Am Anfang war ein blauer Himmel und ein Regenbogen. Der Rest auf dem großen weißen Blatt war weiß und leer. Dann kamen nach und nach Bäume, ein Teich mit Seerosen, bunte Blumen, exotische Vögel und ein Ballon mit Osterhasen der Gondel hinzu. Über mehrere Wochen gestalteten die Mitglieder der Malgruppe in der Begegnungsstätte „Auftrieb“ das Bild. Unter Coronakonditionen. Das bedeutete, dass immer nur ein Mitglied der Malgruppe im Treffpunkt in der Rehefelder Straße am Tisch sitzen durfte. Mehr ließen die Hygieneregeln nicht zu.
Heute feierte die Malgruppe der DRK-Kontakt- und Begegnungsstätte für Arbeitslose „Auftrieb“ ihr zehnjähriges Bestehen. Gudrun Samstag und Beate Ruff stehen vor ihrem Gemeinschaftswerk und erinnern sich. „Der Baum sah aus, als würde er in der Luft hängen“, sagt Beate Ruff. Darum habe sie sich dann dazu entschieden, den Baum an einem Teich stehen zu lassen. Von Gudrun Samstag stammen unter anderem die Vögel mit ihren bunten Federn. „Das sind Erinnerungen an meine Urlaubsreisen.“ Sie malt seit mehr als sechs Jahren gemeinsam mit anderen Frauen in der Gruppe. Das Treffen mit den anderen Frauen ist ihr wichtig. Das biete Abwechslung und Zeit zum Abschalten. „Vor allem jetzt, wo ich mit meiner Krebserkrankung zu kämpfen habe“, meinte sie. Gudrun Samstag engagiert sich auch sonst in der Begegnungsstätte und unterstützt andere beim Ausfüllen verschiedenster Formulare oder dem Verfassen von Bewerbungsschreiben und hilft in einem Altenheim als Einzelbetreuerin. Inzwischen ist wieder mehr Leben im Malzirkel, die Zeit der einsamen Malerei vorbei. Zunächst konnten sie sich zu zweit und jetzt auch in der Gruppe wieder treffen.
„Es war schön zu sehen, dass die Malgruppe die Coronazeit überstanden hat“, freute sich Maxi Luise Kabella, Sozialarbeiterin in der Begegnungsstätte. Das über mehrere Wochen unter Corona-Bedingungen einzeln, aber doch gemeinsam gemalte Bild zeige, dass sich die Malgruppe über die Zeit zu einem festen Kreis entwickelt habe. Unter der Anleitung von Doris Okeke – sie ist von Anfang an dabei – können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch verschiedene Maltechniken erlernen. Acrylfarbe, Buntstifte, Kreide sind in der Begegnungsstätte vorhanden, Zeichenpapier müssen die Malzirkel-Teilnehmer mitbringen. Vor zwei Jahren hatte es schon einmal eine Ausstellung mit Bildern der Malgruppe gegeben. Dieses Mal sind Bilder von vier Malgruppe-Mitglieder und von Doris Okeke zu sehen – Bleistiftzeichnungen, Aquarelle und Bilder in Acryl. Maxi Luise Kabella machte allen Interessierten Mut und lud sie ein, sich in der Malgruppe einmal auszuprobieren (jeden Freitag von 10 bis 12 Uhr) oder andere Angebote der Begegnungsstätte zu nutzen.
Zur feierlichen Vernissage mit selbstgebackenem Kuchen und selbst gekochter Suppe waren auch einige Gäste gekommen. Unter ihnen auch Lisetta Yildiz. Ihr gefielen die Bilder, die jetzt in den Räumen der Begegnungsstätte die hängen, sehr gut. Sie sei, so erzählte sie, ein „Pieschener Kind“ und wohne hier schon seit 56 Jahren. Und sie hatte einen Wunsch. „Es wäre schön, wenn auf dem Platz in Altpieschen in der Weihnachtszeit ein geschmückter Baum stehen würde. Und vielleicht auch ein Stand mit Glühwein“, sagte sie. Das müsse doch möglich sein.
Auch Stefan Krause war der Einladung in die Begegnungsstätte gefolgt. Er arbeitet sonst im DRK-Begegnungszentrum „Johann“ am Fetscherplatz, hatte sein Akkordeon mitgebracht und sorgte mit abwechslungsreichen Musikstücken für eine schöne Stimmung bei der Ausstellungseröffnung.
Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten der Begegnungsstätte besichtigt werden: Mo – Fr 10 bis 13 Uhr
Mehr Informationen über die Kontakt- und Begegnungsstätte „Auftrieb“
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