International bekannte Filmmusik, innovative 3D- Prothesen, plastikfreie Kosmetik und vieles mehr – bei näherem Hinsehen stellt sich schnell heraus, dass Dresden über ein erstaunliches Repertoire an kreativen Menschen, Ideen und Projekten verfügt. Erstaunlich teilweise auch für die Kreativschaffenden selbst, die den Großteil ihres Netzwerks wohl eher in Berlin, München oder zumindest Leipzig wähnen.
Eine Plattform für Kreative
Ein vorschnelles Urteil, dessen Demontage jedoch die, die es besser wissen, unermüdlich vorantreiben. Zu denen gehört zum Beispiel das Team von undsonstso, dem Netzwerktreffen der Dresdner Kultur- und Kreativwirtschaft. Seit elf Jahren bietet es die Gelegenheit, an regelmäßig organisierten Abenden Projekte und junge Unternehmen vorzustellen und kennenzulernen. Hier erzählen Menschen in ihren eigenen Arbeitsräumen oder anderen besonderen Locations die Geschichte ihrer Ideen. Das alles mit freiem Eintritt und in einer Atmosphäre, bei der das Getränk in der Hand als situationsgerechtes Accessoire der Krawatte weit überlegen ist. Es geht bei diesem Format nicht um oberflächliche Werbung, sondern um Begegnung und Vernetzung.
Das erste Treffen fand im Oktober 2009 statt. Es wurde genau wie die 48 darauffolgenden Ausgaben ehrenamtlich auf die Beine gestellt, von einem Freundeskreis mit Bezug zum kreativen Arbeiten, darunter die Gründer der Designagentur neongrau. Nach einer zweijährigen Pause nahm sich dann der Branchenverband der Dresdner Kultur- und Kreativwirtschaft „Wir gestalten Dresden“ der Veranstaltungsreihe an. Unter neuer Trägerschaft gibt es seitdem wieder jeden 1. Donnerstag im Monat je zwei kurze Vorträge und Platz für ausgiebige Publikumsfragen, wobei dieses Jahr einige Termine ins Internet verlegt werden mussten.
Chronik einer Branche
Unlängst nun feierte undsonstso sein 100. Jubiläum. Ein Anlass, um zurückzuschauen auf die vielen spannenden und grundverschiedenen Veranstaltungen und die Geschichten dahinter. Ein Anlass auch für die Frage, wie diese entdeckte Vielfalt sichtbar gemacht werden kann, auch über die Stadt hinaus. Folgerichtige Antwort: es soll ein Buch gedruckt werden, das einen Einblick in den Arbeitsalltag Kreativer in Dresden gibt. Das davon erzählt, wie sich die Branche in den letzten Jahren entwickelt hat, und welche Entwicklungen für die Zukunft wünschenswert wären. Ein Buch, das die Wirtschaftskraft von Kreativität aufzeigt und dabei die dazugehörigen Branchen verbindet.
Denn dass eine darstellende Künstlerin, ein Architekt und eine Softwaredesigerin zum selben Zweig „Kreativwirtschaft“ gehören, der insgesamt zwölf Berufsgruppen umfasst, muss erst einmal im Selbstverständnis ankommen. Gerade diese Diversität kann das Buch der 100 undsonstsos aber glaubwürdig abbilden. Es soll von Orten, Macher:innen und Startups berichten und nach ihrem Werdegang forschen. Auch Rückblicke auf einzelne Veranstaltungen sind geplant, Interviews und richtig viele Fotos. Die Mitarbeit von Gestaltungsprofis erlaubt ein klares Ziel: „Es muss richtig geil werden!“ Und damit zeigen, warum es sich lohnt, in Dresden zu leben und zu arbeiten.
Unterstützung gesucht
Soweit der Plan, nur wie das Ganze finanzieren? Um die Herausgabe des Buches zu ermöglichen, gibt es eine Kampagne von Startnext, bei der bis Mitte Dezember mindestens 17.000 Euro gesammelt werden sollen. Wer also neugierig ist auf Rückblicke aus der Geh8 oder der ehemaligen Buchhandlung Shakespeares Enkel, wer Pieschener Maßschneider, Unternehmensgründerinnen, Motorraddesigner, Theaterliebhabende und viele mehr entdecken möchte, ist eingeladen, hier zu spenden und die Kampagne zu teilen. Der oder die Unterstützende kann sich auf Dankeschöns in Form von Postkartensets, Kinogutscheinen, Beuteln, Duschseifen oder anderem freuen. Und natürlich über die mal wieder neu gewonnene Erkenntnis, bei der Wahl des Wohnortes nicht komplett daneben gelegen zu haben…
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