Schwatz und Gesang am Tag des offenen Denkmals im Zentralwerk: Während die Besucher an einer Führung über das Areal teilnahmen oder sich dem köstlichen Kuchenbasar widmeten, öffnete der Künstler Dieter Beckert die Tür zu seiner brachialromantischen Studiobühne extra weit. Wer sich hierher verirrte, wurde nicht nur zu Kaffee oder Bierchen eingeladen, sondern auch zum Schwatzen und Singen. Ilona und Karlheinz Huste kamen und blieben, denn schnell traten spannende Geschichten zutage. Und irgendwie hängt in Dresden doch alles miteinander zusammen.
Eigentlich in Reick zu Hause, hatte Ilona Huste das Zentralwerk bewusst für einen Ausflug am Tag des offenen Denkmals ausgewählt. Schließlich hatte sie von 1966 bis 67 hier in der Druckerei gearbeitet, im Rahmen ihrer „Berufsausbildung mit Abitur“. Sie kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als sie im Karl-Herrmann-Saal in die Kantine ging oder am Abend zum Betriebsvergnügen, wie das damals hieß. Und an noch frühere Zeiten, als sie dort im Kindesalter die Aufführungen einer Laienspielgruppe besuchte.
Karlheinz Huste war zu DDR-Zeiten selbstständiger Tischlermeister – damals, als Brachialromantiker Dieter Beckert noch als Förster den Baumbestand kontrollierte und quasi ein Lieferant für die Tischler war. Lang, lang ist´s her, so wie das Lied von der Festung Königstein, das Beckert spontan mit der Gitarre anstimmte. Neben Gärtnern, Bäckern und Lehrern war dort natürlich auch ein Tischler zugange, was die drei in neu gereimter Versform besangen.
Den Beruf des Försters hatte Dieter Beckert zugunsten der Musik ja recht schnell an den Nagel gehängt. Das Holz blieb jedoch ein täglicher Begleiter – verarbeitet zur Gitarre, die der Musiker immer in Griffnähe hat. Ob ein Gesangsprojekt mit Woodstock-Songs oder eine Ausstellung zur Druckereigeschichte – viele Ideen hat der Künstler im Kopf.
Momentan arbeitet er mit Peter Till an einem neuen Programm für „Merlins Wunderland“. Es trägt den Titel „Sternstunden der Menschheit. Die galaktische Dinnershow“ und hat am 12. Oktober Premiere. Das Programm ist der Höhepunkt im Jubiläumsjahr von Dresdens erstem Restaurant – Theater, das gerade den 20. Geburtstag feiert. Beckert ist hier ein Urgestein und hat mit Peter Till neun Programme inszeniert und sie mit seinen brachialromantischen Sprüchen und Geschichten gespickt. Geschichten, die ihm in Gesprächen begegnen, so wie am Tag des offenen Denkmals.
Der Artikel ist ein Gastbeitrag von Sabine Mutschke.
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