Seit mehr als fünf Jahren lebt Christina Zschabran jetzt schon ihren Traum der Selbständigkeit. Am 1. Dezember 2013, da war sie 28 Jahre alt, hat sie sich als eingetragene Kauffrau im Handelsregister angemeldet. „Ja, als e. Kfr. Das wollte ich so“, sagt sie und ist auch heute noch davon überzeugt. Wenige Tage später eröffnete sie ihren eigenen Edeka-Markt an der Großenhainer Straße. Heute führt sie ein Team mit 56 Mitarbeitern. „60 Prozent davon sind Frauen“, sagt sie und „ich bin sozusagen der Kopf der Bande“.
Wann immer es möglich ist, verlässt sie ihr kleines Büro im Lager des Marktes. Der Sonnabend sei dafür besonders gut geeignet. Dann schweigt das Telefon, im Mail-Postfach ist auch Ruhe. Dann könne sie „in der Fläche zu sein“ und auch mal Regale einzuräumen. „Das mache ich gern. Ich möchte das auch nicht verlernen“, kommentiert sie diese Angewohnheit.
Im Mai stehen Veränderungen im Edeka-Markt an. Der Obstbereich wird umgebaut. „Wir wollen hier vor allem die Frischeabteilung aufpeppen“, kündigt Christina Zschabran an. Auch der Backshop bekomme eine neue Gestaltung. Ausweiten will das Markt-Team in diesem Jahr auch die Lieferungen nach Hause. Viele ältere Kunden kämen mit der Straßenbahn, würden ihren Einkauf erledigen und sich dann alles nach Hause bringen lassen. Bisher sei dieses Angebot auf zwei Tage in der Woche beschränkt. Das wolle man jetzt ausbauen. Das dafür notwendige größere Auto stehe schon auf dem Hof. Vom Onlinehandel mit Hauszustellung, wie ihn andere anbieten, sei das aber noch weit entfernt.
„Wir haben viele Kunden, die gern kochen und selbst Rezepte ausprobieren“, erzählt Christina Zschabran. Dann stehen sie mit ihren Smartphones in den Gängen auf der Suche nach den Zutaten. „Wenn sie dann zum Beispiel ein bestimmtes Gewürz nicht finden, recherchieren wir selbst und suchen einen Lieferanten, bei dem wir dann den Artikel bestellen“. Das sei dann jedes Mal eine neue Herauforderung. Außerdem würden viele Familien mit Kindern hier einkaufen. Da stünden nicht die Fertiggerichte auf dem Einkaufszettel.
Rund 22.000 verschiedene Artikel finden sich in den Regalen, Boxen oder Tiefkühltruhen. Bei deren Verwaltung habe die Digitalisierung vieles vereinfacht. „Einräumen und kontrollieren“ seien jetzt enorm wichtig. Sonst funktioniere das moderne Warenwirtschaftssystem nicht.
Die Selbständigkeit bestimmt das Leben von Christina Zschabran spätestens, seit sie als 16-Jährige in ihre erste eigene Wohnung zog. Mit 18 Jahren machte sie ihren Führerschein. Auf die dreijährige Lehre folgte gleich eine Weiterbildung. Dafür konnte sie das Junioren-Aufstiegsprogramm nutzen, eines der vielen Karriereangebote innerhalb des Edeka-Verbundes. Sie arbeitete als Abteilungsleiterin und stellvertretende Marktleiterin. Ein Jahr lang qualifizierte sie sich bei einem selbständigen Kaufmann in Schweinfurt weiter, besuchte neben der Arbeit Seminare in Arbeitsrecht, Mitarbeiterführung und Rechnungswesen. Dort sei sie „die aus dem Osten“ gewesen und war als 20-Jährige auch für deutlich ältere Mitarbeiter verantwortlich.
Danach kehrte sie in ihre Heimat nach Bautzen zurück und hat als sogenannter Springer verschiedene Märkte erlebt. „In der Zeit habe ich viel gesehen und gelernt“, sagt sie heute. Zum Beispiel in Rothenburg in der Oberlausitz. „Nachdem dort der Markt abgebrannt war, haben wir anderthalb Jahre im Zelt verkauft.“ Erste Erfahrungen als Marktleiterin konnte sie dort ein Jahr lang sammeln.
Dann habe sie sich gefragt: „Was geht noch?“ Die Antwort hat sie für sich gefunden: Weiterbildung zur Führungskraft Handel. Dafür wechselte sie in die Oberpfalz, wurde stellvertretende Marktleiterin. „Fünf Jahre habe ich dort ausgehalten. Als ich dann erfuhr, dass in Dresden ein neuer Markt öffnen wird, habe ich mich beworben“, erzählt sie. Das sei die Gelegenheit gewesen, sich endlich selbständig zu machen.
So ist es dann auch geworden. Die Gebäude des Marktes und des Getränkemarktes habe sie vom Edeka-Verbund gemietet. „Alles andere gehört mir. Dafür bin ich selbst verantwortlich“, sagt Christina Zschabran. Trotz ihrer neuen Verantwortung gibt sie noch keine Ruhe. Gerade erst beendete sie erfolgreich eine zweijährigen Weiterbildung im „Unternehmer-Kompetenzprogramm“.
„Jetzt hole ich aber erst einmal Luft. Im Moment passt alles. Ich bin zufrieden und muss jetzt nicht schon wieder etwas Neues ausprobieren“, sagt die 34-Jährige und macht dann doch noch eine Einschränkung. „Die Familienplanung ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen“. Sie sei einfach zu viel unterwegs gewesen und habe den Kopf immer voll mit neuen Aufgaben und Plänen gehabt.
Dresden und Pieschen hat sie in den vergangenen fünf Jahren gut kennengelernt. Seit vier Jahren engagiert sich Christina Zschabran beim Stadtteilfest „Sankt Pieschen“, ist dort einer der Hauptsponsoren und finanziert vor allem Angebote für Kinder. „Ich bin hier angekommen.“
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