Einer der Höhepunkte im Fußballjahr 1951 war der 21. Oktober. An diesem Sonntag trafen die beiden Dresdner Oberligamannschaften BSG Rotation und SG Volkspolizei aufeinander. Die „Rotationer“ gewannen vor 40.000 Zuschauern im Heinz-Steyer-Stadion mit 1:0. Den Siegtreffer erzielte der Stürmer Felix Vogel. Am ersten Tag dieses Jahres wäre er 90 Jahre alt geworden. Auf dem Pieschener Markusfriedhof hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.
„DDR-Fußball 1959“, so lautete im November 1995 die Titelzeile der von 1988 bis 2002 in Düsseldorf erscheinenden Fußballfachzeitschrift „Libero“. In dieser Ausgabe war ein Interview mit dem Fußballer und Trainer Felix Vogel veröffentlicht. Er ist der schon etwas älteren Generation unter dem Namen „Matz“ Vogel noch ein Begriff. In den 1950er Jahren schrieb er mit der Betriebssportgemeinschaft Rotation und dem Sportclub Einheit ein Stück Dresdner Fußballgeschichte.
„Ich hatte im November 1999 Gelegenheit, Felix Vogel in seiner Wohnung auf der Pieschener Osterbergstraße persönlich kennenzulernen“, weiß Jochen Hänsch, anerkannter Brunnenhistoriker der Stadt und Teilnehmer der Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest zu berichten. „In meiner Jugend konnte ich ihn nur von der Tribüne oder den Traversen im Stadion aus beobachten, und nun saß er mir gegenüber. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit und trotz seiner fast zweiundsiebzig Lebensjahre ein wandelndes Fußball-Lexikon. Was er nicht auswendig wusste, zitierte er aus seinen Merkbüchern. Wenn er im Fernsehen Fußballübertragungen sah, drehte er den Ton ab. Er konnte das Spiel selbst am besten beurteilen.“
Geboren wurde der gelernte Fernmeldetechniker und viele Jahre im Sachsenverlag auf der Riesaer Straße angestellte Felix Vogel am 1. Januar 1928 im Haus Oppellstraße Nr. 14, die seit 1956 den Namen des Schriftstellers Rudolf Leonhard (1889-1953) trägt. 1931 zog die Familie auf die Weimarische Straße. Hier, in der Leipziger Vorstadt, wuchs Felix Vogel auf, besuchte die 8.Volksschule auf der Konkordienstraße und spielte Fußball bei den Knaben der Dresdner Sportfreunde 01 auf dem Platz an der Bärnsdorfer Straße. Der schon als Sechzehnjähriger in zwölf Spielen der 1. Mannschaft eingesetzte Felix Vogel wurde Anfang 1945, wie viele seines Alters auch, noch zur Wehrmacht eingezogen.
Auf Grundlage der 1945 erlassenen Direktive Nr. 23 des Alliierten Kontrollrates in Deutschland, die das Bestehen nichtmilitärischer Sportorganisationen örtlichen Charakters auf deutschem Gebiet gestattete, war auch die SG Pieschen gegründet worden. Bei ihr spielte der nach kurzer Gefangenschaft zurückgekehrte Felix Vogel zunächst in der Jugendmannschaft. Ende April 1946 schloss sich die SG Pieschen der mitgliederstärkeren SG Mickten an, in der er recht schnell zum festen Spielerstamm der ersten Fußballmannschaft zählte. Das blieb auch so, als Anfang Mai 1950 die SG Mickten der 1948 gegründeten BSG Sachsenverlag beitrat, die wiederum am 11. Januar 1951 den neuen Namen BSG Rotation Dresden erhielt.
Die Zielstellung der „Direktive des Politbüros der SED zur weiteren raschen Aufwärtsentwicklung von Körperkultur und Sport“ vom 13. Juli 1954 bestand darin, den Leistungssport in der DDR zu fördern. Das hatte u. a. die Bildung von Sportclubs zur Folge. So gründete sich am 21. November 1954 im Moritzburger „Gasthof Adam“ auch der Sportclub Einheit Dresden, dessen Sektion Fußball aus Spielern der seit 1950 in der DDR-Oberliga vertretenen BSG Rotation Dresden gebildet wurde. Vier Jahre nach der Gründung des Sportclubs gewann die erste Fußballmannschaft den zum achten Mal ausgespielten „FDGB-Fußballpokal“ im Cottbuser „Max-Reimann-Stadion“ gegen den SC Lokomotive Leipzig mit 2:1. Der Pokal des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) war als Wanderpokal für zahlreiche Sportarten ausgeschrieben und feierte 1949 seine Premiere. Den höchsten Stellenwert hatte er im Fußballsport.
Felix Vogel, dessen Fußballerlaufbahn 1935 bei den Sportfreunden 01 begann, sich ab 1945 in der SG Pieschen und SG Mickten, den BSG Sachsenverlag sowie Rotation fortsetzte und die 1962 beim SC Einheit ein Ende fand, ist sowohl mit der Fußballgeschichte Dresdens, als auch mit der des Nordwestens der Stadt eng verbunden. Dass er nach seiner aktiven Zeit bis 1977 Fußballtrainer beim Sportclub Einheit bzw. beim FSV Lokomotive Dresden war und als Cheforganisator der Kinder- und Jugendspartakiaden eine verdienstvolle Arbeit leistete, soll nicht unerwähnt bleiben. Felix Vogel, eine der Symbolfiguren erfolgreichen Dresdner Fußballs vergangener Jahre, starb am 22. November 2002.
Anmerkung des Autors: Frau Marianne Vogel, die seit 1954 mit Felix Vogel verheiratet war, viele Jahre in der Leipziger Vorstadt wohnte und ihren Lebensabend in Pieschen verbringt, hat der Autor nicht nur die ihm zur Verfügung gestellten Fotos zu verdanken, sondern auch den obigen Titel für Brendler’s Geschichten. Es ist die Anfangszeile eines Liedes, welches nach jedem Spiel von der Mannschaft im Sportcasino auf dem Platz an der Eisenberger Straße angestimmt und von den Anhängern mitgesungen wurde. Übrigens war Felix Vogel nicht verwandt mit dem 1948 geborenen Eberhard „Matz“ Vogel, der von 1962 bis 1982 auf insgesamt 440 Oberliga-Einsätze kam und mit dem FC Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitzer FC) DDR-Meister sowie mit dem FC Carl Zeiss Jena dreimal Pokalsieger wurde.
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