„In Zeiten der Gleichstellung finde ich das ungerecht“, sagt Stefanie Unglaube. Männer, denen wegen einer Chemotherapie die Haare ausfallen, bekommen von der Krankenkasse keine Zuschüsse für einen Haarersatz. Gerade bei jungen Männern sei das aber ein ernst zu nehmendes Problem. „Ich erinnere mich an einen 21-Jährigen, der nach einer Chemotherapie wegen Hodenkrebs zu uns gekommen ist“, erzählt sie. „Er war total glücklich, dass er wieder so aussah wie vor der Therapie.“ Der Verlust des Haares könne zu erheblichen psychischen Belastungen führen.
Die Möglichkeiten, mit denen Stefanie Unglaube und Kathrin Heller in ihrem Studio Zweithaarliebe helfen können, sind vielfältig. Inzwischen gebe es Haarersatz, den man sechs bis neun Monate tragen könne wie echtes Haar. Duschen, Sport, Sauna, Frisieren – das würden diese Produkte aushalten. Wer sich dafür entscheidet, muss etwas tiefer in die Portmonee greifen – ab 700 Euro kostet das Haarteil für diesen Zeitraum. Dann muss ein neues gekauft werden.
Aber, so sagt Kathrin Heller, der Anteil der Männer an ihrer Kundschaft sei noch nicht so groß. Die Hälfte der Nachfrage komme von Kunden, die die Haare wegen einer Chemotherapie verlieren. „Es sind überwiegend Frauen, die wir beraten und denen wir helfen können“, fügt sie hinzu. Weitere etwa 40 Prozent der Kundschaft hätten mit Haarausfall aus den verschiedensten Gründen zu tun, zehn Prozent gehe es um ihre modische Erscheinung. Hierzu zählen auch Menschen, die sich für eine Geschlechtsanpassung vom Mann zur Frau entschieden haben. „Wer kein Geschick hat, um die eigenen Haare in Form zu bringen, setzt sich für den Abend in der Oper einfach seine Perücke auf“, meint Stefanie Unglaube.
Die beiden Frauen sind gelernte Friseurmeisterinnen und haben eine Zusatzqualifikation als geprüfte Zweihaarspezialistinnen. Außerdem sind sie berechtigt, Leistungen mit den verschiedenen Krankenkassen abzurechnen. Im Herbst 2019 haben sie eine gemeinsame GbR gegründet und am 23. November in ihrem Geschäft in der Leipziger Straße 86 die Eröffnung gefeiert. Als Friseurin, so bestätigen beide, hat man ständig mit Haarverlust und anderen Problemen rings um die Frisur zu tun. Ein kahle Stelle oder dünnes Haar sind da keine Seltenheit.
Für die Beratung im Studio stehen zwei separate Räume zur Verfügung. „Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden eine vertrauensvolle und diskrete Gesprächsumgebung garantieren“, sagt Stefanie Unglaube. Bei manchen erfordere es auch Überwindung, über die Krankheit zu reden und in ein Zweithaarstudio zu gehen. Zur seelischen Unterstützung würden gerade Krebspatientinnen schon mal eine Bekannte oder Verwandte ins Studio mitbringen.
Etwa zwei Stunden könne ein Beratungstermin andauern, manchmal gehe es schneller, es könne aber auch mehr Zeit erforderlich sein. „Die richtige Haarfarbe und die passende Frisur müssen gefunden werden. Schließlich will niemand aussehen, als hätte er sich verkleidet“, beschreibt sie, was besonders wichtig ist. Erläuterungen zur Pflege und Handhabung der Perücke gehörten ebenfalls zur Beratung. Auch für den Unterbau der Perücke gebe es verschiedene Varianten – maschinell oder handgeknüpft. Gerade bei Narben auf der Kopfhaut bedürfe es einer individuellen Anpassung. Wenn die Auswahl abgeschlossen ist, werden fünf bis zehn Perücken zur Ansicht und Anprobe bestellt.
Synthetische Perücken gebe es bereits ab 300 Euro, bei Echthaar könnten es bis zu 2.500 Euro sein. Bei Haarteilen auf Rezept übernimmt das Studio die Abrechnung mit der Krankenkasse. Die Zuschüsse schwanken zwischen den verschiedene Kassen, sagt Kathrin Heller.
Zurück zu den Männern. Nicht alle, die den Weg ins Studio finden, suchen eine Perücke. Auch ein Toupet kann das äußere Erscheidungsbild deutlich verändern. Auch hier gibt es inzwischen langlebige Lösungen. Haarersatz mit einer dünnen Silikonfolie halte auch in der Sauna oder beim Sport. Er müsste alle vier bis sechs Wochen gereinigt und neu verklebt werden. Toupets, so erläutert Stefanie Unglaube „sind immer aus Echthaar. Sie müssen strapazierfähig sein und man muss sie stylen können“.
Seit Dienstag, 17. März, bietet das Studio – der aktuellen Situation rings um die Corona-Pandemie geschuldet – der Kundschaft verstärkt Hausbesuche an. „Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, achten wir vermehrt auf eine gute Händehygiene und korrekte Hust- und Niesetikette“, heißt es dazu auf der Homepage.
Studio Zweihaarliebe
Kathrin Heller und Stefanie Unglaube
Leipziger Str. 86
Öffnungszeiten: Mo-Do 9 bis 18 Uhr, Fr. 9 bis 16 Uhr, Sa nach Vereinbarung
Tel: 0351 30906354 Mail: info@zweithaarliebe.de
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