Mehr als sechs Jahre war Ingo Zuleger arbeitslos. Der gelernte Wagenschlosser und Rangierleiter machte nach der Wende eine Umschulung zum Berufskraftfahrer. Einen Job fand er nicht . „Ich wollte gern im sozialen Bereich arbeiten“, sagt der 51-Jährige. Seit 16. Januar ist sein Traum mit dem neuen Förderprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ Wirklichkeit geworden. Er arbeitet als Heimassistent im Übergangswohnheim für wohnungslose Menschen an der Hubertusstraße 36 c. „Ich bin froh, endlich aus dem Hamsterrad der Bewerbungsschreiben aussteigen zu können“, freute er sich. Die Heimleitung und die Bewohner kennen ihn bereits aus seiner ehrenamtlichen Arbeit. „Ich kümmere mich um die Neuankömmlinge, helfe bei der Planung von Einkäufen, motiviere die Heimbewohner zu Sauberkeit, Ordnung und Hygiene, fahre mit ihnen zum Sozialamt oder zum Arzt und schlichte auch manchmal Streitigkeiten“, schildert er sein breites Aufgabenspektrum.
In gewisser Weise „bin ich Auge und Ohr für die Sozialpädagogen“, fügt er hinzu. Es sind alles Arbeiten, die sonst das pädagogische Fachpersonal erledigen müsste. „Das ist für uns eine große Hilfe und Unterstützung. Wir haben dadurch mehr Zeit für unsere eigentlichen Aufgaben“, sagt Heimleiter Dieter Haufe. Außerdem habe Ingo Zuleger das berühmte pädagogische Fingerspitzengefühl. Das sei besonders bei den chronisch alkoholkranken Menschen, die hier betreut werden, wichtig.
Der neue Job ist für die kommenden fünf Jahre sicher. Und Ingo Zuleger hat Aussicht auf eine Weiterbildung zum Heilerziehungspfleger. „Mit einem richtigen Abschluss“, freut er sich. Möglich wurde dies durch das Programm „Teilhabe am Arbeitsmarkt“. Es beruht auf dem Teilhabechancengesetz (THCG), das zum Jahresanfang 2019 in Kraft getreten ist. „Wir können jetzt sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse für bis zu fünf Jahre mit Lohnkostenzuschüssen fördern. Alle Arbeitgeber kommen infrage“, erläuterte Dresdens Jobcenter-Geschäftsführer Jan Pratzka. Voraussetzung sei, dass bislang arbeitsmarktferne Personen, die bereits seit vielen Jahren Leistungen vom Jobcenter erhalten und über 25 Jahre alt sind, eingestellt werden. Die Einstellung könne in Vollzeit oder Teilzeit erfolgen. In den ersten beiden Jahren des Arbeitsverhältnisses betrage der Zuschuss 100 Prozent. Im dritten Jahr sinke er auf 90 Prozent ab, im vierten Jahr auf 80 Prozent, im fünften Jahr auf 70 Prozent. Die Weiterbildung werde mit zusätzlichen 3.000 Euro unterstützt. Mindestens 200 neue Jobs sollen mit dem Förderprogramm entstehen. Der erste ist der von Ingo Zuleger im Übergangswohnheim Hubertusstraße, das von der SZL Suchtzentrum gGmbH betrieben wird.
Die Stadt werde das Programm mit Sachkostenzuschüssen für die Arbeitgeber unterstützen, kündigte Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Die Linke) dort bei der Präsentation des Programm an. Bei Unternehmen und Organisationen, die nicht gewinnorientiert arbeiten (insbesondere Vereine und gemeinnützige GmbHs), zahle die Stadt zusätzlich einen kommunalen Zuschuss für die Sachkosten dieser Arbeitgeber in Höhe von 175 Euro pro Platz und Monat in diesem Jahr, ab 2020 dann 200 Euro pro Platz und Monat. „Wir wollen mit dem Programm kein Strohfeuer entfachen, sondern langfristig passgenaue Arbeitsplätze schaffen, die dann auch in nicht geförderte Arbeitsverhältnisse hineinwachsen können“, sagte Kaufmann.
Übergangswohnheim Hubertusstraße
E-Mail: hubertus[at]suchtzentrum.de
Telefon: 0351 209 219 48
Interessierte Arbeitgeber, die das Programm nutzen wollen, können sich an den Arbeitgeberservice wenden:
Telefon: 0800-4555500
E-Mail für Fragen: dresden.arbeitgeber@
E-Mail für Anträge: jobcenter-dresden.teilhabe@
Nutznießer der neuen Fördermöglichkeit, die sich auch durch wenig Bürokratie auszeichne, können aber nicht nur gemeinnützige Einrichtungen sein, betonte Pratzka. „Wir hoffen, dass sich ein breites Spektrum von Unternehmen entsprechende Stellen anbietet. Das könnten auch Anwaltskanzleien, Tourismusunternehmen oder Produktionsbetriebe“, sagte er. Er ist zuversichtlich, dass das funktioniert. 115 Anmeldungen würden bereits vorliegen. „Wir hatten noch nie ein Instrument, mit dem wir langfristig zu einhundert Prozent fördern konnten.“ Von den rund 17.600 Arbeitslosen in Dresden gelten 5.500 als langzeitarbeitslos, weil sie länger als ein Jahr keinen Job haben. Das Förderprogramm ist speziell für Menschen, die in den vergangenen sieben Jahren mindestens sechs ohne Arbeit waren und älter als 25 Jahre sind. Deren Anzahl liege bei rund 2.000 in Dresden.
Für Heimleiter Haufe steht fest: „Neben unseren sieben festangestellten können wir noch drei weitere Heimassistenten gut gebrauchen.“ Von den 60 Plätzen im Übergangsheim seien 50 belegt. Zusätzlich gebe es in der Einrichtung fünf Notschlafplätze. Er ermunterte alle Interessenten, die unter die Förderbedingungen fallen, sich im Übergangsheim in der Hubertusstraße zu melden. Natürlich könnten sie sich, wie auch alle anderen, auch an das Jobcenter wenden, fügte dessen Geschäftsführer Pratzka hinzu.
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