Kerstin Ines Müller und Daniel Mühlhause stehen am Eingang des Gymnasiums Pieschen und zeigen auf den Briefkasten. Wenn ab 10. Februar die Anmeldefrist für die 5. Klasse des Gymnasiums beginnt, spielt die unscheinbare graue Klappe coronabedingt eine besondere Rolle. Die Anmeldungen müssen in diesem Jahr per Post geschickt oder eben in den Briefkasten eingeworfen werden. „Wir werden mit Pfeilen besonders auf den Briefkasten hinweisen und ihn mehrfach am Tag leeren“, verspricht Schulleiterin Kerstin Ines Müller. Ob per Post oder im Briefkasten – sobald die Unterlagen gesichtet sind, erhalten die Eltern eine Eingangsbestätigung per Mail. „Im Normalfall kommen die Eltern mit ihren Kindern in die Schule, es gibt ein persönliches Gespräch und die Unterlagen werden dann angegeben“, erzählt die Schulleiterin. Jetzt gibt es auf der Webseite der Schule eine Checkliste. damit die Unterlagen für die Anmeldung vollständig sind.
In diesem Jahr können 140 neue Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden. „Eigentlich sind wir als sechszügiges Gymnasium geplant. Weil derzeit aber noch das ausgelagerte Gymnasium Klotzsche auf dem neuen Campus untergebracht ist, sind die Kapazitäten auf fünf neue Klassen begrenzt“, fügt sie hinzu. Persönliche Gespräche wird es in diesem Jahr nur mit den Eltern und Kindern geben, die eine Bildungsempfehlung für die Oberschule haben, aber dennoch auf das Gymnasium gehen möchten. „In diesen Fällen ist ein Beratungsgespräch Pflicht“, so Müller. Das werde dann telefonisch vereinbart. Bis zum 26. Februar können die Unterlagen für die Anmeldung an die Schule geschickt werden. Der Bescheid über die Aufnahme wird stadtweit dann am 11. Juni verschickt. „Das ist eine lange Geduldsphase für Eltern und Kinder“, findet sie. Am Montagabend gibt es noch eine Online-Sprechzeit für Eltern, um letzte Fragen zur Anmeldung zu klären.
In den vergangenen Jahren konnte sich das Team um Schulleiterin Müller am Tag der offenen Tür ein Bild davon machen, wir groß die Nachfrage bei Kindern und Eltern ist. In diesem Jahr war das nicht möglich. Die Oberschulen und Gymnasien präsentierten sich stadtweit ausschließlich virtuell. Die Plätze am Gymnasium Pieschen sind begehrt. 204 Bewerbungen hatte es im vergangenen Jahr auf die 140 Plätze gegeben. Am Ende entschied ein Losverfahren.
Die Pilotschule für Medienbildung, Informatik und digitale Technologien (M.I.T.) setzt auch auf Bewegung und nachhaltige Lebensweise. Das spricht viele an. Schon die drei digitalen Elternabende seien mit jeweils mehr als 60 Gästen gut besucht gewesen, erinnert sich Daniel Mühlhause. Er war bereits bei der Schulgründung dabei und ist inzwischen stellvertretender Schulleiter. Das Team der Lehrerinnen und Lehrer für die jetzt knapp 500 Schülerinnen und Schüler ist auf 36, inklusive Gastlehrer, angewachsen.
Um 9 und um 14 Uhr ist Onlineunterricht. „Da müssen alle Kinder für jeweils 45 Minuten an ihren Rechnern auftauchen“, sagt er. Während in den achten Klassen alle über ein Tablet verfügen, können die anderen bei Bedarf auf Leihgeräte des Freistaates zurückgreifen. Die technische Ausstattung sei darum kein Problem. Neben dem Unterricht versammeln sich die Schülerinnen und Schüler jeden Montag zur Klassenleiterstunde vor ihren Rechnern. „Das ist wichtig für die Beziehungspflege“, meint Mühlhause. Die Kinder könnten sich zudem in eigenen digitalen Räumen treffen. Dies werde von den jeweiligen Klassensprechern moderiert. Auch das Lehrerteam trifft sich regelmäßig zur digitalen Dienstberatung. Und einmal in der Woche versammle man sich auf einen Plausch beim „virtuellen Bier“.
Kerstin Ines Müller wird die neuen Schülerinnen und Schüler alle persönlich im Unterricht kennen lernen. In den fünften Klasse unterrichtet sie das von einem Lehrerteam des Gymnasiums neu entwickelte Fach Medienkunde und Kompetenztrainung. Hier lernen die Kinder auch das Schreiben mit dem Zehn-Finger-System – mit verbundenen Augen. Im Mittelpunkt stehe aber der Übergang von der Grundschule zum Gymnasium. „Bevor es ans digitale geht, sollen sich alle die für ein Gymnasium andere Art und Weise des Lernens aneignen“, erklärt sie.
Weil das 2017 gegründete Gymnasium noch keine Abschlussklassen hat, ist die Schule derzeit leer. Im Eingangsbereich bilden die Grünpflanzen aus den Klassenzimmern einen bunten Garten. „Wir hoffen, dass ab Mitte Februar wieder Präsenzunterricht möglich wird“; sagen Schulleiterin und ihr Stellvertreter. Und sei es nur als Wechselunterricht. „Wir brauchen Kinder um uns herum.“
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