Fanny Hoyer hat ihre Gesellenprüfung als Konditorin im Juli mit „sehr gut“ bestanden. Sie ist damit Dresdens jahrgangsbeste Konditorin 2019 geworden. Am 30. September wird sie zum Landesausscheid nach Chemnitz fahren. Gelernt hat sie bei Silke Zimny in der Konditorei und Café Maaß in der Oschatzer Straße. In Chemnitz wird sie Teile ihrer Prüfungsarbeiten präsentieren. Zwei Torten, Pralinen und Marzipanfiguren sind gefordert. „Mit meinem Konzept bin ich da ganz gut dabei“, blickt die junge Frau zuversichtlich auf den Wettbewerb.
Zum Beispiel mit den selbst kreierten Pralinen – Avocadoganache auf Krokant. Wie bitte? Auf mein Fragezeichen im Gesicht erläutert sie. „Das ist eine Creme aus pürierter Avocado, Schokolade, Limettensaft und Zitronensaft. Das Ganze wird aufdressiert, das heißt, mit einer Spritztülle geformt.“ Die Hohlkörperpraline habe sie mit einer Füllung aus Hanf mit Butter, Kurkuma und Orange versehen. Als dritte Sorte seien Schnittpralinen gefragt gewesen.
„Die Schriftart auf der Torte und den erklärenden Tafeln habe ich selbst entwickelt“, sagt sie und Silke Zimny fügt hinzu: „Das hat ihr zusätzliche Punkte bei der Prüfung eingebracht“. Bei der Auswahl ihrer Konditorlehrlinge schaue sie auch auf die Kunstnote. Da gewinne man einen Eindruck von der Kreativität der Bewerberinnen. Und Zeichnen sei wichtig im Konditorhandwerk, früher noch mehr als heute. So habe sie noch gelernt, eine Torte für den Kunden zunächst im 1:1-Maßstab zu zeichnen. Heute dagegen kämen viele bereits mit Instagram-Fotos als Vorlage ins Geschäft. Zudem gibt es längst einen Katalog – vor allem für die vielen Variationen bei den Hochzeitstorten. Die Marzipanfiguren – bei der Prüfungsarbeit waren es Frösche und Schafe – sind jede einzeln mit der Hand geformt. Die Lebensmittelfarbe wird heutzutage mit Airbrush aufgetragen. Früher musste das Marzipan komplett eingefärbt werden.
Fanny Hoyer hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Aufgewachsen in Klingenthal, hat ihre Oma sie dort für das Backen interessiert, dann besuchte sie gemeinsam mit ihrem Vater einen Pralinenkurs. „Danach wurde es ernst“, erinnert sie sich. Schon zur Konfirmation versorgte sie ihre Gäste mit selbstgebackenen Torten und handgemachten Pralinen. Weil die Eltern den Backgeruch nicht ständig in der Wohnung haben wollten, richteten sie für ihre Tochter eine kleine Werkstatt im Keller mit eigenem Backofen und anderem Zubehör ein. Als 16-Jährige zog sie zu Hause aus, suchte sich eine kleine Wohnung in Dresden und begann ihre dreijährige Ausbildung. Eltern und Großeltern halfen und stockten das Bafög auf. „Ich wollte gern in einem kleinen Betrieb lernen“, sagt sie und hatte sich nach längerem Suchen bei Silke Zimny beworben.
Diese erinnert sich: „Fanny war bei uns zum Probearbeiten. Ihre Leidenschaft für den Beruf hat man gleich gemerkt. Da ist die Entscheidung nicht schwer gefallen.“ Im Sommer 2019 wurde sie in eine Festanstellung übernommen. Pläne für die Zukunft gibt es auch. Konditormeisterin werden und ein eigenes kleines Geschäft eröffnen – das könne sie sich gut vorstellen, sagt Fanny Hoyer.
2018 gab es in Sachsen in den 172 Konditorei-Fachbetrieben 178 Konditor-Lehrlinge, überwiegend weiblich. In der Konditorei und Café Maaß beginnt der Arbeitstag um 5 Uhr, am Sonnabend ein halbe Stunde früher. Darum geht bei Fanny abends gegen 21.30 Uhr das Licht aus. „Im Sommer, wenn es draußen noch hell ist, fällt das schon schwer“, meint sie. Jetzt, wenn die Tage kürzer werden, sei es langsam etwas leichter. Was ihr besonders an ihrem Beruf gefällt? Die Kreativität und die Möglichkeit, Geschmacksrichtungen immer wieder neu zu kombinieren. Und, fügt Fanny Hoyer hinzu, besonders schön sei es, wenn das Ergebnis den Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
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