Stadtbezirksbeirat Pieschen: Zustimmung zum Campus-Konzept für das Klinikum

Premiere für den Stadtbezirksbeirat Pieschen. Die Sitzung fand gestern im Plenarsaal des Rathauses statt. Dorthin war man umgezogen, damit die Debatte um die Zukunft des Städtischen Klinikums im Livestream übertragen werden konnte. Das öffentliche Interesse hielt sich in Grenzen. Im Saal waren nur wenige Gäste, den Livestream verfolgten nach Auskunft von Dresden Fernsehen etwa 30 Interessierte.

Zweieinhalb Stunden hatten Marcus Polle, kaufmännischer Direktor des Klinikums, und Gesundheitsbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Linke) das Zukunftskonzept für das Klinikum in vielen Details beleuchtet und Fragen der Beiräte beantwortet. Polle hatte zuvor das Konzept erläutert und dabei auch zu einer Reihe von Fragen Stellung genommen, die während des Online-Bürgergesprächs am 15. April und danach per Mail gestellt wurden.

Weiteres Gutachten

Von mehreren Seiten ist die Einholung eines weiteren Gutachtens ins Spiel gebracht worden. Es gibt dazu auch einen interfraktionellen Antrag von Grünen, Linke und SPD im Stadtrat. Thomas Sawatzki (Grüne) plädierte für ein Gutachten, dass die Erfahrungen der Pandemie-Zeiten mit einbezieht.

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Polle erklärte, dass bereits vier Gutachten zur Zukunft des Klinikums erstellt wurden. 2012 ging es um die Eckpunkte für die gemeinsame Entwicklung der zum damaligen Zeitpunkt noch getrennten städtischen Krankenhäuser Friedrichstadt und Neustadt. 2017 folgte eine Analyse des lokalen Gesundheitsmarktes, die mit der Schlussfolgerung verbunden war, Doppelstrukturen an den Standorte abzubauen. 2019 legten die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young ein Gutachten vor, das die Forderung nach dem Abbau von Doppelstrukturen erneuerte und die Reduzierung des Klinikums auf zwei Hauptstandorte empfahl.

Ernst & Young begleitete im Jahr 2020 die „Arbeitsgruppe Zukunft“, die das jetzige Campus-Konzept vorgelegt hat. In einer Stellungsnahme hat die Krankenhausgesellschaft Sachsen das Campus-Konzept begutachtet und befürwortet. Zur Zukunft des Standortes Trachau heißt es dort: „Die Umwandlung des Standortes Trachau in ein ambulantes Zentrum mit einer über das Ambulante deutlich hinausgehenden Notfallversorgung ist sehr zukunftsweisend und berücksichtigt die aktuellen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen. Insofern ist das Alternativszenario mit 100 Betten Grundversorgung am Standort Trachau sowohl aus medizinisch-struktureller wie auch wirtschaftlicher Sicht nicht überzeugend. Die damit verbundene Doppelvorhaltung würde eine sinnvolle Medizinstrategie beeinträchtigen.“ Polle warnte vor den Kosten und dem Zeitverzug, die ein weiteres, nunmehr fünftes, Gutachten verursachen würde. Auch die Zeiten der Pandemie hätten keine neuen Erkenntnisse hervorgebracht, ergänzte er. „Sie hat gezeigt, dass die Verteilung der medizinischen Kapazitäten auf zwei Standorte schlecht ist. Wir mussten darum das Covid-Management doppelt vorhalten.“

Aussichten für Standort Trachau

Auf die vorgetragenen Zweifel an der Bereitstellung der Fördermittel antwortete Kaufmann. „Eine Grundsatzentscheidung zur Zukunft des Klinikums ist Voraussetzung dafür, dass überhaupt Fördermittel beim Land beantragt werden können.“

Immer wieder fragten die Stadtbezirksbeiräte nach den Aussichten für den Standort Trachau. Rolf Jörg Poppe (AfD) drückte sein Unbehagen so aus: „Das Krankenhaus verschwindet, hinter dem Sachsenbad stehen Fragezeichen, eine Elbquerung gibt es auch nicht. Wie attraktiv ist unser Stadtteil dann eigentlich noch?“ Dorit Hollasky erhielt Rederecht und sprach für die verdi-Betriebsgruppe des Klinikums und das Bündnis für Pflege. „Am Ende geht es um die Schließung des Standortes Trachau und es bleibt eine große Poliklinik übrig“, sagte sie und äußerte Zweifel daran, dass das Campus-Konzept dafür sorge, dass das Klinikum aus den roten Zahlen komme.

Klare Vorstellungen, das zeigten die Antworten von Polle, gibt es für das Notfallzentrum in Trachau. Darüber hinaus sind das Sozialpädiatrische Zentrum, das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen und ein neues ambulantes OP-Zentrum geplant. Was genau sich hinter der Formulierung „der Campus wird in den 2030er Jahren das Herzstück eines Generationen-Quartiers“ verbirgt, blieb dennoch vage in der Diskussion. Kaufmann verwies auf Modellprojekte für Ambulanz und Reha, auf die Kurzzeitpflege nach Operationen und die damit aus ihrer Sicht verbundenen modernen Arbeitsbedingungen.

Ergänzungsanträge angenommen

Für Christoph Böhm (CDU) ist das Zukunftskonzept für das Klinikum schlüssig. Er habe nicht den Eindruck, dass die Pläne sich an der Gewinnmaximierung orientieren, sagte er. Die CDU-Beiräte brachten einen Ergänzungsantrag ein, in dem eine regelmäßige Information über die Entwicklung am Standort Trachau nach 2035 gefordert wird. Zudem soll bis zum Jahr 2024 eine „umfassende Untersuchung der verkehrlichen Anbindung des Campus Friedrichstadt an den Dresdner Norden und die angrenzenden Ortschaften“ vorgenommen und bei festgestellten Defiziten Abhilfevorschläge unterbreitet werden. Ein weiterer Punkt fordert die Prüfung, „inwieweit ein Teil des Campus Trachau im Rahmen eines verbesserten Entlassungsmanagements als Standort für Kurzzeitpflege zur Verfügung gestellt werden kann“. Der Ergänzungsantrag bekam eine Mehrheit. Die Beiräte stimmten auch für die von Tino Jasef (Freie Wähler) eingebrachte Änderung, am Standort Trachau eine „ausreichende stationäre medizinische Grundversorgung zu sichern“. Das widerspricht eigentlich der Intension des Campus-Konzeptes. Interessant war dann das Abstimmungsverhalten. Die Vorlage zur Zukunft des Klinikums wurde mit 4 Ja-Stimmen bei 3-Nein-Stimmen und 11 Enthaltungen angenommen.

Bisher ist geplant, dass der Stadtrat in seiner Sitzung am 10. Juni über die Vorlage „Medizinstrategische und bauliche Entwicklung des Städtischen Klinikums Dresden“ berät und entscheidet.

 

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