Über die Zukunft des Areals nördlich der Leipziger Straße – zwischen Eisenbahnstraße und Gothaer Straße – wollen viele Interessenten mitreden. Nachdem der Stadtrat mit dem Masterplan-Beschluss den Plänen eines Globus SB-Marktes einen Riegel vorgeschoben hat, haben sich neue Perspektiven eröffnet. Grundstückseigentümer, Projektentwickler, verschiedene Architekten, Bürgerinitiativen, die Parteien im Stadtrat haben sich bereits geäußert – viele Ideen liegen auf dem Tisch. Derzeit wird nach einer Klammer gesucht, mit der die verschiedenen Interessen unter einen Hut gebracht werden können. Gemeinwohlorientierte Stadtplanung könnte ein solcher gemeinsamer Nenner sein.
Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will darüber mit Anwohnern und Interessierten ins Gespräch kommen und hat für den 27. September unter dem Motto „Gemeinwohlorientierte Stadtplanung“ zu einer Diskussionsrunde zum neuen Stadtgebiet am Alten Leipziger Bahnhof eingeladen. „Wir möchten gern die Idee der gemeinwohlorientierten und kooperativen Stadtplanung in der Verwaltung, bei den Parteien und in der öffentlichen Meinungsbildung weiter verbreiten“, sagte Pieschens Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger. Neben Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne), den Grünen-Stadträte Thomas Löser und Johannes Lichdi sollen darum auch Bürgerinitiativen zu Wort kommen, die ihre Forderungen in der Vergangenheit bereits publik gemacht haben.
So hat die Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ in einem Ideenpapier Ansprüche an die Dresdner Baukultur im 21. Jahrhundert formuliert und schreibt: „Das nördliche Masterplangebiet ist wie geschaffen für die mustergültige, ja modellhafte Integration sozialer, ökologischer und ökonomischer Belange bei der Entwicklung urbaner Quartiere.“ Denkbar seien hier zum Beispiel genossenschaftliche und ähnliche Formen des Wohneigentums, ein auf kurzen Wegen erreichbares Angebot an Arbeitsplätzen in Büros, auf dem Dienstleistungssektor, in Einzelhandel und Gastronomie oder Beispiele für sparsames, ressourcenschonendes Bauen und experimentelles Bauen unter Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Das Quartier biete Platz für die Entwicklung besonderer Freiraumqualitäten, sei es in urbaner oder eher naturgeprägter Form, als Freizeittreff oder stiller Rückzugsort.
Die Initiatoren der „Zukunftsschutzgebiete“ vom Konglomerat e.V. haben sich grundsätzlicher zur Stadtplanung geäußert. „Im hochverdichteten Gebiet der Städte prallen die verschiedensten Vorstellungen vom richtigen Leben aufeinander. Deswegen ist die Stadt der Ort, an dem sich entscheidet, wie wir in Zukunft zwischenmenschlich und -räumlich wohnen wollen. Flächenpolitik ist letztlich Gesellschaftspolitik, denn mit der Entscheidung zur Widmung einer Fläche für das eine geht immer auch eine Entscheidung gegen das andere einher“, heißt es in einem Positionspapier, mit dem sich das Netzwerk vor wenigen Wochen an die Öffentlichkeit gewandt hat. Alle Beteiligten müssten dabei lernen: Die Bewohner, wie die knappen Ressourcen fair aufgeteilt und mehrfach genutzt werden können, die Stadtpolitik, welches Potential in der Einmischung in den Immobilienmarkt besteht und wie man politische Druckmittel wie das Vorkaufsrecht und Bebauungspläne gewinnbringend einsetzt, die Eigentümer, wie man ein positives Stadtklima mitgestaltet. Auch die Initiativen und Vereine selbst müssten lernen: Wie man sich selbst verwaltet und Interessensgemeinschaften bildet, um in der öffentlichen Wahrnehmung relevant zu werden und politisch Gehör zu finden.
Neben der Bürgerinitiative Wohnen am Leipziger Bahnhof und dem Konglomerat e.V. sind auch das Mietshaussyndikat und der Verein Geh8. Kunstraum und Ateliers als Gesprächspartner eingeladen.
WAS: Gemeinwohlorientierte Stadtplanung. Diskussion zum neuen Stadtgebiet am Alten Leipziger Bahnhof
WANN: Donnerstag, 27. September, 19 Uhr
WO: Verein Geh8 – Kunstraum und Ateliers, Gehestraße 8
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