Bürgergespräch zur Zukunft von Schloss Übigau – sind 500 Meter Fußweg zumutbar?

Nix war mit vorsichtigem Rantasten! Gleich die erste Anwohner-Frage brachte das Thema des Mittwochabends aufs Tableau: Wo sollen künftig die Besucher des Übigauer Schlosses parken? Schließlich plant die Comödie Dresden Sommertheater auf dem Schlossgelände – mit Platz für 400 Zuschauer pro Vorstellung.

Ja, das sei eine schwierige Frage, gab Jörg Schneck, Projektleiter der Schloss-Sanierung, unumwunden zu. „Auf dem Schlossareal geht es nicht“, meinte er, und schob nach: „Da sind wir noch am Tüfteln.“ Für den bevorstehenden Sommer habe man zum Glück eine Vereinbarung mit dem Betreiber des nahe gelegenen Edeka-Marktes treffen können. Theaterbesucher können den Parkplatz an der Werft-/Ecke Tauberthstraße nutzen und von dort zu Fuß zum Schloss gehen – reichlich 500 Meter. Sofort hagelte es Kritik einiger älterer Anwohner: „Das läuft doch keiner!“ „Das ist zu weit!“

„Dresdner haben eine Schlösser-Macke“

Zeit für das erste flammende Plädoyer von Olaf Maatz, Geschäftsführer der Comödie: Er mahnte an abzuwägen, was stärker wiege: das gesellschaftliche Interesse an der Erhaltung des Schlosses oder das private Interesse der Anwohner. Er könne den Unmut mancher Übigauer verstehen, falls dann der Stadtteil zugeparkt sei und fremde Autos „vor dem Fenster“ stehen, aber: „Einen Tod müssen wir sterben.“ Da die Dresdner sich so stark für ihre historische Architektur interessieren – „Die haben eine völlige Macke mit ihren Schlössern – zu recht, weil das toll ist!“ –, bringe in seinen Augen die Wiederbelebung des Schlosses mehr Nutzen als Schwierigkeiten. Und am Rande: Wer sich nicht in der Lage sähe, 500 Meter zu laufen, der solle sich über seine Gesundheit Gedanken machen.

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Das sieht auch Bauunternehmer Frank Wießner so, der die Gebäude südwestlich des Schlosses sanieren wird. „Der öffentliche Straßenraum ist für alle da“, sagte er nach der Veranstaltung im Gespräch mit Pieschen Aktuell. „Dieser Egoismus – ‚Das ist mein Parkplatz!‘ – muss weniger werden!“

Comödien-Geschäftsführer Olaf Maatz, Sanierungs-Projektleiter Jörg Schneck und CDU-Stadtrat Veit Böhm (v. l.). Foto: T. Tröger

Wann bezieht man die Anwohner ein?

Ein weiterer Kritikpunkt, den Uwe Jacob von der Bürgerinitiative „Hochwasserschutz Übigauer Insel“ anbrachte, war die aus seiner Sicht mangelnde Einbeziehung der Anwohner. „Wir finden‘s alle toll, dass am Schloss was passiert, aber waren besorgt, weil wir nicht informiert wurden. Viele Leute haben sich dran gestoßen, dass sie übergangen wurden.“

Theatermann Maatz fragte augenzwinkernd zurück, ob er abends von Tür zu Tür hätte gehen sollen, und schilderte dannn ernsthaft seine Beweggründe: Für die neuen Eigentümer und Betreiber sei wichtig gewesen, zunächst mit den Behörden zu reden und drängende Fragen zu klären. „Eine Erklärung, was man macht, gibt man erst ab, wenn man ein Ergebnis hat. Wenn Sie sowas zu zeitig machen, verlieren Sie gegebenenfalls Ihr Gesicht.“

Langwierige Sanierung

Eile sei beim Schloss Übigau fehl am Platze. „Wir wollen keine Schnellschüsse.“ Mit so einem alten Gebäude müsse man sorgfältig umgehen, „denn wir müssen möglicherweise die nächsten 600 Jahre damit klarkommen“. Deshalb wollen sich die neuen Schlossherren Zeit lassen für ihre Entscheidungen und das Gebäude nach und nach sanieren. Natürlich spielen auch Kostengründe und langwierige Abstimmungsprozesse, etwa mit dem Denkmalschutz, eine Rolle, ergänzte Projektleiter Schneck. „Die Frage ist ja auch: Welche Zeitepoche aus der Schlossgeschichte wollen wir darstellen?“ Einige nachträglich eingesetzte Wände haben die Eigentümer schon entfernt, neue Fenster im Erdgeschoss eingesetzt, Gespräche mit Kunstexperten der Hochschule für Bildende Künste geführt. „Aber der morbide Charme des Hauses wird noch eine Weile erhalten bleiben“, so der Sanierungsexperte.

Dutzende Anwohner waren gekommen, um mehr über die geplanten Projekte zu erfahren. Foto: T. Tröger

Informationen aus erster Hand

Die anwesenden rund 60 Übigauer nutzten die Chance, aus erster Hand Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Fünf Vorstellungen vom „Wirtshaus im Spessart“ pro Woche seien geplant, so Maatz, jeweils von Mittwoch bis Sonntag. „Und wenn es gut läuft, auch Montag und Dienstag.“ Stöhnen an einigen Plätzen: „So oft?!“ Maatz kam nicht umhin, mehrfach zu betonen, dass die Comödie ein privates Theater sei, das natürlich wirtschaftlich rechnen müsse. „Unsere Mitarbeiter müssen davon leben.“ Gespielt werde auch bei Regen. „Wir machen seit 2015 Sommertheater im Hotel Elbflorenz, und da sind erst drei Vorstellungen ausgefallen.“

Die Bühne werde direkt vor dem Schloss stehen, sodass das Übigauer Schloss quasi als „Wirtshaus“ dienen könne. Die Zuschauer sitzen mit dem Rücken zur Elbe und blicken direkt auf das illuminierte Schloss. Mit seinem Schwärmen für das geplante Sommertheater vor der Schlosskulisse steckte Maatz die Zuhörer offenbar an. Für die Information, dass bereits 5.000 Karten fürs Sommertheater verkauft seien, erntete der Theaterchef sogar spontanen Beifall.

Sommerwirtschaft auch für Nicht-Theatergäste

Die Vorstellungen werden jeweils 20 Uhr beginnen und zwei Stunden dauern, sodass die Nachtruhe gewährleistet ist. Und die Sommerwirtschaft sei selbstverständlich auch für Menschen geöffnet, die nicht ins Theater gehen. Wer bis in den frühen Abend hinein im Biergarten sitzt, wird freundlich darauf hingewiesen, dass bald die Vorstellung beginnen wird. Die genauen Öffnungszeiten stehen laut Maatz auf der Website www.elbschloss-uebigau.de. Die Seite ist jedoch aktuell nicht erreichbar.

Nach einer Stunde freundlichen Gesprächs gingen die Schlossbetreiber und die Anwohner mit der losen Vereinbarung auseinander, sich im Herbst zu treffen, um den Sommer Revue passieren zu lassen. Bei dieser Gelegenheit könne man Positives wie Problematisches besprechen, so Maatz.

3 thoughts on “Bürgergespräch zur Zukunft von Schloss Übigau – sind 500 Meter Fußweg zumutbar?

  1. Dieter Schmitz sagt:

    Einen Tod müssen wir sterben. Ein schöner Anfang für ein konstruktives Gespräch.

    Erst die wichtigen Leute, die Verwaltung. Und dann die Bürger und diese haben gefälligst zu kuschen. Von Tür zu Tür gehen: Unzumutbar. Aber: So macht man das nun mal, sofern man ein Profi ist.

    Hunderte von Veranstaltungen unterschiedlicher Größenordnung. Und jedes beginnt mit Besuchen vor Ort. Für kleinere Veranstaltungen (500 Gäste) wird drei Monate vorher die erste Begehung gemacht. Für größere (25000 – 100000) braucht man schon mal einen Vorlauf von zwölf Monaten. Vor dem Drucken der Veranstaltungsflyer und Plakate werden Handzettel gedruckt mit Hinweis auf Art und Charakter der Veranstaltung, mit Kontaktdaten, der Bitte um Fragestellung bei Bedenken aller Art und in jeden Briefkasten im Ort, und auch in den umliegenden Ortschaften eingeworfen. Jedes Gespräch wird gesucht um Fragen zu beantworten über Lärm und alle möglichen Unwägbarkeiten, die eine gut gemeinte Veranstaltung in Frage stellen könnten. Der Ortspolizeier wird mit Familie eingeladen, die Bürger werden ausdrücklich um ihren Besuch gebeten. Vor Ort beschäftigt man sich mit diesen, führt durchs Gelände, stellt Fragen über deren Erwartungshaltung und macht Notizen zu Fragen die man nicht direkt beantworten kann. Man bindet die Leute ein und beschimpft sie nicht.

    Mal eine Frage aus der Praxis: Bei 5000 bereits verkauften Karten, ist da schon Geld drin für einen Zubringerbus? So macht man das außerhalb Dresdens.

    Falls gewünscht: Ich kenne den Unternehmer der im vergangenen Jahren Rock am Ring mit 20 Bussen bedient hat. Alter Freund von mir. Macht seit 70 Jahren (das Unternehmen) kleine und große Sachen. So richtig große Sachen mit Tausenden Besuchern pro Tag. Kann aber auch kleine Sachen mit drei oder weniger. Stelle gerne den Kontakt her zu Profis.

    Der auf dem zweiten Bild von oben rechts sitzende, der mit der Bademütze, kann natürlich alternativ einen Tragedienst einrichten.

    Und ja, die Arroganz. Hochḿut kommt vor dem Fall. Ob dass so 600 Jahre werden, da sind jetzt Zweifel.

  2. Der Paul sagt:

    Ja, ja, der Herr Schmitz weiß wie es geht, wie immer und kennt sich auch mit herabsetzenden Äußerungen, gegenüber anderen aus.

    Der Paul

    • Dieter Schmitz sagt:

      Die von mir im Text beschriebenen Vorgehensweisen sind nicht von mir erfunden worden. Wurden aber über etliche Jahre angewendet und durch jeweilige neue Erfahrungen ergänzt. Auch aus den Erfahrungen anderer kann man mit Hilfe von Kommunikation lernen Fehler zu vermeiden. Und es ist ein kapitaler Fehler in einer solch isolierten Lage in der sich dieses wunderschöne Kleinod befindet eine Frage wie Zufahrtswege und Parkplätze als unbedeutend zu erachten. Dies muss zwangsläufig zu Unmut bei den betroffenen Bürgern führen. Bereits einer, ein einziger Bürger, der, aus welchem Grund auch immer, sich veranlasst sieht nach der Polizei zu rufen, ist einer zuviel und kann den positiven Charakter einer solchen Veranstaltung ins negative ziehen.

      Die im Artikel genannten Äußerungen sind völlig inakzeptabel. So redet man nicht mit Menschen mit denen man gut zusammenarbeiten will. Einem Anwohner gefühlte Rechte streitig zu machen erfordert so etwas wie Fingerspitzengefühl. Die Veranstalter sind Gäste vor Ort und keine Holzfäller.

      Wohlgemerkt, die genannte Veranstaltung wird von mir als solche ausdrücklich begrüßt. Eine wunderbare Ergänzung im Kulturangebot. Leider ohne Liselotte Pulver, aber man kann nicht alles haben. Den Veranstaltern wünsche ich größtmöglichen Erfolg, komme jedoch nicht umhin den eher schwachen Start zu bemängeln. Das war nicht notwendig und führt dazu dass die Bewohner jetzt genau hinschauen und die, die eher dagegen sind, jetzt jeden, wenn auch nur scheinbaren Fehler, sofort als Bestätigung erkennen. Genau dies gilt es bereits im Vorfeld zu verhindern.

      Was genau meinen Sie mit herabsetzenden Äußerungen?

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