Thema: Stadtbezirksbeirat

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Ortsbeirat Pieschen will Wohnquartier statt Globus SB-Markt am Leipziger Bahnhof

Der Ortsbeirat Pieschen hat sich am Dienstagabend einhellig für ein Quartier mit Wohnen, Gewerbe und Grün am alten Leipziger Bahnhof statt eines Globus SB-Marktes ausgesprochen. Die Ortsbeiräte stimmten bei nur einer Enthaltung geschlossen für die Planungsvariante 1 des Masterplanes Leipziger Vorstadt und folgten damit der Empfehlung der Stadtplaner. Bereits Ende 2017 hatte sich der Ortsbeirat Neustadt klar gegen eine Planungsvariante mit Globus ausgesprochen.

In der Vorlage heißt es, dass eine Entscheidung für die Variante 1 die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses zum „Vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 6007, Dresden-Neustadt, Globus SB-Markt am Alten Leipziger Bahnhof“ zur Folge hat. Dieser Beschluss sei „mit dem stadtentwicklungspolitischen Leitbild, wie im Masterplan Nr. 786.1, Variante 1 formuliert, inhaltlich nicht vereinbar“.

Die Frage, welche alternativen Standorte die Stadtverwaltung dem Einzelhandelskonzern Globus angeboten hat, konnte oder wollte Jürgen Schwartzmann vom Stadtplanungsamt – er hatte den Masterplan im Ortsbeirat erläutert – nicht beantworten. Eigentlich sollte die Suche bis Ende 2017 abgeschlossen sein.

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Die einzelnen Quartiere im Masterplangebiet. Quelle: dresden.de

Der Masterplan Leipziger Vorstadt / Neustädter Hafen umfasst die Flächen nördlich und südlich der Leipziger Straße zwischen Marienbrücke und Erfurter Straße und den Schulstandort Gehestraße. Das umstrittene Areal zwischen Leipziger Straße und Bahngleisen ist in der Vorlage in das „Quartier 9 – Wohnen an der Orangerie“ und „Quartier 10 – Alter Leipziger Bahnhof“ (hier will Globus bauen) gegliedert. Rings um die Orangerie kann ein Wohnquartier mit 310 Wohnungen, mit starker Durchgrünung und Nutzergärten entstehen. Am Alten Leipziger Bahnhof sehen die Planer eine „öffentliche kulturelle, museale oder/und Bildungsfunktion und gleichzeitig im variablen nördlichen Abschnitt eine Wohnnutzung“ und veranschlagen hier 244 Wohnungen. Insgesamt können im Masterplangebiet, wenn der Stadtrat die Variante 1 beschließt, mehr als 1.300 neue Wohnungen entstehen, eingebettet in viel Grün und mit kleinen Gewerbebetrieben durchmischt.

Am weitesten fortgeschritten sind die Arbeiten am Schulcampus Gehestraße (im Masterplan Quartier Nr. 6), wo ab Sommer 2019 rund 2.000 Schüler das Gymnasium und die Oberschule besuchen sollen. Kurz vor der Fertigstellung sind die rund 40 Wohnungen an der Hafenstraße (Quartier Nr. 5). Im Areal Hafencity (Quartier Nr. 3) wurde bereits die Melkus-Villa saniert, die Bauarbeiten für ein Kreativzentrum haben begonnen. Das zentrale Hafencity-Vorhaben, der Bau von rund 390 Wohnungen, steht kurz vor der Genehmigung durch den Stadtrat. Im Quartier 1 soll das „Elbviertel am Alexander-Puschkin-Platz“ entstehen. Das war bisher unter dem Namen Marina Garden bekannt. Die Fläche gehört der Architektin Regine Töberich, die sich mit der Stadt noch um Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe streitet. Bauen, so hat es Töberich angekündigt, will sie hier nicht mehr. Für die Quartiere 7 und 9, in denen eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe vorgesehen ist, gibt es bisher Absichtsbekundungen der Eigentümer – die Procom Invest aus Hamburg und die zum Kaufland-Konzern gehörende SIV Immobilien Holding wollen auf ihren Flächen rund 500 Wohnungen bauen.

Die Quartiere 2 und 8 gehören zur sogenannten Kulturspange. Hier sind Einrichtungen wie der Alte Schlachthof, der Klub Neu und an der Elbe die Showboxx angesiedelt. Das Freizeitangebot von Citybeach mit Bar, Tischtennis, Sonnenliegen und Beachvolleyballplätzen muss dagegen wie auch Purobeach weichen. Auch für die Antik-Händler an der Leipziger Straße laufen die Mietverträge Ende Februar aus. Zu den Bestandsbauten im Masterplangebiet gehören Wohngebäude wie der ehemaligen Zollhofes und Gewerbeeinrichtungen wie das Pharmazieunternehmen Menarini.

SPD-Ortsbeirat Stefan Engel begrüßte die einhellige Entscheidung. „Neustadt und Pieschen wollen keinen überdimensionierten Einkaufsmarkt mit riesigen Parkplätzen und Verkehrschaos. In Dresden gibt es keinen Mangel an Einkaufsflächen, sondern ein immer größer werdendes Defizit an Wohnraum“, sagte er. Christian Helms, Ortsbeirat der Grünen, erklärte, dass „Märkte dieser Größe zur Folge haben, dass der Einzelhandel in der weiteren Umgebung aufgeben muss und damit die Nahversorgung gefährdet ist. Darüber hinaus sind Bauwerke dieser Größenordnung für den Denkmalstandort schwer verträglich“.

Die Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ hat sich in den letzten Wochen mit vielfachen Aktionen für eine Alternative zum Globus SB-Markt engagiert. Am kommenden Dienstag diskutieren im Rathaus Experten über Chancen und Möglichkeiten für ein neues Quartier zum Wohnen und Leben auf dem Areal an der Leipziger Straße.

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