Mit einer Jubiläums-Fatsche feiert der Jugendverein Rote Baum e.V. am Freitag im Club Puschkin seinen 25. Geburtstag. Die eine Version, was da unter dem Begriff Fatsche stattfindet, liefert das deutsche Slang Wörterbuch: „Feier, bei der ein zünftiges Maß an Alkohol im Spiel ist.“ Die andere beschreibt Tilo Kießling, der 1993 als erster Vorsitzender maßgeblich an der Gründung des Vereins beteiligt war. „Es sind alle eingeladen, die den Verein gut leiden können. Der Eintritt zur Party ist frei.“ Es gebe viel Musik zum Zuhören und Tanzen und Zeit zum Reden. Mit dabei sei neben den Gruppen B6BBO und 2LIMITED auch die Bigband des „The Israel Goldstein Youth Village of HaNoar HaTzioni Jerusalem“.
„Den Verein haben wir 1993 in der damaligen PDS-Geschäftsstelle in der Franz-Liszt-Straße in Strehlen gegründet“, erinnert sich Kießling, der bis 2003 an der Vereinsspitze stand. Damals hätten sich dort jede Woche etwa einhundert junge Leute getroffen. Der Verein sollte die Zukunft des Treffs sichern und weitere Angebote organisieren – wie die Ferienfreizeiten und die Jugendweihen. „Wir wollten etwas dauerhaftes auf die Beine stellen“, sagt er. Inzwischen hat der Verein längst seinen Sitz in Pieschen im „Haus der Begegnung“ auf der Großenhainer Straße.
Etwa sechshundert 14-Jährige hätten in Spitzenzeiten das Jugendweihe-Programm mitgemacht, jetzt seien es noch einhundert. „Es sind weniger, die wir dafür intensiver begleiten“, erklärt Kießling. Im Mittelpunkt der monatlichen Treffs stehe die Projektarbeit. Unter dem Motto „Was ist das gute Leben“ werde nachgedacht und diskutiert. Die Ergebnisse seien am Ende sehr verschieden – ein Film, eine Zeitschrift, ein Theaterstück. „Das bestimmen die jungen Leute selbst“, meint Kießling.
Bei den Ferienfreizeiten setzt der Verein jetzt wieder auf Wachstum. Die rot-grün-rote Stadtratsmehrheit hatte die Förderung der Ferienfreizeiten wiederbelebt. Pro Tag und Kind kämen jetzt 10 Euro aus dem Stadtetat. Bei Bedürftigen werde um weitere 10 Euro aufgestockt. „Diese Förderung wird vollständig weitergereicht und ermäßigt den Preis für die Teilnehmer, steigert nicht den Erlös des Vereines“, betont Kießling. Die Vorbereitung auf die Ferienfreizeiten beginne jedes Jahr mit der Werbung für die Betreuer und Betreuerinnen. Dafür habe man unter dem Titel „Haeuptling“ eigens ein Onlineangebot geschaffen. Zwar gebe es inzwischen einen Grundbestand beim Betreuungspersonal, aber Nachwuchs werde ständig benötigt. Die Ferienfreizeiten bezeichnet Kießling als „wunderbaren Lernort für Kindern“. Die meisten würden sich nicht kennen und lernen in einer kurzen und intensiven Zeit viel voneinander.
Neben den ehrenamtlichen Bereichen wie Jugendweihe und Ferienfreizeiten betreibt der Verein mehrere Projekte, die eine hauptamtliche sozialpädagogische Arbeit erfordern. Zu den fünf Projekten in Dresden gehören zum Beispiel die Streetworker von Sofa9 in Blasewitz oder vom Stadtkreuzer in der Neustadt. Längst ist der Verein, dem die Gesamtsteuerung der Aktivitäten obliegt, auf in anderen Städten aktiv. In Berlin-Hellersdorf betreibt ein Tochterunternehmen das Jugendhaus „Anna Landsberger“ und den Familientreff „Buntes Haus“.
Unsere Arbeit, darauf verweisen wir auch auf der Webseite, werde von der Landeshauptstadt Dresden, dem Land Sachsen, Berlin, dem Bund und aus EU-Töpfen gefördert, sagt Kießling. Darüber hinaus werde sie in der Stadt auch sehr kritisch aus den Reihen der CDU, FDP oder AfD beäugt. „Wir haben viele Angriffe politischer Gegner überstanden“, beschreibt Kießling aber auch Situationen, die deutlich über das kritische Begleiten hinausgingen. Neben der jährlichen Steuerprüfung, die bisher immer ohne Beanstandungen verlaufen seien, könne jeder Zuwendungsgeber selbst die Mittelverwendung prüfen, betont Kießling. „Das im Raum stehende Misstrauen ist darum schon ärgerlich“, sagt er.
Tilo Kießling stand selbst 20 Jahre an der Vereinsspitze, führt mehrere der Vereins-Töchter als Geschäftsführer, sitzt als Stadtrat für die Linke-Fraktion im Jugendhilfe-Ausschuss. Gemeinsam mit der jetzigen Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch bildete er von 2011 bis 2015 die Doppelspitze im Stadtverband der Linken. Der Jugendverein Roter Baum will nach eigenen Angaben „jungen Menschen eine kulturelle, soziale und politische Heimat sein“.
Am Freitagabend sind Misstöne unwahrscheinlich. „Wir wollen mit allen feiern, die uns gut leiden können“, sagt Vereinsgründer Kießling.
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