers am 1.Mai 1869 übernahm Dr. med. Fiedler für drei Jahrzehnte die Innere Abteilung des Friedrichstädter Krankenhauses. Anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums ernannte ihn die Stadt Dresden 1894 zum Ehrenbürger.
Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Lazarett, danach wieder Genesungsanstalt, wurde das Fiedlerhaus von 1950/51 bis 1970 als TBC- Krankenstation dem Städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt zugeordnet. Zwischen 1971 und 1975 entstanden dann im Objekt insgesamt 18 Plätze für den Urlauberaustausch des Krankenhauses mit den IFA-Werken Waltershausen, der Lehrergewerkschaft Döbeln und dem Krankenhaus in Rymarov (CSSR). Außerdem wurden in den 1970er Jahren auf dem Grundstück auch 19 Bungalows aus Fertigteilen gebaut. Die letzten Urlauber waren 1990 zu Gast.
Seit 1999 zum Verkauf ausgeschrieben, wurde das denkmalgeschützte Fiedlerhaus in den Jahren 2007/2008 saniert und zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut.
Dr. med. Alfred Fiedler, Leibarzt der letzten drei sächsischen Könige, hatte auch maßgeblichen Anteil an der Errichtung der Sächsischen Lungenheilanstalten Albertsberg und Carolagrün sowie der Epileptikeranstalt in Kleinwachau. Von seinen wissenschaftlichen Publikationen seien stellvertretend die „Entstehungsgeschichte der Trichinen“ (1862), „Ueber Gallensteine“ (1879) und „Herzkrankheiten“ (1895) genannt. Am 2. Juni 1921 verstarb er in Dresden. Sein Grab befindet sich auf dem Trinitatis-Friedhof in Dresden-Johannstadt.
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