Aprikosengarten – Gemeinschaftliches Gärtnern als Demokratie-Projekt

Wer in der Stadt wohnt und Lust auf Gärtnern hat, muss sich meist mit dem Bepflanzen des Balkons zufriedengeben. Doch der „Aprikosengarten“ auf der Leisniger Straße schafft Abhilfe. Gärtnern in Gemeinschaft und Nachhaltigkeit sind hier das Credo.

Beim Öffnen des Tors zum „Aprikosengarten“ auf der Leisniger Straße ist zunächst niemand zu sehen. Trotz Tag der offenen Tür. Schon wenige Sekunden später jedoch ragt ein Gesicht durch die Stängel, Blätter und Blüten. Es ist Sonja Berles, die gerade die von der Trockenheit geplagten Pflanzen gießt. Kurz die Hände an der Hose abgewischt, startet sie einen Rundgang durch den Gemeinschaftsgarten.

Von Schokominze bis Erdnussrucola

In den Beeten wachsen Wurzelgemüse, Bohnen, Erbsen, Tomaten, Auberginen und Zucchini. Es gibt drei verschiedene Minze-Sorten, Mini-Gurken, die so groß wie Erdnüsse sind, und Erdnussrucola, der jedoch nur nach Rucola und nicht nach Erdnuss schmeckt. Außerdem gibt es im „Aprikosengarten“, abgesehen von Aprikosen, alles, was später mal im Marmeladenglas landet: Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Pflaumen, Rhabarber und Aroniabeeren.

Ein Blick in die Beete des "Aprikosengartens". Neben Obst- und Gemüsebeeten wächst es hier an der ein oder anderen Stelle auch wild.

Ein Blick in die Beete des „Aprikosengartens“. Neben Obst- und Gemüsebeeten wächst es hier an der ein oder anderen Stelle auch wild.

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Stephan Schumann - SPD


Gemeinschaft und Nachhaltigkeit gehören zur Philosophie

Der „Aprikosengarten“ ist ein Mitmach-Projekt für alle Städter, die Lust auf Grün haben. Das Prinzip, auch als „Urban Gardening“ bekannt, beruht auf Gemeinschaft und Nachhaltigkeit. Gemeinschaft heißt, es gibt keine eigenen Beete, wie man es aus den Kleingartensparten kennt. Vielmehr wird gemeinschaftlich geplant, gepflanzt und gepflegt. An der Ernte können sich alle gleichermaßen bedienen. Verteilungsregeln gibt es hierfür keine. Der gesunde Menschenverstand reiche da meist aus, erzählt Sonja Berles.

Dennoch – wie in allen Gemeinschaftsprojekten treffen auch im Aprikosengarten verschiedene Menschen aufeinander, mit verschiedenen Vorstellungen über gemeinschaftliches Tun. Doch gerade das ist das Spannende für Sonja Berles. Wie funktioniert ein demokratisches Zusammenleben ohne festgelegte Strukturen? Wie kann man einen Garten gemeinsam betreiben? Diese Fragen stehen für die freischaffende Künstlerin im Vordergrund. Da jede Demokratie den Austausch von Meinungen braucht, reden die Aprikosengärtner einmal im Monat beim „Gartentreff“ über alles. Dann besprechen die Mitglieder auch, was sie im nächsten Frühjahr anpflanzen möchten. Hier ist „Nachhaltigkeit“ das große Stichwort. Denn neben der Gemeinschaft ist eine ökologische Anbauweise beim „Urban Gardening“ und auch im „Aprikosengarten“ Bestandteil der Philosophie. Berles und die anderen Hobbygärtner bepflanzen ihre Beete mit einer Fruchtfolge, wonach auf keinem Beet zweimal nacheinander das selbe Obst oder Gemüse wächst. So bleiben, anders als bei der Monokultur, die Böden auf lange Sicht fruchtbar.

Einen grünen Daumen braucht es nicht

Sonja Berles hatte bereits ein Jahr lang Berufserfahrung in der Bio-Landwirtschaft gesammelt. Dennoch, einen grünen Daumen oder tiefgehende Pflanzenkenntnisse braucht es im „Aprikosengarten“ nicht. „Gießen reicht schon“, sagt Berles, die seit 2014 mitmacht. Dass man kein leidenschaftlicher Gärtner sein muss, zeigt auch Eva Pelz. Die Ärztin ist seit 2013 beim Gartenprojekt mit dabei und hat’s anders als Sonja Berles „gar nicht so mit dem Gärtnern“, wie sie erzählt. Für sie ist der „Aprikosengarten“ vor allem ein Ort des Zusammenkommens.

Wie es zur Idee kam

Mittlerweile ist der „Aprikosengarten“ acht Jahre alt. Gestartet war das Projekt 2011 mit der Idee eines Gemeinschaftsgartens von Landschaftsarchitektin Ina Franzke und Stadtplaner Markus Weber. Gemeinsam planten und entwickelten sie die Grünanlage und pflanzten noch im selben Jahr den ersten Aprikosenbaum. Von den Gründungsmitgliedern sei kaum noch jemand dabei, erzählt Sonja Berles. Dank neuer Mitglieder, die über die Jahre hinzukamen, wächst und gedeiht es im „Aprikosengarten“ jedoch nach wie vor.

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