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„Pieschonauten 2050“ – wie soll der Stadtteil in 30 Jahren aussehen

Jeden Montag um 14 Uhr ziehen Johannes (8), Emil (9), Rona (10) und Elion (10) und weitere Kinder im „Lucy-Treff“ an der Robert-Matzke-Straße 23 mit Yvonne Anders los, um den Stadtteil Pieschen zu erkunden. Sie entdecken Tolles und weniger Tolles und machen sich Gedanken darüber, wie der Stadtteil in 30 Jahren aussehen könnte, was sich ändern soll, aber auch, was unbedingt erhalten bleiben sollte.

Yvonne Anders ist Kunstpädagogin und seit 2016 Projektleiterin der „Pieschonauten“. „Grundsätzlich geht es darum, gemeinsam mit Grundschülern den Stadtteil zu erkunden, zu schauen, wer hier lebt und arbeitet und das Entdeckte in einem Jahresbeitrag kreativ festzuhalten oder zu verarbeiten“, erzählt sie. „Die Hauptfragestellung ist: Wie können wir alle gut im Stadtteil zusammen leben?“

In der Corona-Zeit haben die Kinder ihre Gedanken in Wort und Bild an Projektleiterin Yvonne Anders geschickt. Foto: C. Trache

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So ist im ersten Jahr unter dem Titel „Alle dabei“ ein Fantasiestadtplan von Pieschen entstanden. Im vergangenen Jahr hieß das Thema „Pieschen-Party“. In einem Jahreswandkalender haben die Kinder, unterstützt von einer Grafikerin, für jeden Monat ein Fest oder eine Tradition vorgestellt. Dabei haben sie sich auch von Zugezogenen inspirieren lassen oder aus dem eigenen kulturellen Familienumfeld besondere Feste in Text und Bild vorgestellt.

Yvonne Anders arbeitet jedes Jahr montags zwischen 14 und 16 Uhr und 16 und 18 Uhr mit festen Gruppen von jeweils maximal zehn Kindern. Nach der coronabedingten Pause ging es am 8. Juni wieder los, allerdings mit maximal fünf Kindern pro Gruppe und entsprechenden Hygiene- und Verhaltensregeln.

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Elion (l.) und Emil auf Fototour durch den Stadtteil. Foto: C. Trache

2020 und 2021 stehen die Erkundungen unter dem Titel „Pieschonauten 2050“. Dabei begeben sich die Kinder auf eine Reise in die Zukunft: Wie sehen wir in 30 Jahren aus?, Wie bewegen wir uns dann fort? Was machen wir dann? Wie sieht es dann in Pieschen aus? Was sollte es auch in 30 Jahren noch geben? Was sollte sich bis dahin im Stadtteil ändern?

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die aufgeweckten, wissbegierigen Grundschüler. Dafür fotografieren, basteln, malen und zeichnen sie und führen auch Interviews mit Menschen auf der Straße.

Elion ist bereits das dritte Jahr dabei. „Wir gehen oft durch Pieschen und lernen hier viel über den eigenen Stadtteil“, nennt er einen Grund, warum er schon so lange dabei ist. „Außerdem arbeitet meine Mutter montags immer bis 18 Uhr. So habe ich hier einen Ort, wo ich hingehen kann.“

Emil ist im vergangenen Jahr dazu gestoßen. „Mir hat es schon letztes Jahr großen Spaß gemacht hier montags meine Freizeit zu verbringen“, erzählt der Neunjährige. Vor allem die kreativen Tätigkeiten, wie das Basteln findet er besonders toll. Für die Fotos, die die beiden aufgenommen haben, haben sie sich Markierungen ausgedacht. Die Grünpflanzen auf dem Fensterbrett bekommen einen grünen Haken, der Hundehaufen auf dem Fußweg ein rotes Durchfahrtsverboten-Zeichen oder auch einen gesenkten roten Daumen.

Emil: „Das ist der Corona-Detektor, den ich erfunden habe. Das kann man in unserem Blog nachlesen.“ Foto: C. Trache

Rona ist ganz neu dabei. In der 26. Grundschule, die alle vier besuchen, sollte im Mai eine Projektwoche stattfinden, wo sich Rona für ein Projekt mit Yvonne Anders angemeldet hatte. Coronabedingt musste diese Projektwoche ausfallen. Da sich Rona aber sehr für die kreativen Erkundungen im Stadtteil interessiert, kam sie auf diesem Weg zur Montagsgruppe in den Lucy-Treff. Bei den wenigen Treffen hat sie schon Menschen auf der Straße interviewt und Puppen gebastelt, die darstellen, wie sie in 30 Jahren aussehen wollen.

In der Coronapause hielt Yvonne Anders aber auch Kontakt zu ihren Projektkindern und ermunterte sie, ihre Gedanken zur Coronazeit in Wort und Bild darzustellen und an sie zu schicken. Die Ergebnisse sind noch heute an einer Fensterscheibe gut von draußen erkennbar. Emil hat zum Beispiel einen Corona-Detektor erfunden, der nicht nur am Schaufenster zu sehen ist, sondern auch im Projekt-Blog, den Yvonne Anders regelmäßig aktualisiert.

In den kommenden Monaten werden die Kinder sicher noch viel entdecken und viele interessante Ideen entwickeln. Es ist auf jeden Fall spannend, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, was ihnen wichtig ist und wie sie sich die Zukunft vorstellen – und welche Eindrücke und Gedanken in welcher kreativen Form sie als Jahresabschluss präsentieren werden.

Über den Verein „In-Via Dresden-Meißen“

Gefördert wird dieses Projekt durch das Landesprogramm “Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ (WOS) des Freistaates Sachsen. Der Mädchen und Familientreff „Lucy“ („Lucy- Treff“) steht unter der Trägerschaft des IN-VIA Dresden – Meißen e.V. (Katholischer Verein für Mädchen- und Frauensozialarbeit Diözesanverband Dresden-Meißen e.V.) und wurde 1999 gegründet. Dazu gehört der offene LUCY-Treff, in dem derzeit neben dem Projekt „Pieschonauten 2050“ von Dienstag bis Freitag das ESF – geförderte Projekt „LebenskünstlerInnen“ angeboten wird. Des Weiteren ist der Verein in der Schulsozialarbeit an der 9. und 56. Oberschule, der 26. und 15. Grundschule sowie am Gymnasium Klotzsche aktiv. Neun Mitarbeiterinnen und zwei Mitarbeiter sind derzeit hauptamtlich im Verein tätig. Dazu unterstützen regelmäßig sechs Ehrenamtliche die Projektarbeit.

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