Um die fast 3.000 Einwohner sowie das Straßen- und Wegenetz der Dresdner Vorortgemeinde Trachau mit Koch-, Heiz- und Leuchtgas zu versorgen, beschloss in der Jahresmitte 1898 der Gemeinderat den Bau eines eigenen Gaswerkes. Schon im Jahr darauf nahm das Vorhaben Gestalt an.
Zuerst wurden mit den Trachauer Gutsbesitzern Johann Heinrich Trobisch, Hermann August Stephan und Johann Gottlob Klotzsche, dem Zimmermann Johann Gotthilf Beulich, dem Wirtschaftsbesitzer Julius Robert Klotzsche sowie der ansässigen Firma Karthaus & Co. Verträge zur Baulandgewinnung abgeschlossen. Dadurch konnte eine Fläche von 4.682 Quadratmetern zum Gesamtpreis von 57.350 Mark „zusammengekauft“ werden.
Nachdem im Januar 1900 etwa 12.000 laufende Meter Rohre nebst Formstücken und Laternensäulen ausgeschrieben wurden, begann eine Berliner Firma mit dem Bau des Gaswerkes. Den 30 Meter hohen und im Oktober 1900 fertiggestellten Schornstein errichteten Maurer einer Firma aus Freiberg.
Am 13. April 1900 nahm Curt Ludwig Franz von Burgsdorff den Standort für das zukünftige Gaswerk in Augenschein. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörte damals auch die Vorortgemeinde Trachau, für deren Belange er sich „mit großer Entschiedenheit“ einsetzte. So beförderte und genehmigte er unter anderem 1898 auch den Bau des Trachauer Schulhauses und unterstützte die Bemühungen des Gemeinderates zur Einrichtung eines Eisenbahn-Haltepunktes, dem heutigen „Bahnhof Trachau“.
Im August 1900 beschloss der Trachauer Gemeinderat die Stellenausschreibung für einen Ofenmeister und im November desselben Jahres entschied er das Folgende: Nach Inbetriebnahme der Anlage dürfen alle notwendigen Arbeiten an den Leitungen nur durch hiesige Gewerbetreibende und Unternehmer ausgeführt werden. Die Bestätigungen dafür erhielten die Trachauer Schlossermeister Happach und Schnabel. Den Zuschlag für die ausgeschriebene Stelle als Ofenmeister hatte der 43-jährige Friedrich Richter aus Hof/bei Oschatz bekommen.
Nach dem Füllen des Gasrohrnetzes ging das unweit des Gemeindeamtes und der Bahnlinie Leipzig-Dresden gelegene Trachauer Gaswerk am 1. Dezember 1900 in Betrieb. Es besaß ein Gasometer mit 1.000 Kubikmeter Fassungsvermögen, drei Öfen sowie die notwendigen technischen Anlagen und Lagerräume. Eine Woche später wurde das gesamte Gasrohrnetz einer Dichtheitsprobe unterzogen. Die verantwortlichen Prüfer stellten fest: „Das Netz ist dicht!“
Die 1884 benannte Moritzburger Straße, in der sich das Gemeindeamt befand, hatte im Zusammenhang mit ihrem Ausbau 1902 den Namen Wilder-Mann-Straße erhalten.
Schon am 3. November 1900 hatte die Gemeinde Trachau in der „Elbthal-Morgen-Zeitung“ die „…Bedingungen zur käuflichen Ablassung von Gas aus dem communlichen Gaswerke“, 19 Punkte umfassend und vom Gemeindevorstand Friedrich Ernst Röselmüller (1866-1912) unterzeichnet, „…zur allgemeinen Kenntnis gebracht“.
Am 9. Mai 1902 unterzeichnete die Gemeinde Trachau mit der Gemeinde Kaditz einen bis zum Jahresende 1915 geltenden Vertrag für die Lieferung von Gas. Damit waren sowohl die Straßenbeleuchtung als auch die Hausanschlüsse in Neukaditz gesichert. Auch die Gemeinde Oberlößnitz bezog Leuchtgas aus dem Trachauer Werk.
Nach der Eingemeindung Trachaus zum 1. Januar 1903 übernahm die Stadt Dresden das Gaswerk an der Industriestraße Nr. 19 und ließ es 1908 erweitern. Bevor im Jahr 1923 die Gasanstalt Reick die alleinige Gasproduktion für Dresden übernahm, wurde die Stadt unter anderem auch durch Gas aus Trachau versorgt. Im Spätsommer 1922 musste das Werk seine Gaserzeugung einstellen, um 1930 wurde es zu einem großen Teil abgebrochen.
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