Alttrachau 7

Brendler’s Geschichten: Feuerregen über dem Dorfe Trachau

Das aktuelle Verzeichnis des sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege klassifiziert im historischen Dorfkern des 1242 erstmals als „Trachennowe“ erwähnten Dresdner Stadtteils Trachau neun ehemalige Bauernhöfe und fünf mehrgeschossige Mietswohnhäuser als Kulturdenkmal.

Als ein solches ist auch das 3.360 Quadratmeter große Hausgrundstück Alttrachau Nr. 7 erfasst, in dem sich viele Jahrzehnte die 2013 nach Nossen (Sachsen) verlegte Außenstelle der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft befand. Seit diesem Jahr wird der ehemalige Bauernhof zu einem Wohnensemble umgestaltet. Es soll einmal aus insgesamt 12 Eigentumswohnungen bestehen, acht davon im Seitengebäude und vier in der ehemaligen Scheune.

Sandstein-Tafel

Die Tafel aus Sandstein an der Giebelfront bleibt erhalten. Foto: K. Brendler (2007)

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An der Giebelfront des Hauses befindet sich eine Tafel aus Sandstein. Sie soll erhalten bleiben. Die Tafel erinnert an die große Feuersbrunst von 1866. Ihr fielen acht Bauerngüter des Dorfes zum Opfer. Zu den Brandgeschädigten gehörte auch Carl Traugott Frantze (1825-1898). Er hatte sein Bauerngut im Jahre 1855 von der eigenen Mutter käuflich erworben. Von 1863 bis 1868 bekleidete er das Amt des Gemeindevorstandes. In dieser Eigenschaft hielt er den Ausbruch, Verlauf und die Folgen des Brandes schriftlich fest und fügte den Text als „Chronik des Jahres 1866″ den Trachauer Gemeindeakten bei. Dort heißt es: „1866, den 4. November, Sonntag abends, gegen 10 Uhr, ging eine schreckliche Feuersbrunst in unserem Dorfe auf. Bei Carl Gottlieb Frantze brach das Feuer von dem Heuboden und der mit Stroh gedeckten Scheune aus.“ Gemeindevorstand Carl Traugott Frantze und der von ihm genannte Carl Gottlieb Frantze waren nicht miteinander verwandt. Dieser hatte seinen Bauernhof 1860 für 5000 Taler dem Vater abgekauft. Der Hof befand sich hinter dem Gasthof zu Trachau, der seit 1881 den Namen „Goldenes Lamm“ führt.

„In wenigen Minuten“, so schreibt Gemeindevorstand Frantze weiter, „standen die anderen drei benachbarten Scheunen in Flammen und überschütteten das Dorf bei Nordwestwind mit Feuerregen, so dass bald auch auf der anderen Seite Rumps Scheune und Stallgebäude und Beuhnes ganzes Gebäude brannte.“ Daran erinnert eine weitere, allerdings schon stark verwitterte, Tafel am Haus Alttrachau 18. Auf ihr ist zu lesen: „Abgebrannt am 4. Nov. 1866. Erbauet im Frühling 1867 von J. G. Beuhne. Denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“

Attrachau Nr. 18

Die schwer lesbare Tafel am Hause Attrachau Nr. 18 zeugt ebenfalls von der Feuersbrunst. Foto: K. Brendler (2009)

Gemeindevorstand Frantze beendete seine Eintragung über die Feuersbrunst von 1862 wie folgt: „Der Besitzer des Grundstücks (Carl Gottlieb Frantze – Anmerkung des Autors), auf dem das Feuer ausbrach, wurde schon den zweiten Tag überführt und eingezogen. Sodann hat er in Dresden 12 Wochen gesessen. Am 12. Februar 1867 kam er aufs öffentliche Gericht und wurde zu 20 Jahren Zuchthaus nach Waldheim verurteilt. Da die Brandversicherung keine Entschädigung zahlte, wurde sein Bauerngut nicht wieder aufgebaut und die Felder im Konkursverfahren an mehrere Interessenten verkauft.“

Brendler’s Geschichten ist eine Serie, in der Klaus Brendler für das Onlinejournal Pieschen Aktuell in loser Folge an Orte, Ereignisse und Personen im Ortsamtsbereich Pieschen erinnert. Der Stadtteilhistoriker und Autor ist Vorsitzender des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ und Leiter der „Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest“. Er lebt in Dresden-Trachau.
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