Sächsischer Europapreis für Geschichtsprojekt der Makarenko-Schule

Mitten in der Corona-Pandemie und behördlich verordnetem Heimunterricht hatte die Makarenkoschule in dieser Woche Grund zur Freude. Am Dienstag erhielt die Arbeitsgemeinschaft (AG) „Auf den Spuren der sächsischen Geschichte“ den mit 500 Euro dotierten Sächsischen Europapreis verliehen. Diesen vergibt der Verein „Europäische Bewegung Sachsen e.V.“ seit 2003 einmal im Jahr. Aufgrund der Corona-Lage konnte die Preisverleihung nicht wie gewohnt im Sächsischen Landtag stattfinden, sondern erfolgte in sehr kleinem Rahmen in der Aula der Makarenkoschule.

Antje Creutz übergibt Andrea Dombois (r.) eine Fotocollage, die einen kleinen Einblick in die Arbeit der AG gibt. Foto: C. Trache

Andrea Dombois, Präsidentin des Vereins zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Jugendlichen. Im Rahmen des Projekts „Das Denkmal à la Mémoire des Soldats Français auf dem St. Pauli-Friedhof in Dresden – Erinnerung und aktuelle Mahnung“ übernahmen sie eine dauerhafte Patenschaft für das Denkmal eines französischen Soldaten aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Außerdem pflegen die Schüler der Makarenko-Schule regelmäßig auf dem St.-Pauli-Friedhof das Grab des sächsischen Ministers Alfred Graf von Fabrice (1818-1891). Neben der regelmäßigen Grabpflege setzen die Schüler sich im fächerübergreifenden Unterricht mit den Themen Geschichte, Krieg und Völkerverständigung auseinander. Dazu gehören auch Besuche verschiedener Museen und Sonderausstellungen in Dresden, in denen sich die Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft umfassend mit der sächsischen Geschichte auseinandersetzen können.

Geschichts-AG: Julian (8. Klasse), Rafael und Timon (beide 9. Klasse -v.l.n.r.). Foto: C. Trache

Andrea Dombois bedankte sich beim Lehrer-Team und den Schülerinnen und Schülern für die Ausgestaltung dieses Projekts und betonte, dass die Jugendlichen mit ihrer Arbeit wichtige Erinnerungskultur weitertragen. Als Landesvorsitzende des Landesverbandes Sachsen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. warb sie für eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Verband und lud die Jugendlichen ein, sich im Jugendarbeitskreis im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zu engagieren.

Schulleiter Matthias Kranz ließ das Wirken der Arbeitsgemeinschaft, die 2014 ins Leben gerufen wurde, kurz Revue passieren und dankte ausdrücklich Antje Creutz für ihr großes Engagement. Bei Fahrten, die die Arbeitsgemeinschaft mehrfach nach Frankreich und Belgien führte, spürten sie Europa als Wertegemeinschaft, sie seien stets herzlich empfangen worden. Es sei schön zu erleben, wie nach den Kriegen über die Jahrzehnte aus Feinden Freunde geworden sind.

Geschichts-AG: Bruno, Antonia und Eric (r.) – die drei gehen in die 10. Klasse. Foto: C. Trache

Antje Creutz ist es als AG-Leiterin wichtig, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, was es bedeutet in Frieden zu leben und was Krieg für Auswirkungen hat. Inzwischen wurde die Arbeitsgemeinschaft mehrfach für ihre Projekte ausgezeichnet. Das steigert nachhaltig das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Bei der einen oder anderen Veranstaltung haben sie vor größerem Publikum Teile ihres Projekts vorgestellt und diese Auftritte souverän gemeistert. „Meine Schülerinnen und Schüler haben inzwischen ein viel selbstbewussteres Auftreten“, betont Antje Creutz. Man merkt ihr an, wie stolz sie auf ihre Jugendlichen ist.

In der Arbeitsgemeinschaft engagieren sich etwa 15 Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis zehn. Einer von ihnen ist Eric. Der 15-jährige ist mit Begeisterung bei der Arbeitsgemeinschaft dabei. „Mir hat es auch persönlich sehr geholfen, Einblick in die Geschichte meines Urgroßonkels zu erhalten, der bei der Schlacht an der Somme gefallen war“, erzählt er. Bei ihrer Reise 2018 zu den Gedenkfeierlichkeiten nach Freilinghen/ Frankreich, besuchte die Arbeitsgemeinschaft auch den Friedhof, wo sein Urgroßonkel beigesetzt wurde. Bruno (17) kehrte ebenfalls sehr beeindruckt von dieser Reise zurück. Tief in seine Erinnerung prägten sich die Bilder von den zahlreichen Gräbern ein und langen Namenslisten von Gefallenen, die auf Tafeln verewigt sind. Antonia (15) engagiert sich seit zwei Jahren in der AG. „Ich habe mich schon früher sehr für Geschichte interessiert“, erzählt sie. „Die Projekte von Frau Creutz haben mich begeistert.“ Sie bringt sich in ihrer Freizeit mit bei der Gräberpflege auf dem St.-Pauli-Friedhof ein und gehörte zu den AG-Mitgliedern, die bei einer Ehrung des Projektes in Plauen (Vogtland) auf der Bühne standen und Teile des Projekts vorstellten.

Rafael und Timon (beide 9. Klasse) sind ebenfalls seit zwei Jahren dabei. Auch sie engagieren sich in ihrer Freizeit aktiv bei der Grabpflege. Neue Erfahrungen zu sammeln, war ein Grund, die Einladung von Antje Creutz anzunehmen in der AG mitzumachen. Timon hat außerdem eine ganz besondere Beziehung zum St.-Pauli-Friedhof: „Mein Opa liegt auch auf diesem Friedhof.“ Julian lernt zurzeit in der achten Klasse und ist eines der jüngsten AG-Mitglieder. „Mich hat Frau Creutz beim Graffitiprojekt angesprochen und gefragt, ob ich in der Geschichts-AG mitmachen möchte.“, erinnert er sich. „ Davor wusste ich noch nichts von dieser AG und was da gemacht wird. Im Fach Geschichte bin ich nicht besonders gut. Aber die AG macht Spaß und man lernt Neues dazu.“

Auch wenn coronabedingt in diesem Jahr die Arbeitsgemeinschaft nur eingeschränkt tätig sein konnte, gibt es schon weitere Pläne, für die auch die 500 Euro Preisgeld Verwendung finden werden. So war für 2020 eine Reise nach England geplant, die sobald wie möglich nachgeholt werden soll.

 

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