Schlägt man im Duden die Bedeutung des Wortes lax nach, stößt man auf Unrühmliches: nachlässig, ohne feste Grundsätze, nicht streng. Sabine und Tassilo Lax haben nach dieser Definition ihren Namen wahrlich nicht nach der Tat. Das berufliche und private Duo brachte es zweimal zum Weltmeistertitel im Standardtanz. Und dazu gehört viel Ehrgeiz, Disziplin und Motivation. Das Paar gibt sein Wissen in der eigenen Tanzschule in Pieschen an den Nachwuchs weiter.
Was für viele Pubertierende der Bewegung gewordene Graus ist, war für Tassilo Lax der Beginn einer ziemlich erfolgreichen Karriere: die Tanzstunden. Wo andere sich vor schwitzigen Händen, willkürlich zugewiesenen Partnern und schmerzenden Zehen fürchteten, schätzte der kleine Tassilo den schicken Anzug und die Anwesenheit vieler hübscher Mädchen. Zu DDR-Zeiten war das Spektrum der Möglichkeiten für junge Tänzer begrenzt. Nach dem Tanzstunden-Hopsehopse, wie Tassilo es lächelnd nennt, gab es nach dem Anfänger- und dem Fortgeschrittenenkurs genau zwei Optionen: aufhören oder Tuniere tanzen. Tassilos Entscheidung war klar.
Die Wende eröffnete ihm die Möglichkeit, sein Talent bei gesamtdeutschen Tunieren zu vergleichen und erstaunt registrierte er, dass er überdurchschnittlich gut war. Wieder stand er an einem Scheideweg mit zwei Optionen: mache ich das Hobby zum Leistungssport oder entscheide ich mich für die abgesicherte Variante, eine Tanzschullehrerausbildung? In Berlin fanden Tassilo und seine Partnerin Sabine eine Schule, die ihnen beides ermöglichte. Der Turnierplan wurde auf die Ausbildung abgestimmt und der Sprung glückte. Zusammen mit seiner Partnerin tanzte sich Tassilo durch nationale und internationale Wettbewerbe.
Nach vier Jahren Hauptstadt zog es beide zurück nach Dresden. „Weltreisen hatten wir durch die Turniere beide genug“, begründet Tassilo. Im Jahr 2008 beschlossen sie den Spurt auf die Zielgerade. Das gemeinsame Projekt war die Weltmeisterschaft. „Und das haben wir dann ja auch durchgezogen“ sagt Tassilo schmunzelnd und reckt das Kinn. Nach der Weltmeisterschaft, führt er aus, sei so etwas wie Seelenfrieden eingekehrt. „Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen. Der Titel steht für alle Zeiten. Er kam auf dem Höhepunkt der Tänzerkarriere. Besser kann es nicht laufen.“
Als Lehrer gibt das Ehepaar Lax sein Wissen an den Nachwuchs weiter. Ganz entspannt. „Unsere Schüler müssen nicht unsere unerfüllten Träume erfüllen.“ Als Wertungsrichter sind sie ebenso gefragt wie als Trainer der Debütantinnen und Debütanten zum alljährlichen Semperopernball.
Seinen Wurzeln im Tanzstundenball bleibt Tassilo weiter treu. „Das ist eine schöne Tradition, die im Osten ausgeprägter ist als im Westen.“ Viele Jugendliche meldeten sich an, sagt er, und nach der anfänglichen Scheu werfen die Mädchen den Jungen im Anzug dann doch bewundernde Blicke zu und die Jungen lassen sich zu Komplimenten für schöne Kleider hinreißen. Ein Tanzstundenball hat womöglich einen anderen Zauber, wenn er die Perspektive auf einen Weltmeistertitel aufzeigt.
>> Dancing Joy mit dem Ehepaar Scheiding
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