Mittwochs um 14 Uhr beginnt der Dienst von Reinhold* und Melitta*. Die Ehrenamtler, beide sind Rentner, klettern in einen Neun-Sitzer des Malteser Hilfsdienstes e.V. und starten ihre ganz besondere Tour. Sie fahren den mobilen Einkaufswagen. Nach und nach sammeln sie die Seniorinnen und Senioren ein, die dieses Angebot nutzen, um ihre Einkäufe selbständig erledigen zu können. Seit der mobile Einkaufswagen der Malteser im Dezember 2018 das erste Mal seine Runde fuhr, sind die beiden dabei. Zuvor haben sie sich schon einige Jahre im Besuchs- und Begleitungsdienst der Malteser engagiert.
„Nach dem Tod meiner Frau vor anderthalb Jahren habe ich einer weitere Aufgabe gesucht, auch um soziale Kontakte zu pflegen“, erzählt der 75-Jährige Reinhold. Er sitzt in der Regel zweimal im Monat hinter dem Steuer des Kleinbusses, um andere Senioren zum Einkaufen zu fahren. „Für so ein Ehrenamt braucht man Sinn, Herz und offene Augen für Menschen, die Hilfe benötigen“, beschreibt er die Vorrausetzungen für diese Aufgabe. Ihm ist das alles gegeben. Im Rahmen des Besuchs- und Begleitungsdienstes kümmern sich die Ehrenamtlichen meist für längere Zeit um die gleichen Personen. „Daraus können mit der Zeit richtige Freundschaften entstehen“, meint Reinhold. „Beim mobilen Einkaufswagen sieht man aber auch öfter neue Gesichter und muss sich immer wieder auf neue Menschen einstellen.“
Melitta wohnt in Striesen und springt beim mobilen Einkaufswagen in Pieschen ein, wenn es erforderlich ist. Sonst engagiert sie sich beim Besuchs- und Begleitungsdienst und kümmert sich derzeit um zwei ältere Damen, die beide schon älter als 80 Jahre sind. Die 65-Jährige zog vor sieben Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Dresden. Auf der Suche nach einer sinnvollen Aufgabe lernte sie den Malteser Hilfsdienst kennen. „Im Vergleich zu den Damen im Besuchsdienst, sind die Senioren, die den mobilen Einkaufswagen nutzen noch relativ fit. Viele gehen allein durch den Supermarkt, andere bitten uns darum, sie beim Einkaufen zu begleiten. Manche sind zu klein kommen nicht mehr an jedes Regal heran, andere können nur noch schlecht sehen und benötigen darum Unterstützung.“
Gemütlicher Plausch nach dem Einkaufen
Nach und nach sind alle Senioren mit ihren Einkäufen fertig und treffen sich im Café direkt beim Supermarkt im ehemaligen Straßenbahnhof Mickten. Nun ist Zeit, auszuruhen, etwas zu trinken, eine Kleinigkeit zu essen und dabei zu plaudern. Jeder steuert seine Erlebnisse der zurückliegenden Tage bei, aktuelle Ereignisse werden besprochen oder Erfahrung über verschiedenste Alltagsfragen ausgetauscht. Gisela ist von Anfang an dabei. Die 76-Jährige wurde auf das Angebot durch einen Flyer in der Apostelkirche aufmerksam. „Vorher musste ich oft meine noch berufstätige Verwandtschaft bitten, mit mir einkaufen zu fahren. Mit dem Rollator ist es sehr beschwerlich auf den Fußwegen, weil die oft in keinem so guten Zustand sind. Mit dem mobilen Einkaufswagen bin ich wieder unabhängiger und habe einen feststehenden Termin“, erklärt sie. Meist fährt sie alle zwei Wochen mit. Ingrid trug eines Tages ihre schweren Einkäufe nach Hause und traf dabei Gisela auf der Straße. Sie erzählte ihr von dem mobilen Einkaufswagen. „Auch das gemeinsame Kaffeetrinken hinterher ist sehr schön“, findet die 77-Jährige.
Dieter ist seit März dabei und ebenfalls sehr dankbar, dass es den mobilen Einkaufswagen gibt. Der 74-Jährige ist durch seine Gesundheit eingeschränkt. Schwere Einkäufe nach Hause zu tragen, fällt ihm sehr schwer. Eine 76-jährige, sie heißt ebenfalls Ingrid, wurde von einer Nachbarin auf den mobilen Einkaufswagen hingewiesen und nutzt das Angebot seit Februar 2019 meist alle 14 Tage. Die vier freuen sich über diese Erleichterungen im Alltag. Aber auch das Miteinander und die gemeinsamen Gespräche sind ihnen sehr wichtig.
Begeistert waren sie vom Besuch des Weihnachtsmarktes auf der Hauptstraße mit anschließendem Kaffeetrinken in der Dreikönigskirche, den die Ehrenamtler des mobilen Einkaufswagens ermöglicht haben. Im Sommer organisierten die Malteser eine Kräuterwanderung in Kleinzschachwitz. Auch davon schwärmen die Senioren noch heute.
Aber auch über die ehrenamtlichen Begleiter wissen sie nur Gutes zu berichten. „Die Begleiter und Fahrer geben sich alle Mühe. Es ist sehr angenehm. Wir können den mobilen Einkaufswagen nur weiterempfehlen.“
Gegen 16.15 Uhr werden die Einkäufe im Kofferraum verstaut und Reinhold bringt seine Fahrgäste sicher nach Hause. „Machen Sie Werbung dafür. Wir wollen doch, dass der mobile Einkaufswagen lange Bestand hat“, sagt Dieter noch rasch, ehe er die Fahrzeugtür schließt.
Insgesamt engagieren sich derzeit vier Fahrer und drei Begleiter beim mobilen Einkaufswagen in Pieschen. Das Angebot ist für die teilnehmenden Senioren kostenlos. Sie werden nach Absprache von zu Hause abgeholt, erhalten auf Wunsch Unterstützung beim Einkaufen im Supermarkt und bekommen bei Bedarf ihre Einkäufe bis an die Wohnungstür getragen.
„Mit dem mobilen Einkaufswagen sind wir in Dresden Vorreiter in unserer Diözese Dresden-Meißen“, erzählt Antje Jannasch, Projektverantwortliche in Pieschen. „Durch die Kontakte unseres Besuchs- und Begleitungsdienst haben wir erfahren, dass einige traurig sind, nicht mehr alleine einkaufen zu können. Andererseits haben wir auch viele Anfragen von unseren Ehrenamtlichen, die sich beim mobilen Einkaufswagen engagieren möchten.“
Wer mit dem mobilen Einkaufswagen mitfahren möchte, kann sich telefonisch unter 0351-4355549 anmelden. Jeder entscheidet selbst, ob er das Angebot jede Woche oder in anderen Abständen nutzen möchte.
(* – auf Wunsch unserer Gesprächspartner verwenden wir keine Nachnamen, sie sind uns aber bekannt)
Eine Meinung zu “Mobiler Einkaufswagen macht Senioren unabhängig und sorgt für soziale Kontakte”
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ein schöner und interessanter Artikel, danke für den Einblick!